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Veranstaltungsberichte

"Erforderliche Handlungen für die Verwirklichung einer integrierten Gesellschaft in Costa Rica"

von Anja Sieber, Graciela Incer Brenes

DsB "Migration und Integration"

Am 24. August 2011 fand ein weiteres Mal eine Veranstaltung im Rahmen der Gesprächsreihe “Diálogos sobre el Bienestar“ statt. Sie wurde gemeinsam mit FLACSO (Lateinamerikanische Fakultät für Sozialwissenschaften) Costa Rica durchgeführt.

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Die Veranstaltung im Instituto Cultural de México in San José beschäftigte sich mit dem Thema „Erforderliche Handlungen für die Verwirklichung einer integrierten Gesellschaft in Costa Rica“. An dem Forum nahmen knapp 70 Vertreter aus Politik, Akademie, und Zivilgesellschaft teil.

An der Gesprächsrunde nahmen erneut hochrangige Experten teil: Hr. Freddy Montero (Subdirektor des Amts für Migration und Ausländer, DGME), Fr. Adilia Solis (Präsidentin des Ortzentrums der Menschenrechte der Migranten CENDEROS), Hr. Abelardo Morales (Wissenschaftler von FLACSO) und Gustavo Gatica (Wissenschaftler des Ortszentrums der Kultur- und Entwicklungsforschung, CICDE).

Nach der Begrüßung durch die Projektkoordinatorin im Bereich Zivilgesellschaft der KAS in Costa Rica, Fr. Graciela Incer, übernahm Hr. Jorge Mora, Direktor von FLACSO, die Moderation der Gespräche.

Am 1.März 2010 wurde in Costa Rica ein neues Migrationsgesetz verabschiedet, das einen neuen normativen Rahmen für die Migration setzt.

Laut Hr. Freddy Montero hat dieses neue Gesetz neben der Vereinbarung über Formalitäten zur Migration, Kontrolle und anderer Inhalte, auch das Ziel, den Schutz der Menschenrechte und die Integration von Flüchtlingen und Migranten zu fördern.

In diesem Rahmen erschaffte das Amt für Migration und Ausländer das neue „Amt für Integration und Menschenrechte“, das verschiedene Projekte entwickelt hat, wie z.B. „Entre Vecinos“ (Zwischen Nachbarn) und „Rutas de Integración“ (Integrationswege). Zum ersten mal erscheint das DGME im nationalen Entwickungsplan für 2011-2014.

Es wurden Bildungskampagnen entwickelt, außerdem wird ein nationaler Migrations- und Integrationsbericht erstellt und ein regionales Seminar über Migration und Integration durchgeführt. Des Weiteren wurde eine nationale Beobachtungsstation für Inmigration und Integration mit Akteuren der Zivilgesellschaft eingerichtet. Das Ziel ist es, einen nationalen Integrationsplan zu schaffen.

Die Einrichtung des sozialen Migrationsfonds macht den Beitrag der Migrantenbevölkerung zur nationalen Entwicklung sichtbar. Man hat auch die Absicht, einen Bildungsplan für öffentliche Staatsbeamte und ein Servicehandbuch für Kommunalbeamte zu schaffen.

Für Adilia Solís kann das Word “Migration” mehrere Bedeutungen haben. Es reicht von Institutionalität bis hin zu einem geographischen Ort oder der Wissenschaft, die dieses Phänomen studiert. Es existieren Spannungen und Herausforderungen auf dem Gebiet der Integration, wie zum Beispiel das angestrebte Gleichgewicht zwischen Migrationskontrolle und Integrationspolitik. Letztgenannte ist abhängig von der Migrationskontrolle. In einigen Aspekten widersprechen sie sich auch. In den Medien, zum Beispiel, werden organisiertes Verbrechen und Prävention von Straftaten meist mit ordnungswidrigen Migranten in Verbindung gebracht.

Um die Integration voranzubringen, wird vorgeschlagen, in drei Dimensionen zu arbeiten:

Die symbolische Dimension (tägliche Praxis und die soziale Weltanschauung), die Menschenrechte und die Politik.

Die erste Dimension beispielsweise zeigt, dass laut Studien die Mehrheit der Costaricaner es bevorzugt, dass alle Bürger gleich oder sehr ähnlich sind.

Das Gesetz hingegen, so Solís, beeinträchtigt den Prozess, statt eine pluralistischere Gesellschaft zuzulassen.

Ein klarer Beweis dafür sind die hohen Kosten der Einwanderungsformalitäten, welche, so Solís, bis zu 600 Dollar betragen können.

Außerdem werden die Arbeitgeberverpflichtungen auf die Inmigranten übertragen. Allgemein zeigen die Statistiken, dass die Migranten in einfachen Verhältnissen leben.

Hr. Abelardo Morales behandelte die Perspektive des Arbeitsmarktes und der Arbeitsdynamiken. Dafür stellte er eine kleine Zusammenfassung der historischen Ereignisse, die Costa Rica zu einem Hauptempfängerland von Migranten machten.

Laut Morales ist dies vor allem auf wirtschaftliche Ursachen zurückzuführen, schließlich empfängt das Land Inmigranten, um die wirtschaftlichen Interessen zu befriedigen. Die Nachfrage nach Arbeit ist größer, als das Angebot. Mehr als 80 Prozent der Einwanderer sind potenzielle Arbeiter; trotzdessen arbeitet die Mehrheit in Sektoren wie der Landwirtschaft, dem Baugewerbe oder im Hauswirtschaftsbereich. Dies hat zur Folge, dass die Arbeiter niedrigen Löhnen ausgesetzt sind und weder über vollständigen Sozialversicherungsschutz verfügen, noch ausreichend über ihre Arbeitnehmerrechte aufgeklärt werden. Viele dieser Personen arbeiten außerdem in unzureichenden Arbeitsbedingungen.

Mit diesem Panorama als Grundlage schlägt Morales vor, eine mit dem Arbeitscharakter der Migration übereinstimmende Haltung einzunehmen und die Notwendigkeit einer integrativen Migrationspolitik zu erkennen. Außerdem ist es nötig, Einwanderungsformalitäten mit einer seriösen und efektiven Arbeitspolitik zu unterstützen.

Hr. Gustavo Gatica stellte eine Charakterisierung der Migrantenbevölkerung Costa Ricas vor, eine Untersuchung des neuen Migrationsgesetzes und des nationalen Entwicklungsplans. Außerdem nannte er Aspekte, welche die vollständige Integration der Migrantenbevölkerung begrenzen und brachte außerdem Vorschläge, diese Integration zu erreichen.

Die niedrige Einschulungsrate der Migrantenbevölkerung wird zu einem Faktor sozialer Anfälligkeit, da diese Personen folglich nur gering qualifizierte und schlecht bezahlte Arbeiten ausführen können. Auch wenn man nur die Kosten der durch das Migrationsgesetz festgelegten Einwanderungsformalitäten berücksichtigt, ist es für einen in der Hauswirtschaft beschäftigten oder unqualifizierten Arbeiter unmöglich, diesen Betrag aufzubringen.

Dies hat zur Folge, dass es, im Gegensatz zu den Absichten des Gesetzes, im letzten Jahr keine Zunahme der Anträge für Aufenhaltsgenehmigung gab.

Die Integration wird durch die Verletzung der Arbeitsrechte der Einwanderer beschränkt, aber auch durch den geringen oder gar nicht erfolgten Zugang zu einer Sozial- und Arbeitsversicherung. Hr. Gustavo empfiehlt unter anderem, Diskussionen um das Konzept der „Integration“ zu realisieren und voranzutreiben und eine Migrationspolitik auszuformulieren, die verschiedene Akteure einbezieht.

Die Veranstaltung schloss mit Kommentaren und Fragen des Publikums und den entsprechenden Rückantworten ab.

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