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Die Kraft Afrikas

Dr. Rupert Neudeck, der Vorsitzende der Organisation Grünhelme e.V., hat in der Akademie der KAS zum Thema „Die Kraft Afrikas. Warum der Kontinent noch nicht verloren ist“ referiert. Seit Ende der 70er Jahre ist er weltweit in Sachen humanitäre Hilfseinsätze unterwegs und hat schon in zahlreichen Ländern Afrikas gearbeitet, so u.a. in Äthiopien, Eritrea, im Sudan und im Kongo.

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Bildung hält Neudeck für die dringlichste Aufgabe in Afrika. Deshalb lässt er Schulen in Ruanda und Mauretanien errichten, an denen die Schüler zu Bau-, Elektro- und Solartechnikern ausgebildet werden. Diese Berufe sind für den wirtschaftlichen Aufbau der Länder besonders wichtig. Sie werden ganz bewusst mit Solarenergie betrieben, um autark zu sein. Hilfe zur Selbsthilfe lautet dabei die Devise. Aus Neudecks Sicht bietet sich in Afrika die Möglichkeit, die Kraft der Sonne noch viel stärker auszunutzen, zum Beispiel durch den Bau von Solarkiosken oder Fotovoltaik-Anlagen. Mehrere ausländische Firmen investieren bereits, und somit ist Afrika ein Zukunftsmarkt.

Als weitere positive Meldungen, die Europa hoffnungsvoll stimmen sollte, nannte er die Tatsache, dass es aktuell in Afrika 365 Millionen Mobilfunknutzer gibt. So beginnt der Wirtschaftsboom und die moderne Kommunikation hält auch im afrikanischen Regenwald Einzug. Ebenfalls existieren schon mehrere afrikanische Fluglinien, so u.a. die Ethiopian Airlines, die nicht nur den innerafrikanischen Markt bedient, sondern auch dreimal in der Woche Flüge nach Peking und Washington anbietet.

Neudeck machte keinen Hehl daraus, dass die afrikanische Misere zwar einerseits auf dem belastenden Erbe der Kolonialzeit beruht, andererseits aber auch auf den vergebenen Chancen, der Misswirtschaft, den korrupten Regierungen und den fehlenden verantwortlichen politischen Eliten Afrikas. Trotz dieser Miseren, der Bürgerkriege, der Hungersnöte und Naturkatastrophen geben Rupert Neudeck speziell die Menschen Anlass zur Hoffnung. Sie haben aus seiner Erfahrung in ihren Dörfern eine große Kraft zum Überleben entwickelt und sind trotz aller Entbehrungen in der Lage, ihr Unternehmen Großfamilie zu managen. Besonders die jungen Menschen brennen vor Ehrgeiz und wollen etwas erreichen. Aus Neudecks Sicht kommt es nun verstärkt darauf an, diesen jungen und motivierten Menschen eine Perspektive in Afrika zu bieten, damit sie, statt über den Atlantik und das Mittelmeer zu fliehen, beim Aufbau ihrer Länder zur Verfügung stehen.

Das Aufbäumen gegen die alten Machteliten wird aus seiner Sicht nicht nur auf Nordafrika wie zum Beispiel Tunesien und Ägypten begrenzt bleiben, sondern sich auch weiter nach Süden ausbreiten. Die Bedeutung von sportlichen Großereignissen wie der überraschende Gewinn der Rugby-Weltmeisterschaft durch Südafrika im Jahre 1995 oder die Ausrichtung der Fußballweltmeisterschaft im vergangenen Jahr dürften für die afrikanische Seele und das Selbstbewusstsein auf keinen Fall unterschätzt werden.

Neudeck machte sich für eine andere Afrikapolitik stark, die auf Eigeninitiative von unten statt auf Entwicklung von oben setzt. Er warb dafür, dass die Probleme Afrikas bei uns besser verstanden werden und wir wieder mehr Vertrauen in die Eigeninitiative und die „Kraft Afrikas“ setzen sollten.

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Kontakt

Christian Schleicher

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Stellvertretender Leiter Politische Bildungsforen und Leiter Politische Bildungsforen Süd

Christian.Schleicher@kas.de +49 30 26996-3230 +49 30 26996-53230
Rupert Neudeck KAS

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