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Literatur und Identität


In diesem Jahr geht der Nobelpreis für Literatur an Herta Müller und damit an eine rumänen-deutsche Schriftstellerin, die bereits 2004 mit dem Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung ausgezeichnet wurde. Die Politische Meinung widmet sich aus diesem Anlass dem Thema „Literatur und Identität“. Der ausführliche Schwerpunkt geht dabei sowohl der Frage nach, wie und inwiefern die Literatur ein Form des historischen Gedächtnisses und der Verarbeitung traumatischer Ereignisse darstellt (Michael Braun), als auch, wie deutsch eigentlich die deutsche Literatur ist (Gerhard Lauer) und auf welche Weise Kunst und Literatur in einer postsäkularen Gesellschaft Freiheitsräume sichern (Walter Schweidler).Diese Aspekte werden durch einen Beitrag zur anthropologischen Aufgabe der Poesie (Rita Anna Tüpper) sowie durch einen Tagungsbericht ergänzt, der die Ergebnisse der fünften Literaturkonferenz der Reihe „Europa im Wandel“ referiert (Hrvoje Hlebec).Im Weiteren werden neben Herta Müller auch Werk, Persönlichkeit und Wirkung weiterer Literaten vorgestellt: Friedrich Schiller zum 250. Geburtstag (Rüdiger Görner), Anton Čechov und sein Schreibzwang (Gabriele Wohmann), Ulla Hahn im Gespräch (mit Christiane Florin), Uwe Tellkamp als neuer Preisträger des Literaturpreises der Konrad-Adenauer-Stiftung (Michael Braun), Golo Mann zum 100.Geburtstag (Sebastian Sasse) und Hans Magnus Enzensberger zu seinem 80. Geburtstag (Roman Luckscheiter).Eine eigene Rubrik setzt sich mit den Voraussetzungen und Konsequenzen des Mauerfalls in staatsrechtlicher (Jürgen Reuter) und ökonomischer Perspektive (Ulrich Blum) auseinander. Eine Betrachtung der Erinnerungsstätte „Point Alpha“ macht den Rückblick auf die bittere Realität der Mauer besonders plastisch (Gisbert Kuhn). Diese Rubrik ergänzt die Ausführungen der Oktoberausgabe „Der Sieg der Freiheit“.Die Rubrik „Grundsätzliches“ würdigt den bildungspolitischen Impetus von Josef Kraus (Jörg-Dieter Gauger) und blickt kritisch auf die erstaunliche jedoch meist destruktive Kraft informationsresistenter Illusionen (Andreas Püttmann).

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Inhalt

  • Geschichte im Gedächtnis

    Literatur als Erinnerungskultur

    Glaubwürdig ist das literarische Gedächtnis nur, wenn es nicht allein schildert, was,sondern auch wie erinnert wird. Erst die wachsende Distanz zu traumatischen Ereignissenermöglicht die Literarisierung der Geschichte und die Erfindung der Erinnerung.

    von Michael Braun

  • Mehr als eine ökonomische Aufgabe

    Die wirtschaftliche Transformation in den neuen Ländern

    Da der Westen den Glauben an die deutsche Wiedervereinigung verloren hatte, fehlten Konzepte für eine wirtschaftliche Transformation der neuen Bundesländer. Erst ein neuer Technologiezyklus kann langfristig eine selbsttragende Wirtschaft stabilisieren.

    von Ulrich Blum

  • Prinzipientreu

    Zum 60. Geburtstag von Josef Kraus

    Josef Kraus steht als Publizist, Gymnasialdirektor und langjähriger Präsident des Deutschen Lehrerverbandes für eine Ausgewogenheit zwischen Zweckorientierung und Zweckfreiheit in der Bildung sowie für eine realistische und skeptische Bildungspolitik. Eine Hommage zum 60. Geburtstag.

    von Jörg-Dieter Gauger

  • Kognitive Dissonanz

    Über unsere verderbliche Neigung, die Kenntnisnahme von Wirklichkeiten zu verweigern

    Informationsresistente Illusionen enden allzu häufig in privaten, beruflichen oder politischen Katastrophen. Eine sozialpsychologische Analyse beschrieb schon in den 1950er-Jahren einen fatalen wirklichkeitsverweigernden Mechanismus, der unverändert zu wirken scheint.

    von Andreas Püttmann

  • Ein Schuss „Willkür und Abhängigkeit“?

    Anmerkungen zum politischen System der DDR

    SED-Hörigkeit und das Fehlen einer unabhängigen justiz oder Presse gehörten zur DDR wie das Warten auf einen „Trabant“. Die Repressionen des Alltags waren Ausfluss eines zentralistischen und diktatorischen Staatsaufbaus und "Rechtssystems".

    von Jürgen Reuter

  • Wie deutsch ist die deutsche Literatur?

    Zur Eigenständigkeit in der Auseinandersetzung mit dem Fremden

    Die deutsche Literatur hat sich im neunzehnten Jahrhundert erst in der Auseinandersetzung mitanderen Literaturen zu ihrer Eigenständigkeit entwickelt. Ein Ende dieses fruchtbaren Austausches, der neue Formen hervorzubringen verspricht, ist nicht abzusehen.

    von Gerhard Lauer

  • Zeitgenosse Friedrich Schiller

    Zum 250. Geburtstag des Dichters "höchsten Genusses"

    Der „Dichter der Freiheit“ ruft noch 250 Jahre nach seiner Geburt die widersprüchlichstenReaktionen hervor. Trotz seines politischen Impulses waren ihm Freude und höchster GenussZiel seiner Kunst – ein Streben, das es in Zeiten der Unterhaltungsindustrie neu zu verstehen gilt.

    von Rüdiger Görner

  • „Das Heilige sei mein Wort“

    Zur poetischen Aufgabe der Sprache

    Die Poesie gibt dem Menschen die Möglichkeit, sich frei von instrumentellen Zwängen selbst auszusagen und so sein Menschsein erst zu bestimmen. Ein Blick auf die Programmatik Friedrich Hölderlins, Rainer Maria Rilkes und Jochen Winters.

    von Rita Anna Tüpper

  • Aktuelles intern

    Aktionen, Programme und Publikationen der Konrad-Adenauer-Stiftung

  • Diskussionsstoff im Sommer 1989

    - gelesen -

    Christoph Hein: Der Tangospieler

    von Jörg Bernhard Bilke

  • Todeszäune, Wachtürme und ein Weg der Hoffnung

    Mahnung und lebendige Geschichte zwanzig Jahre nach Öffnung der Grenze in Deutschland

    Der Beobachtungspunkt „Point Alpha“, einst der sogenannte heißeste Punkt des Kalten Krieges, ist heute eine Erinnerungsstätte, die das Bewusstsein erlittener Grausamkeit und die Hoffnung auf die Stabilität der Freiheit und Würde verbindet.

    von Gisbert Kuhn

  • Westbindung mit Widerständen

    Zum 80. Geburtstag von Hans Magnus Enzensberger

    Hans Magnus Enzensbergers literarische und politische Positionierungen sind nur schwer auf eine Linie zu bringen. Stand er in den 68ern für eine Internationale des linken Geistes, prangerte er schon wenig später die linke Selbstzensur an. Eine Würdigung zum 80. Geburtstag.

  • „Ich esse einen kurzen Schlaf“

    Herta Müller erhält Nobelpreis für Literatur

    Herta Müller, schon 2004 mit dem Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung ausgezeichnet,erhält den Nobelpreis für Literatur. Ihr Werk wagt es, Schrecken und Bedrohung durch ein Terrorregime meisterhaft ins Wort zu setzen.

    von Wolf Schellers

  • „In der Gegenwart verankert“

    Im Gespräch mit Ulla Hahn

    Wie „Das verborgene Wort“ dringt der neue autobiografische Roman „Aufbruch“ in die Erfahrungswelt des rheinischen Arbeiterkindes Hilla Palm ein. Ihr Blick zurück sei, so die Autorin, nicht im Zorn erfolgt. In der Gegenwart angekommen, bleiben Mitleid und Wut.

    von Ulla Hahn, Christiane Florin

  • Golo Mann zum 100. Geburtstag

    - gelesen -

    Tilmann Lahme: Golo Mann. Biographie / Tilmann Lahme (Hrsg.): „Man muss über sich selbst schreiben.“ Erzählungen, Familienporträts, Essays / Tilmann Lahme/ Kathrin Lüssi (Hrsg.): Golo Mann. Briefe 1932–1992

    von Sebastian Sasse

  • Literatur im europäischen Kontext

    Zur fünften Konferenz der Tagungsreihe "Europa im Wandel"

    Als Veranstaltungsort der fünften Konferenz der Tagungsreihe „Europa im Wandel“ wählte die Konrad-Adenauer-Stiftung Hermannstadt in Rumänien. Den Zusammenhang von Literatur, Werten und europäischer Identität beschrieben die Beiträge unter den Aspekten Erinnern und Verdrängen, Ausdruck des Individuums und literarische Zeugenschaft. Ein Tagungsbericht.

    von Hrvoje Hlebec

  • Inhalt

  • Editorial

    von Rita Anna Tüpper

  • Erzählungen wie Sand am Meer

    Der Schriftsteller Anton Čechov

    „Ich führe ein vorwiegend vegetatives Leben, ständig vergiftet von dem Gedanken, dass ich schreiben muss, ewig schreiben“ – eine Hommage an Čechov und eine Bemerkung zum Schreibzwang, zur Last der Langeweile und zum Selbstverständnis des Schriftstellers.

    von Gabriele Wohmann

  • Die Freiheit des Erzählens

    Uwe Tellkamp erhält den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung 2009

    von Michael Braun

  • Freie Rede und künstlerisches Wort jenseits des Konsenses

    Freiheit bewährt sich im Dissens

    Allein die freie Rede hat die Kraft, in der Demokratie die Toleranz für Positionen jenseits des Konsenses und damit für Kunst und Literatur aufrechtzuerhalten. An dieser wird sich das Schicksal der Freiheit in der postsäkularen Gesellschaft entscheiden.

    von Walter Schweidler

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