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Veranstaltungsberichte

Zweiter Chanakya Chakra Rundtisch: Fallstudie Afghanistan

von Romina Liesel Elbracht, Justin Bankemper
Der von dem Forum für strategische Initiativen (FSI) und dem Auslandsbüro der KAS in Indien, gemeinsam mit anderen Partnern, organisierte zweite Rundtisch hatte seinen Schwerpunkt auf Afghanistan - ein Land, das sich seit Jahren in einer herausfordernden und schwierigen Lage befindet. Hinzu kommt, dass die Situation vor Ort weitreichende regionale und globale Auswirkungen hat.

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Der Einleitung durch Vertreter der organisierenden Institutionen folgte eine Debatte über den regionalen und globalen Kontext aktueller afghanischer Probleme und deren Auswirkungen auf Indien. Es wurde herausgestellt, dass Afghanistan nicht länger die wesentliche amerikanische Priorität darstellen würde, und das selbst angesichts der terroristischen Bedrohung, die von dem Land ausgehe. Mittlerweile würde die US-amerikanische Seite vielmehr den rasanten Aufstieg Chinas als größere Bedrohung ihres Einflusses als Weltmacht ansehen.

Afghanistan wurde erst nach den 9/11 Anschlägen zum Zentrum der globalen Aufmerksamkeit und nach 18 Jahren Kampf gegen die Taliban hätten die USA ihre strategische Niederlage in Afghanistan eingestanden und begonnen, ihre Truppen zurückzuziehen. Laut einiger Teilnehmer am Rundtisch sei es dieser Rückzug gewesen, der ein volatiles und hoch komplizierten Umfeld hinterlasse. Nun stehe das Land vor der Frage, ob eine Fusion der Taliban und der gegenwärtigen afghanischen Regierung der notwendige nächste Schritt für die Bildung einer zukünftigen Regierung sei.

Panelisten erläuterten, dass die ersten Auswirkungen der Ergebnisse der bevorstehenden Präsidentschaftswahlen von den direkten Nachbarn zu spüren seien, darunter auch von Indien. Gleichzeitig habe US-Präsident Trump gefordert, dass Indien sich stärker in afghanische Sicherheitsfragen einbringen müsse. Pakistan, als direkter Nachbar Afghanistans und als Land, das zwischen Afghanistan und Indien liege, setze auf eine verstärkte militärische Präsenz an der afghanisch-pakistanischen Grenze, um zu verhindern, dass die zukünftigen Machtinhaber in Afghanistan gegenüber Pakistan feindlich eingestellt sein könnten.
Damit einher ging es im Anschluss um die zentrale Frage: Wie viel wird tatsächlich von Indiens Rolle in Afghanistan abhängen?

Das Ergebnis der US-Taliban-Gespräche wäre der Schlüssel für das weitere Vorgehen gewesen.
Nichtsdestotrotz würden die Taliban während der laufenden Verhandlungen weiterhin Angriffe in Afghanistan verüben, was dazu führe, dass keine Gewissheit darüber herrsche, ob sie sich an das halten würden, was die Parteien unterzeichnen werden. Es bleibe damit die Frage offen, wer über Afghanistan regieren wird, und darüber hinaus, wie sich die politische Zukunft des Landes in einer neuen Verfassung manifestieren kann, und wie sich dies auf die sozialpolitische Dimension des Landes auswirke. Das Land habe sich zudem in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Friedensabkommens wurden als Herausforderung für den afghanischen Staat erörtert, da die Wirtschaft als instabil und die US-Entwicklungshilfe als kontinuierlich rückläufig bezeichnet wurde. Angesichts der Tatsache, dass der Waffenstillstand der Taliban unwahrscheinlich erscheine und angesichts der vagen Informationen zu einem US-Rückzug sowie des Status quos der afghanischen Präsidentschaftswahlen, werde der afghanischen Zivilgesellschaft eine verwirrende Situation hinterlassen. Dies schüre die Angst zudem darüber, dass Anhänger der Taliban dem Islamischen Staat (IS) beitreten könnten, wenn sie den konkreten Punkten eines möglichen Friedensabkommens nicht zustimmen würden.

Die geostrategischen Auswirkungen der Entwicklung in Afghanistan wirken sich direkt auf die nächsten Nachbarn China, Pakistan und Indien aus. China konzentriert sich derzeit auf den Bau seiner Belt and Road Initiative (BRI). Beschrieben wurde auch Pakistans derzeitiges Wasserproblem, welches durch den Fluss Kabul behoben werden könnte und somit den nötigen Wasserbedarf im Land gewährleisten würde. Pakistan zielt außerdem darauf ab, dass Afghanistan die nach 1897 festgelegte Grenze zwischen Afghanistan und Britisch-Indien, die Durand-Linie, akzeptiert. Wenn die Taliban an die Macht kommen, wird Indien Gesprächskorridore eröffnen wollen, um sicherzustellen, dass die Inder in der Lage sind, den pakistanischen Einfluss auszugleichen. Abschließend wurde betont, dass es für die Zukunft wichtig sei zu verstehen, dass europäische Länder wie Deutschland die gleichen Interessen in Afghanistan vertreten wie Indien. Darüber hinaus würde es den Taliban an Kompetenzen fehlen, das Land konkret aufzubauen – ein Land, das auf demokratischen Werten basiert, was zu der Frage führt, ob Ideologie die Grundlage für das Eingreifen oder eben Nicht-Eingreifen darstellen sollte.

Die gesamte Veranstaltung fand unter der Chatham House Rule statt.

 

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Peter Rimmele

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