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Veranstaltungsberichte

Über die Realisierbarkeit der Energiewende

von Christoph Bors, Cedric McCann

Bückeburger Mittagsgespräch 2019

Das Politische Bildungsforum Niedersachsen thematisierte die Gewährleistung der Energieversorgung in Zeiten der Energiewende. Ziel war es sowohl die Möglichkeiten als auch deren Grenzen aufzuzeigen.

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Seit mittlerweile über einem Jahr wird verstärkt in den Medien über die Notwendigkeit des Klima- und Umweltschutzes berichtet und in unserer Gesellschaft kontrovers diskutiert. Eine umstrittene Rolle spielt dabei der Mensch als alleiniger Verursacher. Unterdessen fordern verschiedene Akteure mit Nachdruck endlich zu handeln und setzen die Politik zusehends unter Druck.

Die Diskussion hat sich wahrscheinlich aufgrund ihrer Vielschichtigkeit bis heute nicht erschöpft. Daher thematisierte das Politische Bildungsforum Niedersachsen in einem Problemaufriss die Gewährleistung der Energieversorgung in Zeiten der Energiewende. Ziel war es sowohl die Möglichkeiten als auch die Grenzen aufzuzeigen.
Eröffnet wurde die Veranstaltung von Christoph Bors, dem Landesbeauftragten der Konrad Adenauer Stiftung in Niedersachsen. Ihm sei es ein Anliegen gewesen, diese Konstellation von Politiker, Experten und Jugendlichen herzustellen. Außerdem würden in der Debatte um den Klimaschutz häufig sachliche Inhalte fehlen und auf Emotionen gesetzt.
Ihm schloss sich der Bundestagsabgeordnete Maik Beermann an und betonte zugleich, dass er nichts von regulierenden Maßnahmen und Verboten halte. Sein Vertrauen stecke nach wie vor in der Sozialen Marktwirtschaft. Somit könnten über Subventionen nachhaltige Innovationen unterstützt werden.

„Die Energiewende ist ein Generationenprojekt“

Den Fachvortrag hielt Prof. Dr. Rainer Gerloff von der Hochschule Harz. Als Geschäftsführer der Halberstadtwerke berichtete er aus der Praxis und erläuterte welche Herausforderungen die Energiewende mit sich bringt. Zu Beginn stellte er mit einem Zitat von dem früheren Bundesumweltminister Peter Altmaier klar, dass man nur mit einer bezahlbaren Energiewende auf eine breite Zustimmung in der Bevölkerung bauen könne. Bei der Suche nach neuen Technologien zur umweltfreundlichen Energiegewinnung sollte nicht mit der Versorgungssicherheit gespielt werden, so Gerloff.
„Strom ist heute nicht zu wirtschaftlichen Kosten speicherbar.“ Das bedeute, zu jedem Zeitpunkt müsse so viel Strom produziert werden, wie gebraucht würde. Leider würden wir mit den Erneuerbaren Energien nur das produzieren, was Wind und Sonne gerade zur Verfügung stellen. Es fehle an Kontinuität und führe zu zwei Möglichkeiten: Entweder müssten Kraftwerke abgeschaltet oder deren Einspeisung in das Stromnetz reguliert werden. Im anderen Szenario stünden die Energienutzer in direkter Abhängigkeit von Wind und Sonne. Damit würde folglich eine radikale Veränderung der Lebensumstände herbeigeführt. Rainer Gerloff stellte dazu fest: „Wir laufen dabei auf eine Versorgungslücke zu“. Dies sei keine Panikmache, sondern Fakt. Um dem zu begegnen müssten ineffektive Systemreserven geschaffen werden. Oder der Strom werde aus anderen Ländern importiert, welche diesen zu großen Teilen in Atom- oder Kohlekraftwerke herstellen würden. Die Situation sei somit komplexer als in den Medien oft dargestellt und bedürfe einer langfristigen Umsetzung über mehrere Generationen hinweg.

„Deutschland schaut nach China, um in die Zukunft zu gucken“

Der Physikprofessor gab auch eine Einschätzung, wie sich zukünftig etwa die Mobilität ändern könnte. Vor allem im Verkehrssektor habe sich die Energiewende, bis heute zumindest, nicht bemerkbar gemacht. Durch Billigflüge und den Dieselausstieg seien seit 1990 die Emissionen in diesem Bereich gestiegen. Um dem entgegen zu wirken würde jetzt auch in der deutschen Automobilindustrie zunehmend auf die E-Mobilität gesetzt. Gerloff hat hier aber auch seine Zweifel, allein auf die Elektromobile zu vertrauen: „Ich glaube auch nicht, dass nur E-Autos durch die Gegend fahren werden. Ich kann Ihnen aus Netz-Sicht sagen: 25 Prozent, wenn wir sehr intelligent laden 30 Prozent Elektromobilität auf den Straßen.“ Dann sei aber auch Schluss. Es müsse über Alternativen nachgedacht werden, wie den Wasserstoffantrieb oder durch synthetische Kraftstoffe. In Anbetracht der Umstellung rechne der Geschäftsführer seitens der Industrie mit einem „jammern“, diese habe sich allerdings darauf einzustellen, da nicht nachhaltige Unternehmen vom Markt verschwänden.
Gerade auch im Bereich der E-Mobilität solle Deutschland darauf achten nicht vom internationalen Wettbewerb abgehängt zu werden. Deutschland schaue in Richtung China, um dort die Zukunft zu entdecken. Dass die Welt hinter uns her wäre, sei ein Trugschluss, sie warte nicht auf uns und wir stünden im ständigen Konkurrenzkampf gerade bei innovativen Technologien.
Begeistert sei er von dem Verfahren power to gas welches Strom zu Gas umwandelt, um dieses dann zu speichern. Nicht gebrauchter Strom würde etwa als Methan gespeichert und später wieder als Strom oder Wärmeenergie verwendet. Zwar seien die physikalischen Wirkungsgrade im Hinblick auf die hohen Kosten für solche Anlagen negativ zu bewerten. Jedoch betonte Professor Gerloff auch bestehende Möglichkeiten: Die gut ausgebaute Erdgasinfrastruktur sei nutzbar, um diese Gase effektiver zu transportieren. Heute bereits würde doppelt so viel Energie über das Erdgasnetz transportiert wie über das Stromnetz. Er vermutet, dass diese Möglichkeit vielleicht auch aus politischen Gründen nicht beachtet werden würde und deutet auf den umstrittenen Erdgasimport aus Russland hin.

Als Anmerkung hält der Experte fest: „Es ist müßig über die Ursachen des Klimawandels zu sprechen. Ich finde es lohnt sich alle Anstrengungen zu unternehmen, dass das was wir selber beitragen können selber beitragen.“


Zur Vertiefung des komplexen Themenbereichs steht Ihnen der Fachvortrag von Herrn Prof. Dr. Gerloff auf dieser Seite zum download bereit.

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Christoph Bors

Christoph Bors bild

Landesbeauftragter und Leiter Politisches Bildungsforum Niedersachsen

christoph.bors@kas.de +49 511 4008098-0 +49 511 4008098-9

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