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Es hätte wohl keine Wiedervereinigung gegeben - jedenfalls nicht zum damaligen Zeitpunkt und den damaligen Bedingungen - ohne die Solidarnosc-Bewegung in Polen, ohne die Liberalisierung Ungarns, ohne Gorbatschow und seine Politik von Perestroika und Glasnost, ohne die Massenfluchten und Massendemonstrationen in der DDR. Ganz sicher hätte die damalige Entwicklung aber auch einen anderen Verlauf genommen, wenn nicht die Bundesregierung den „Mantel der Geschichte“ im richtigen Zeitpunkt ergriffen und die damals gegebene historische Chance konsequent genutzt hätte.

Herr Dr. Dümmel begrüßte die zahlreich erschienenen Teilnehmer und stellt den Referenten des Abends Herrn Dr. Rudolf Seiters vor. Im Anschluss hielt Herr Dirk Fischer, Mitglied des Bundestages und ehemaliger Vorsitzender des CDU-Landesverbandes Hamburg ein kurzes Grußwort, in dem er die Bedeutung der Wiedervereinigung als zentrales Ereignis der deutschen Geschichte hervorhob und die Rolle von Herrn Dr. Seiters in diesem Prozess würdigte.

Herr Dr. Seiters eröffnete seinen Vortrag mit der Feststellung, dass die Wiedervereinigung als solch großes Ereignis nur durch den politischen und persönlichen Einsatz von Dr. Helmut Kohl und weiteren damaligen Akteuren so möglich gewesen sei. Die Wiedervereinigung galt damals und gilt bis heute als eine riesige Herausforderung, denn im Rahmen dieses „Projektes“ mussten zwei grundsätzlich gegensätzliche Gesellschaftsordnungen zusammen geführt werden. Damals, so Seiters, hätte niemand geahnt, dass er eine Wiedervereinigung geben würde, aber drei zentrale Ereignisse haben diese befördert und in das Bewusstsein gehoben: die Situation am 30.9. in der Prager Botschaft, die Öffnung der Mauer am 9.11. sowie der Besuch und die Rede von Helmut Kohl am 19.12. in Dresden.

Trotz Gegenwind aus Westeuropa sei es insbesondere der Entschlossenheit der damaligen Bundesregierung zu verdanken, dass die Wiedervereinigung erfolgreich – in diesem kleinen Zeitfenster der Geschichte - erreicht wurde.

Dieses bedeutende Ereignis, so Seiters, muss noch mehr in das Bewusstsein insbesondere der jungen Menschen gebracht werden. So appellierte Seiters an die Verantwortung von Medien, Schulen und Familien. Nur so lassen sich die Lehren erkennen, dass es insbesondere in der Politik wichtig ist, das Richtige zu erkenn und auch gegen Widerstände durchzusetzen und man durchaus mit Visionen in der Politik arbeiten kann, wenn man Wort hält.

Im Anschluss an den Vortrag fand eine Diskussion mit dem Referenten statt, in dem es insbesondere um seine persönlichen Erfahrungen in der Politik ging.

Rudolf Seiters studierte Rechts- und Staatswissenschaften in Münster, 1963 und 1967 juristischen Staatsprüfungen. 1971 bis 1976 sowie ab 1982 war er Parlamentarischer Geschäftsführer, ab 1984 bis 1989 1. Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. April 1989 bis November 1991 war Rudolf Seiters Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramtes, November 1991 bis Juli 1993 Bundesminister des Innern. Als bei einem polizeilichen Einsatz im mecklenburgischen Bad Kleinen ein gesuchter RAF-Terrorist sowie ein Beamter der GSG 9 ums Leben kamen, übernahm Seiters die politische Verantwortung und trat am 4. Juli 1993 von sei-nem Amt zurück. Am 22. November 1994 wurde er zum stellvertretenden Vorsit-zenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für den Arbeitsbereich Auswärtiges, Verteidigung, wirtschaftliche Zusammenarbeit und Europäische Union gewählt. Von 1998 bis 2002 war Seiters Vizepräsident des Deutschen Bundestages. Seit November 2003 ist er Präsident des Deutschen Roten Kreuzes.

Dirk Fischer, seit 1967 Mitglied der CDU und der Jungen Union, von 1970 bis 1977 Landesvorsitzender der Jungen Union Hamburg, 1970 bis 1981 Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft, seit 1972 Mitglied des CDU-Landesvorstandes in Hamburg und seit 1976 stellv. CDU-Landesvorsitzender, 1974 bis 1996 Kreisvor-sitzender der CDU Hamburg-Nord sowie 1992-2007 Landesvorsitzender der Ham-burger CDU und Mitglied im Bundesvorstand der CDU. Mitglied des Deutschen Bundestages seit 1980. Seit 1989 Vorsitzender der Arbeitsgruppe Verkehr und verkehrspolitischer Sprecher sowie Mitglied im Fraktionsvorstand der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, seit 1994 Landesgruppenvorsitzender der Hamburger CDU-Abgeordneten im Deutschen Bundestag. Seit 1998 Vorsitzender der Arbeitsgruppe Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Aufbau Ost.