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Ich trage einen Traum in meinem Herzen

von Souher Nassabieh

Gewinnerbeitrag des Kreativwettbewerbs „Islamisches Leben in Deutschland“

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Ich trage einen Traum in meinem Herzen - Ein 100-Zeiler an meine Mitmenschen in Deutschland

Ich trage einen Traum in meinem HerzenEr hält mich wach trotz aller SchmerzenAuch wenn er bekämpft wird am Tage und in der NachtVon Meinungsmachern und Allerlei mit aller MachtEr ist mein Licht in der DunkelheitMein Wunsch seit geraumer ZeitLasset mich euch erzählen meinen Traum und meine Geschicht'Damit ihr vielleicht verstehen und fühlen könnt meine Sicht

Eines Tages, da entdeckte ein kleines MädchenDass es anders war als die Andern in dem StädtchenEs verstand nicht viel von der Welt und ihrem SpinnenAber Anderssein, das zumindest ahnte es, bringt kein Gelingen

Eine Flüchtlingsfamilie entrinnt dem Kriege seiner ZeitSucht Sicherheit und Schutz vor Blut und GrausamkeitEltern angekommen in einem fremden LandIn dem Sprache und Kultur sie nicht verstandWie die zwei Meere sich treffen und nicht vermischenNah beisammen und doch eine Schranke dazwischenSo lebte man über Jahre hinwegJeder für sich in seiner Eck'Und dann, als aus den geduldeten Gästen plötzlich Beheimatete werden sollteGing ein Aufschrei durch die Gesellschaft, wie es nur so weit kommen konnte?

Ihr Türken, Araber und eure ReligionWas wollt ihr hier in unserer Nation?Seht ihr nicht, dass ihr an diesem Orte passt wie das Feuer im MeerIn ihrer Koexistenz unmöglich oder zumindest ungemein schwerEuer Islam steht für Gewalt, Unterdrückung und GrausamkeitIn aller Welt wird berichtet von seiner UnmenschlichkeitNach Außen kämpft er gegen Ungläubige in aller HärteNach Innen gegen seine Frauen, eine Religion ohne Werte!Wie könnten wir so ein Denken zu uns zählenUnd es zu unseren Reihen als gedeihlich sehenNein, der Islam gehört nicht zu Deutschland, ganz gewissWie es der Wulff einst verstanden haben will

In dieser Gedankenwelt wächst das kleine Mädchen aufIn der sie fühlt, sie müsse loslassen von Glaube und BrauchWie sollen die Menschen nur mich annehmen und lieben lernenWenn ich trage mit mir eine Religion, die sie stets ablehnen werdenSie müsse sich entscheiden, so empfand sie voller SchmerzenZwischen Islam und Deutschsein, ein Riss inmitten ihrem Herzen

Ich liebe dieses Land und seine MenschenBin hier geboren und aufgewachsenEs loszulassen oder zu verkennen, ist nicht anders zu sagenAls einen Teil meiner Selbst lebendig zu begrabenWieso dann verlangt ihr von mir zu entscheidenIn der einen oder der ander'n Welt zu verbleiben

Das kleine Mädchen war an einem Punkt gelangt in seinem LebenIn dem es endlich selbst wollte wägenWie viel Wahrheit verbarg sich in jenem Denken und jener MeinungUnd wie viel Vorurteil und Angst trat indessen in ErscheinungSo machte sie sich auf ihres WegesZu erkunden, was erschien wie ein unlösbares RätselIhr Pfad ward gepflastert mit allerlei GefühlenVon überall hörte sie, nahm auf und war am Wühlen

Sie las und lernte über den Islam und entdeckteDass verschiedene Strömungen diese Religion beherbergteSunnit, Schiit, Alewit, Salafist und was es noch so gibtJedem eine Interpretation der Schrift und Sunnah liegtDass die Religion des Islam in Gruppen sich spalten werdeIn Lager, die Lüge und List verbreiteten auf der ErdeDies sagte nicht nur einst der Prophet zu seiner ZeitSondern bezeugt der Koran selbst in aller DeutlichkeitIn Sure al-Imran, Vers sieben, steht es geschriebenDie Gefahr der Missdeutung der Schrift und IntrigenDaher beschreibt der Koran die Methodik seiner InterpretationDie schützen und wahren soll seine authentische VersionNur in seiner Gesamtheit ist er zu deuten von Leuten mit tiefer KenntnisDie eindeutigen Verse als Säule zur mehrdeutigen Verse Bewährnis'

Weiter suchte das Mädchen und ihr entgegneteWie der Koran die Menschen ausrief sich zu begegnenIn Sure al-Hugurat, Vers dreizehn, wird gesagtWir haben euch in verschiedene Völker gemacht, damit ihr einander kennen lernen solltEine Vervollständigung durch andere, der Weg der Integration wird gewiss gewolltUnd weiter: Arbeite für dein Leben als lebtest du ewig am OrtUnd arbeite für dein Jenseits als stürbest du morg'Fleiß solle der Mensch in diesem Leben erbringenEs in materiellem und moralischem Fortschritt verbringenJe mehr das Mädchen las und lernte,Desto mehr verstand sie die geforderten WerteFriede, Freiheit und GerechtigkeitPrinzipien, die wir teilen in unserer Menschlichkeit

Die Finsternis der Unwissenheit hatte sich langsam gelöstUnd quälende Fragen durch verständige Antworten erlöstUnd plötzlich, so schien es ihrAls war es aus mit all der Wirr'

Die Welt, das weiß ich nun, teilt sich nicht in schwarz und weißAuch meine Identität, das denk' ich heut', schließt sich nicht aus diesem KreisIch kann mich als Deutsche ebenso wie Muslime sehenUnd mag dies für dich im Widerspruch stehenDann lass mich dir sagen, mein lieber FreundEin letztes Wort, was dich vielleicht überzeugtGewalt, Unterdrückung, Grausamkeit, kurzum IslamismusVerhält sich zum Islam wie Nazismus zum PatriotismusUnd weiter, wieso sehen wir die Welt nur in ihren Grenzen?Erkennen nicht Völker und Menschen, die einander ergänzen?

Ich trage einen Traum in meinem HerzenEr hält mich wach trotz aller SchmerzenIch wünsche mir, eines Tages zu sehenWie die Mauern der Angst und Unwissenheit zusammenbrechenDurch die einfache Formel - Dem Andern' zuhören und lassen sprechen.

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