„2 oder 3 Dinge, die ich von ihm weiß“ - Politisches Bildungsforum Hamburg
Gespräch
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65 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz; Auseinandersetzung mit Legenden und Verklärungen über Hanns Ludin
Die Familie eines Nazitäters, 60 Jahre nach Kriegsende. Längst ist die Wahrheit über die Vergangenheit
des Vaters aktenkundig, aber unter seinen Verwandten wird sie beschönigt und
verdrängt – mit all der Leidenschaft, zu der nur Familienbande fähig sind.
Hanns Ludin, geb.1905 in Freiburg, wurde bereits in der Weimarer Republik als einer der drei
Reichswehroffiziere bekannt, die sich 1930 vor dem Reichsgericht in Leipzig wegen „Vorbereitung
zum Hochverrat“ und Konspiration für die Nazis zu verantworten hatten. Der Prozess ging in die
Geschichte ein, weil Hitler als Zeuge der Verteidigung damals schwor, er würde legal an die Macht
kommen. Nach 1933 steigt Hanns Ludin in der SA auf, überlebt den „Röhm-Putsch“, wird mit 30
Jahren jüngster SA-Obergruppenführer und 1941 auf Anordnung Hitlers von der französischen
Front weg als Gesandter und „Bevollmächtigter Minister des Großdeutschen Reiches“ in den Satellitenstaat Slowakei geschickt. Dort soll er die politischen, wirtschaftlichen und militärischen Interessen des Reiches zur Geltung bringen, vor allem die, auch vom slowakischen Regime befürwortete
Deportation der ca. 80.000 im Lande lebenden Juden. Nach dem Krieg wird Hanns Ludin von
den Amerikanern an die Tschechoslowakei ausgeliefert, 1947 in Bratislava zum Tode verurteilt und
hingerichtet.
Diese Tatsachen nimmt sein jüngster Sohn, der Filmemacher Malte Ludin, zum Ausgangspunkt
einer ebenso schmerzlichen wie befreienden filmischen Auseinandersetzung mit den
Legenden und Verklärungen, die in der Familie über den Vater kursieren. War er ein Held und
Märtyrer oder ein Verbrecher? Alle sind nun bereit zu reden – es entsteht das emotionsgeladene
Bild einer Familie im Schatten der deutschen Vergangenheit.