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Veranstaltungsberichte

IV. Jahrestreffen des Brasilianischen Forums für öffentliche Sicherheit

Vom 15.-17. März 2010 fand in São Paulo, Brasilien das IV. Jahrestreffen des Brasilianischen Forums für öffentliche Sicherheit statt. Die Konrad Adenauer Stiftung trug durch zwei internationale Experten und die Organisation eines Rundtisches zum Erfolg der Veranstaltung bei.

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Das Fórum Brasileiro de Segurança Pública organisierte das diesjährige Treffen. Am Eröffnungstisch nahmen zahlreiche Autoritäten teil. Darunter Luiz Paulo Telles Barreto, Justizminister, Antonio Ferreira Pinto, Minister für Innere Sicherheit im Bundesstaat São Paulo, Renato Sérgio de Lima, Generalsekretär des Fórum Brasileiro de Segurança Pública. Insgesamt nahmen knapp 150 Redner und 1.484 Besucher teil und nutzen die Möglichkeit zum Dialog. Durch die zahlreichen Partnerschaften mit verschiedensten staatlichen und nichtstaatlichen Institutionen konnte eine dynamische Debatte mit einer Vielzahl von Ideen und Perspektiven geboten werden. Der Event vereinte, als einer der wichtigsten innerhalb dieses Fachgebietes in Brasilien, Politiker, Militärs, Polizisten verschiedenster Einheiten aus dem ganzen Land, Akademiker und Vertreter der Zivilgesellschaft.

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Der Rundtisch zum Thema Sicherheitsplanung bei Großevents: Weltmeisterschaft 2014 und Olympiade 2016 fand am zweiten Tag des Treffens statt. Mit einer Teilnehmerzahl von knapp 80, davon die Mehrheit Polizisten aus verschiedenen Einheiten, stieß das Thema auf reges Interesse. Eröffnet wurde der Tisch durch eine kurze Vorstellung der drei Redner. Oberst Eduardo José Felix de Oliveira, Kommandant der Polizeieinheit Policiamento de Choque in São Paulo, stellte einige Maßnahmen der dortigen Polizei zur Vorbereitung auf die WM 2014 vor. Dabei sprach er verschiedene Bereiche an, die bedacht werden müssten. Neben den direkten Veranstaltungsorten müsse etwa auch die Peripherie mit einbezogen werden. Der Umgang mit den Medien aus aller Welt etwa müsse ebenso geplant werden wie der Umgang mit internationalen Fans und Touristen. Als Beispiel nannte er die sprachlichen Anforderungen an Polizisten, welche für eine höhere Laufbahn heute schon die Kenntnis zweier Sprachen vorsehen. Ein Vorschlag zur weiteren Verbesserung war die Einladung von Polizisten aus den Ländern der Fans zur Verbesserung der Kommunikation und Prävention von Konflikten.

Evandro Bruno, Repräsentant des Ministeriums für Öffentliche Sicherheit (Secretaria Nacional de Segurança Pública), betonte den Aspekt der Nachhaltigkeit. Die Planung solle langfristige Verbesserungen in der Öffentlichen Sicherheit mit sich bringen. Dazu müsse aber vor allem die Integration der Polizei der Bundesstaaten vorangetrieben werden. Die Polizei sollte keinesfalls landesweit zusammengelegt werden. Allerdings müsse vermieden werden, dass der Fan, der sich innerhalb des Landes bewegt, an jedem Ort ein anderes Muster der Polizei antreffe. Durch ein einheitliches Auftreten könnten Konflikte vermieden werden.

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Diesen Punkt griff auch der Dritte in der Runde, Robert Schäfer, Vize-Polizeichef im Bundesstaat Hessen, auf. Herr Schäfer hatte im Jahr 2006 innerhalb von fünf Monaten eine Einsatztruppe für die WM geschaffen. Besonderes Gewicht hatte er auf Prävention und Konfliktmanagement durch moderne Kommunikationskonzepte gelegt. Vor allem durch den Einsatz von Kommunikatoren erzielte er hervorragende Ergebnisse und eine extrem niedrige Rate an Vorfällen. Verkehrs- und Transportplanung der Fans, Absicherung der Innenstädte oder ein professionelles Informationsmanagement seien genauso wichtig wie die Berücksichtigung von eventueller Anschlagsgefahr. Darüber hinaus wurde die Planung zu einer Art Gesellschaftsmanagement. Schäfer versuchte auf die Ängste der Bürger im Voraus zu reagieren, auf Eigenheiten der verschiednen Fangemeinden, verschiedener Gesellschaftsteile und Gruppen. So wurden etwa Billigunterkünfte für Fans bereitgestellt, um von vornherein einen Konflikt durch ungeregeltes Campen in der Stadt zu vermeiden.

Durch seine Erfahrung konnte Schäfer während der Diskussion auf verschiedene Fragen hinweisen und teilweise wurden auch Fragen von Teilnehmern aus dem Publikum aufgeworfen: Wo sollten, angesichts des Zustands vieler brasilianischer Gefängnisse, randalierende Fans untergebracht werden? Wie kann man die Visakontrolle so verbessern, dass bekannte Gewalttäter aus der Hooliganszene gar nicht erst einreisen können? Welche Alternative gibt es zum Einsatz der Polizei im Stadion?

Der Tisch war bewusst als Fishbowl organisiert. Dabei steht in der Mitte eines großen Stuhlkreises ein runder Tisch für die Redner sowie den Moderator, an dem zusätzliche Stühle frei sind. So kann nach einem eher kurzen Anfangsstatement der Redner jederzeit ein Teilnehmer aus dem Publikum auf einem der Stühle Platz nehmen und sich an der Diskussion beteiligen. Die Teilnehmer nutzen die Gelegenheit zur Partizipation. Nach mehr als drei Stunden musste die Diskussion aus zeitlichen Gründen beendet. Das Thema war jedoch mit so großem Interesse aufgenommen worden, dass beschlossen wurde den Dialog auch nach dem Event zu erhalten. So hob Oberst Felix am Ende der Runde nochmals hervor, wie wichtig das Treffen mit Herrn Schäfer gewesen sei und zeigte sich interessiert an einem weiteren Informationsaustausch.

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Als zweiten Experten hatte die KAS Dimitri Vlassis, Chef des UNODC (United Nations Office on Drugs and Crime) aus Wien gewinnen können. Vlassis eröffneten den ersten Tag der Workshops mit einem Vortrag ganz im Zeichen der Botschaft, dass Veränderung trotz aller Schwierigkeiten möglich sei. Gerade Brasilien habe große Fortschritte bei der Bekämpfung von Korruption gemacht und könne anderen Ländern technische Hilfestellung geben.

Das Thema Öffentliche Sicherheit bleibt eines der dringlichsten in Brasilien. Derzeit wird die Diskussion vor allem mit Blick auf die kommenden Herausforderungen der Megaevents WM und Olympiade geführt. Allerdings bleibt zu hoffen, dass die brasilianische Politik auch bezüglich der davon unabhängigen Probleme, wie etwa dem Kampf gegen das organisierte Verbrechen, ihre Hausaufgaben macht und langfristig Erfolge erzielen kann. Das Forum bietet dazu eine ausgezeichnete Grundlage und hat durch Möglichkeiten zur Diskussion verschiedenster Teile der Bevölkerung einen absolut hochwertigen Informationsaustausch ermöglicht. So können neue Impulse und Ideen von den Entscheidungsträgern aufgenommen werden und die Gesellschaft als Ganzes kann sich am Prozess beteiligen. Im nächsten Jahr soll die Reihe daher fortgesetzt werden.

Kathrin Zeller

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