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Veranstaltungsberichte

Den Nachbarn besser verstehen

Mit dem Bildungsforum Saarland nach Paris

Für robuste Wanderer liegen Saarbrücken und Frankreich fußläufig auseinander. Das politische Herz des Landes schlägt jedoch 360 Kilometer weiter: In Paris. Eine Reisegruppe des Politischen Bildungsforum Saarland begab sich dort auf die Spuren der Frankreich-Strategie des Saarlandes.

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von Maike Hansen

Bis 2043 soll das Saarland zweisprachig werden. Das Bundesland möchte verstärkt als deutsches Kompetenzzentrum für den Nachbarn „Outre-Rhin“ auftreten. Diese Kernpunkte der Frankreich-Strategie präsentierte Tagungsleiterin Andrea Bellmann im Bus auf dem Weg nach Paris.

Ständiger Dialog: Ein französischer Lösungsansatz

Aber welche kulturellen Eigenheiten der Grande Nation sollen die Saarländer kommunizieren lernen? Politische Antworten fand die Gruppe im Gespräch mit Nino Galetti, dem Leiter des KAS Büros Paris. „Unser Büro der Konrad-Adenauer-Stiftung übernimmt hier auf eine wichtige Vermittleraufgabe:

Wir beantworten Fragen von deutschen und französischen Politikern. Berliner Abgeordneten brachten wir diesen Sommer die intensive Debattenkultur Frankreichs näher.“ Vor allem vor der Präsidentschaftswahl 2017 suchen Frankreichs Politiker intensiv das Gespräch mit der Bevölkerung. Die Républicain und die Socialiste möchten in direkten Vorwahlen ihre Kandidaten wählen lassen.

Für Rosvita Holleber wurde das Gespräch zu einem der Höhepunkte der Reise: „Nino Galetti erklärte sehr plastisch, wie Frankreichs Politik funktioniert.“ Die Bayerin reiste mit ihrem Mann Alfred Bindschädel extra nach Saarbrücken, um an der KAS-Reise mit Frankreich-Schwerpunkt teilzunehmen. „Ich bin gebürtig aus Bernkastel an der Mosel. Da wollte ich mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen.“

Speisen wie Clinton und Chirac: Discussion déjeuner im Restaurant „Chez Eux“

Wenige Schritte neben dem Hôtel des Invalides begrüßte der Abgeordnete des französischen Parlaments Pierre Lequiller die Reisegruppe mit Handschlag vor dem Restaurant „Chez Eux“. „Europa kann sich nur mithilfe der deutsch-französischen Freundschaft aus den aktuellen Krisen befreien“, erklärte Lequiller über seine Dolmetscherin in einer kleinen Ansprache. Darin liegt für Lequiller auch die Lösung der Flüchtlingsfrage: „Wir müssen Schengen überdenken, Deutschland und Frankreich sollten nach den Wahlen noch enger zusammenarbeiten“, bekräftigte Pierre Lequiller auf einen Einwurf aus der Reisegruppe hin.

Die Diskussion mit Lequiller beeindruckte Eduart Braun. Der Physikstudent aus Heidelberg bewirbt sich gerade auf ein Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung. „Die Meinung eines erfahrenen Politikers persönlich zu hören: Das macht für mich eine gelungene Studienfahrt aus“, schlussfolgerte Braun nach dem Treffen mit Lequiller.

Gut gesättigt musste die Reisegruppe nun erstmal ein wenig warten: Durch die Terroranschläge galten in der Deutschen Botschaft hohe Sicherheitsbestimmungen. Die Schleusen nach Innen durften nur Einzeln durchschritten werden. Doch der Aufwand lohnte sich. Referentin Anna-Lena Rückheim bot der Gruppe einen Einblick in das Diplomatenleben und die deutsch-französischen Beziehungen: „Wir versorgen Berlin mit Informationen aus erster Hand.“

Französischer Zentralismus und Frankreich-Strategie des Saarlandes – wie passt das?

In der ausladenden Weite des Versailler Schlosses schärfte Reiseführerin Elisabeth Ley den Blick der Gruppe für Frankreichs zentralistischen Regierungsstil. „Viele politische Eigenheiten der Grande Nation gehen noch auf Ludwig XIV. zurück.“ Ley stammt als Deutsch-Französin ursprünglich aus dem Saarland und konnte kompetent auf alle brennenden Fragen eingehen. Die Mitfahrenden verabschiedeten ihre Reiseführerin mit großem Applaus vor der Landesvertretung des Saarlandes in Paris.

Hier zog Anne Funk, die Referatsleiterin für deutsch-französische Beziehungen des Europaministeriums, mit den Teilnehmenden Bilanz. „Paris ist das Tor zum Herzen Frankreichs. Wir wollen hier ebenfalls verlässliche Kontakte aufbauen“, erklärte Funk. Somit würden zusätzlich zu den regionalen Kooperationen in der Großregion „Grande Est“ (Lorraine, Elsass, Champagne-Ardenne) Pariser Netzwerke entstehen. „Für uns ist das sehr wichtig: Neue deutsch-französische Ausbildungsabschlüsse an der Grenze brauchen immer das ‚D’accord‘ aus Paris. Die Regionen haben in Frankreich nicht so viel politische Macht wie die deutschen Bundesländer“, sagte die Referatsleiterin.

Während der Bus wieder Richtung Grenze rollte, äußerten verschiedene Teilnehmer, der Idee der Frankreich-Strategie ein Stück näher gekommen zu sein. Wer weiß, vielleicht braucht es im Gespräch mit einem französischen Politiker 2043 keine Dolmetscherin mehr.

Maike Hansen ist KAS-Stipendiatin, lernt an unserer Journalistenakademie (JONA) das Journalistenhandwerk und wird nach Ihrem Studium an der Universität des Saarlandes in Metz (FRA) weiterstudieren.

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