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Veranstaltungsberichte

Schicksalsschiff zwischen Deutschland und Brasilien

Politische Kultur, Verdrängung und Freiheit

Am 11. April 2011 lud die Konrad-Adenauer-Stiftung in Brasilien gemeinsam mit dem Record-Verlag und der Casa Stefan Zweig zu der Veranstaltung „Das Schicksalsschiff zwischen Deutschland und Brasilien – politische Kultur, Verdrängung und Freiheit“ in der Buchhandlung Travessa, in Rio de Janeiro, ein.

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Zu den geladenen Gästen gehörten neben Rosine De Dijn, Autorin des Buches „Das Schicksalsschiff – Rio de Janeiro-Lissabon-New York 1942“, Marlen Eckl, Geschichtswissenschaftlerin und Expertin für Exilliteratur in Brasilien, Kristina Michahelles, Mitglied der Casa Stefan Zweig, Journalistin und Übersetzerin des Buches vom Deutschen ins Portugiesische und Gizlene Neder, Historikerin für Neuere und Neueste Geschichte Europas.

Nachdem die Autorin ihre Beweggründe, den Recherche- und Schreibprozess sowie die für sie zentralen Aussagen des Buches eindrucksvoll beschrieben hatte, kommentierten die Expertinnen verschiedene Aspekte des Buches. Während Marlen Eckl sich auf eine Beschreibung der Lage der deutschen Auswanderer unter dem brasilianischen Diktator Getúlio Vargas konzentrierte, ging Kristina Michahelles unter anderem auf die besondere Rolle des Schiffes Serpa Pinto als letzte Fluchtmöglichkeit für Tausende von Juden ein. Gizlene Neder beleuchtete das Werk aus brasilianischer Perspektive und bemerkte, dass die brasilianische Bevölkerung letztlich eine Mischung aller über die Jahrhunderte per Schiff eingewanderten Menschen darstelle, was dem Buch eine symbolische Bedeutung über die spezifische Geschichte der ausgewanderten Deutschen und flüchtenden Juden hinaus verleihen würde.

Im letzten Teil der Veranstaltung konnte sich das Publikum an der Diskussion beteiligen. Dabei wurde vor allem auf die Gemütszustände der Reisenden vor und nach den Überfahrten eingegangen. Während die „Heim ins Reich“ gefahrenen Auslandsdeutschen enttäuscht nach einigen Jahren wieder nach Brasilien in ihr altes Leben zurückkehrten, begann für die geflüchteten Juden in New York ein Leben in der Fremde, in dem es aufgrund der erlebten Gräuel in Europa, des Verlustes ihrer Angehörigen, kein Glück mehr für sie gab.

Der darauffolgende Tag bot für die Schüler der Deutschen Schule Corcovado die Gelegenheit, mit der Autorin über die Themen des Buches zu sprechen. Bei ihrem Besuch stieß Frau De Dijn auf reges Interesse bei den rund 50 Schülern der Klassen der Oberstufe.

Am 14. April wurde die Veranstaltung im gleichen Format in Sao Paulo in der Casa do Saber wiederholt, um auch dort dem Publikum die Möglichkeit zur Teilnahme zu bieten. Dieses Mal gehörte neben Rosine de Dijn und Marlen Eckl der Journalist und Vorsitzende der Casa Stefan Zweig, Alberto Dines, zum Kreis der Vortragenden. In seinem Kommentar ging er insbesondere auf die Rolle Portugals während des 2. Weltkriegs ein und betonte, dass sich das damalige Regime unter António de Oliveira Salazar weitaus weniger neutral verhielt, als dies in der Regel dargestellt werde. Die Flucht von Juden über Portugal habe Salazar durch seine Politik eher erschwert als erleichtert.

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