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Vortrag

"Die Schacht-Saga" - Eine Vatersuche

Mit Lesung aus dem Buch "Verrat. Die Welt hat sich gedreht"

Filmvorführung, Lesung und Gespräch

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Details

Im April 1999 begleitete ein holländisches Kamerateam den deutschen Journalisten und Schriftsteller Ulrich Schacht nach Moskau, um dabeizusein, wenn der zu diesem Zeitpunkt 48jährige zum ersten Mal in seinem Leben seinem russischen Vater gegenübersteht. In jahrelanger Recherche nach 1990 war es ihm gelungen, Wladimir Jegorowitsch Fedotow, 74, als den Mann zu identifizieren, der 1950 als Offizier der Sowjetischen Armee in Wismar in Mecklenburg stationiert war und seine Mutter kennenlernte. Die Absicht der Mutter, mit ihrem Freund, von dem sie ein Kind erwartete, in den Westen zu flüchten, war damals verraten worden, was zur Festnahme des Paares führte. Ein sowjetisches Militärtribunal verurteilte Schachts Mutter später zu zehn Jahren Arbeitslager, von denen sie dreieinhalb im DDR-Gefängnis Hoheneck / Sachsen absaß, wo auch ihr Sohn Ulrich Schacht im März 1951 geboren wurde. Schachts Vater verschwand ebenfalls; man brachte ihn nach Rußland zurück. Was ihm dort wirklich passierte, was in den Geheimdienstakten zu diesem Fall steht, wer der Verräter war und wie Vater und Sohn sich am 4. April 1999 im Sommerhaus des Vaters in der Nähe von Moskau fanden, das erzählt die Dokumentation "Die Schacht-Saga" des bekannten niederländischen Literaturkritikers und TV-Journalisten John Albert Jansen in einem äußerst subtil gedrehten, stillen und zugleich hochdramatischen Film, der mehr zeigt als nur eine deutsch-russische Familiengeschichte, der eine Geschichte aus den totalitären Abgründen des 20. Jahrhunderts vor Augen führt, die bis in die Gegenwart reicht.

In seinem neuen Buch "Verrat. Die Welt hat sich gedreht" erzählt Ulrich Schacht fesselnd über Menschen, die aus der Norm fallen, über Verletzungen, die nicht nur aus Erfahrungen, sondern auch aus deren Vergessen herrühren. Er konfrontiert uns mit Personen, die mit lakonischer Komik ihre Geschichte erzählen - die dann Teil einer neu entdeckten gemeinsamen Geschichte wird.

"Ulrich Schacht spricht über eigene Erfahrungen... Es spendet dem Leser Kraft, einen solchen Weg zu verfolgen und sich dabei von einer Sprache führen zu lassen, die über die gleichen Tugenden verfügt: Konzentration, Kultiviertheit und eine Ruhe, die sich Zeit zum Nachdenken über sich selbst läßt."

(Bernd Wagner, Neue deutsche Literatur 2/2002)

"Ulrich Schacht überrascht in seinen neuen Erzählungen durch eine beharrliche Unruhe... Sie prägt die eher stillen Geschichten und verleiht ihnen eine Spannung, die das Buch zu mehr als einer zufälligen Sammlung macht... Schacht verwandelt Vergangenheit in ein Stück Gegenwart. Und verändert durch heutige Blickwinkel und Erfahrungszusätze eben auch diese Vergangenheit."

(Lutz Rathenow, Deutschlandfunk Büchermarkt, 25.1.2002)

"Neben schonungsloser Ehrlichkeit ist das virtuose Spiel mit den Erzählebenen die eigentliche Stärke des Buches... Jeder, so die ernüchternde Schlussfolgerung dieses fein komponierten Geschichten-Reigens, ist in seine eigene Wahrheit eingeschlossen wie die Fliege in den Bernstein..."

(Heimo Schwilk, Welt am Sonntag, 16.12.2001)

Ulrich Schacht, 1951 geboren, wuchs in der Hansestadt Wismar auf. 1976 nach fast vier Jahren Haft Ausreise aus der DDR. Arbeitete in Hamburg als Journalist und Autor. 1998 Übersiedlung nach Schweden. Er veröffentlichte u. a. den Gedichtband "Scherbenspur" (Ammann), den Prosaband "Brandenburgische Konzerte" (Deutsche Verlagsanstalt) und den Essayband "Gewissen ist Macht" (Piper). Verschiedene Preise und Auszeichnungen, u. a. Theodor-Wolff-Preis für herausragenden Journalismus.

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Veranstaltungsort

Kiel

Referenten

  • Ulrich Schacht
    • Schriftsteller
    • Förslöv / Schweden
Kontakt

Dr. Manfred Dahlke

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