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Nationale Erinnerungskulturen sind komplex. Bei der Kontextualisierung des jeweils nationalen Erinnerns fällt auf, dass sie ganz unterschiedliche Ausprägungen haben und die Gegenstände und Akzente kollektiver Formen der Erinnerung stark variieren.

Deutschland und Frankreich sind in ihrer jeweiligen Vergangenheitsaufarbeitung nicht den gleichen Weg gegangen. Ziel der dritten Ausgabe des deutsch-französischen Mittelmeerforums ist, die unterschiedlichen Erfahrungen der beiden Länder vergleichend nebeneinanderzustellen. Aus deutsch-französischer Perspektive soll diskutiert werden, durch welche erinnerungspolitischen Bausteine ein Brückenschlag zwischen den beiden Ufern des Mittelmeers vorgenommen werden kann.

Die historischen Erfahrungen von Frankreich und Deutschland divergieren teils stark, verlaufen vielfach parallel und werden spätestens seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Sinne der deutsch-französischen Aussöhnung geteilt. Die vielfältigen Erfahrungen und Beziehungen bieten ein hohes Potential, um neue Handlungsperspektiven für aktuelle Konfliktsituationen im Mittelmeerraum aufzuzeigen.  

Die „Anerkennung“ von Erfahrungen und Erinnerungen, teils geknüpft an konkrete Zeugnisse und historische Artefakte, ist eine wichtige Aufgabe. Dies gilt insbesondere für den Mittelmeerraum, der nach wie vor geprägt ist von Erinnerungen an Macht und Ohnmacht und damit verbundenen schmerzlichen Erfahrungen, deren Diskussion aufgrund des Konfliktpotentials nach wie vor schwierig ist. Um diese Diskussionen weiterzubringen, kann der Austausch zwischen Deutschland und Frankreich vor allem in Bezug auf die unterschiedlichen Erfahrungen von Vergangenheitsaufarbeitung eine Chance darstellen. Können deutsche und französische Erfahrungen zusammengeführt werden, um zu neuen Ansätzen im Umgang mit Erinnerung, Geschichte und Fragen der „Anerkennung“ im Mittelmeerraum zu finden?

Die Erörterung dieser Frage ist Sinn und Zweck dieser Ausgabe des Mittelmeerforums. Geographisch werden wir über den Mittelmeerraum hinausgehend auch die Beziehungen Deutschlands und Frankreichs zum subsaharischen Afrika thematisieren.