Der 17. Juni 1953 - Politisches Bildungsforum Hamburg
Vortrag
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Der Protest in nahezu 300 Städten und Ortschaften der DDR brach sich in Demonstrationen und Unruhen Bahn – er richtete sich gegen das DDR-System überhaupt und forderte u.a. freie Wahlen. Nur durch den von Moskau aus für Ostberlin verhängten Ausnahmezustand und den darauf folgenden Einsatz sowjetischer Panzer in Verbindung mit Kräften der Kasernierten Volkspolizei kann der Aufstand zunächst in Berlin und dann republikweit niedergeschlagen werden. Insgesamt wird in 167 von 217 Stadt- und Landkreisen von den sowjetischen Besatzungstruppen der Ausnahmezustand ausgerufen. Vielfach werden Panzer gegen demonstrierende Arbeiter eingesetzt.
Insgesamt haben sich Hunderttausende an der Streikbewegung und den damit zusammenhängenden Aktionen beteiligt. Dabei kamen 55 Personen ums Leben. Einige tausend Personen sind im Anschluss verhaftet, verurteilt und zum Teil in sowjetische Arbeitslager bzw. in das Gefängnis Waldheim gekommen. Auch eine bis heute unbekannte Anzahl sowjetischer Soldaten, die sich weigerten, auf ihre unbewaffneten deutschen Klassenbrüder zu schießen, wurde standrechtlich erschossen. Noch am Nachmittag des 17. Juni gab die SED-Führung die offizielle Lesart aus, wonach der 17. Juni 1953 ein „von westlichen Geheimdiensten gesteuerter faschistischer Putschversuch“ war, und forderte zur Ergreifung der Rädelsführer auf. Eine bis zum Herbst 1989 anhaltende Verfolgung politisch Andersdenkender durch das MfS hatte begonnen. Der 17. Juni war zum Trauma der herrschenden SED und ihres nun noch stärker auszubauenden Sicherheitsapparats geworden. In der Bundesrepublik war er bis zum 3. Oktober 1990, dem Tag der deutschen Wiedervereinigung, der Feiertag „Tag der Deutschen Einheit“.