Ost-West-Konflikt

Vom Ende der Weltkriegsallianz bis zum Zusammenbruch der kommunistischen Staaten und der Sowjetunion hat der Ost-West-Konflikt die Weltpolitik entscheidend geprägt und dieser Ära ihren Namen gegeben (meist „Kalter Krieg“ genannt). Konstitutiv für diesen Konflikt waren die entgegengesetzten, unvereinbaren Tendenzen kommunistischer und demokratischer Ordnungen, die innenpolitisch – in Gesellschaft und Staat – und international aktiv verfolgt wurden und so kritische Spannungen und krisenhafte Zuspitzungen erzeugten. Im internationalen Bereich waren es die machtpolitischen Konkurrenten, die Supermächte USA und UdSSR, die ihre gegensätzlichen Ordnungsideen weltweit durchzusetzen versuchten, so dass sich ab 1947/48 ein ordnungs- und machtpolitisches Konfliktsyndrom und eine bipolare Struktur bildeten, wobei sich die anderen Staaten – freiwillig oder gezwungenermaßen – um die Supermächte gruppierten (militärisch in den „Blöcken“ bzw. Allianzen NATO und Warschauer Pakt), während die meisten „jungen“ Staaten der Dritten Welt die Blockfreiheit bevorzugten und sich in dieser Bewegung seit den 1960er Jahren organisierten. Der ordnungspolitisch-ideologische Widerstreit hat auch die innenpolitischen und geistigen Auseinandersetzungen dieser Ära stark bestimmt – als Kampf zwischen den freiheitlich-demokratischen und den kommunistisch-totalitären Ideen, zwischen „christlichem Abendland“ und dem atheistischen „Reich des Bösen“, zwischen Marktwirtschaft und Planwirtschaft, zwischen Kapitalismus und Sozialismus. Die gemeinsame Sicherheitsbedrohung und die gemeinsamen Werte waren die Basis für eine enge transatlantische und westeuropäische Zusammenarbeit (Westintegration) in zwischenstaatlichen und -gesellschaftlichen Bereichen bis hin zu parteipolitischer Zusammenarbeit (Europäische Union Christlicher Demokraten).

Der Ost-West-Konflikt zeigte eine wellenförmige Verlaufskurve mit wechselnder Abfolge von Konfrontationspolitik und Entspannungspolitik, wobei man folgende Phasen unterscheiden kann. Die Konfrontationsphase („Kalter Krieg“) begann mit der Zwangssowjetisierung Ost- und Mitteleuropas und dem Versuch der Sowjetunion, ihren Einflussbereich über die von der Roten Armee im 2. Weltkrieg besetzten Gebiete hinaus auszudehnen (Mittelmeer, Berlin, Korea, Kuba). Diese Phase wurde von zwei kurzen Entspannungsversuchen (1955 und 1963) unterbrochen. Ende der 1960er Jahre begann eine (kurze) Entspannungsphase (Détente) mit zahlreichen amerikanisch-sowjetischen Kooperationsabkommen und der neuen bilateralen und multilateralen Ostpolitik in Europa. Die Détente erodierte infolge der sowjetischen Expansion in der Dritten Welt und der sowjetischen Aufrüstung und wurde Ende der 1970er Jahre von einer neuen Konfrontationsphase abgelöst (sowjetische Intervention in Afghanistan). Seit Mitte der 1980er Jahre setzte im Zeichen von Liberalisierungserscheinungen im Ostblock eine umfassende Détente ein (kooperative Rüstungskontrolle und regionale Konfliktregulierung) – eine Phase, die 1989/90 angesichts des Zusammenbruchs des Ostblocks den Ost-West-Konflikt zur Auflösung brachte. Die Beurteilungen der Konfliktregulierungen und des Konfliktendes sind in der Literatur umstritten. Mit ausschlaggebend dürften die jeweiligen Veränderungen in der Machtverteilung (insbesondere im atomaren und technisch-militärischen Bereich) gewesen sein. So vermochte die Sowjetunion es nicht mehr, den technologischen Vorsprung der USA einzuholen – ein Machtverlust, der die Auflösung der Sowjetunion und des Warschauer Pakts begünstigte.

Literatur

W. Link: Der Ost-West-Konflikt (2. Auflage, 1988); Ders.: Die Entwicklung des Ost-West-Konflikt, in: M. Knapp u.a. (Hg.): Einführung in die Internationale Politik (2. Auflage, 1991): J. L. Gaddis: We Now Know. Rethinking Cold War History (1997).

Werner Link