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Italien wurde in der Vergangenheit vielfach als politischer Sonderfall in Europa charakterisiert. Jahrzehntelang galt das Land als eine “blockierte Demokratie, in der die Regierung mangels tolerierbarer Alternative nicht abwählbar war - oder zumindest nicht abwählbar schien, insofern die Kommunistische Partei Italiens als nicht koalitionswürdig betrachtet wurde. Der gesellschaftliche Druck im Innern angesichts schwindender Legitimation der “politischen Klasse und die politischen Veränderungen im Weltmaßstab haben dazu geführt, daß dieses System Anfang der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts zusammengebrochen ist. Binnen relativ kurzer Zeit setzte sich das “System Berlusconi durch, das nicht wenige Beobachter erneut für einen “Sonderfall in Europa halten: die Führung der Politik durch einen erfolgreichen Unternehmer, der den Staat wie ein Wirtschaftsimperium zu lenken beabsichtigt und sich zur demokratischen Konsenserzeugung in hohem Maße der Massenmedien, die sich in seinem Besitz befinden, bedient. Der Vortrag rekapituliert die Entwicklungsetappen der italienischen Nachkriegsdemokratie, fragt nach den Hintergründen ihrer Legitimationskrise und den Ursachen des Erfolgs des “Modells Berlusconi. Wird der „Sonderfall Italien“ zum „Modellfall“ für Europa? Kann man von einer “Berlusconisierung der Politik auch im europäischen Maßstab sprechen?

Dr. Christiane Liermann studierte Geschichte, Philosophie und Romanistik in Bonn, Siena, Karlsruhe und Zürich. Sie ist Mitarbeiterin am Deutsch-Italienischen Zentrum Villa Vigoni (Como, Italien), das gemeinsam von der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Italien getragen wird. Ihr Forschungsschwerpunkt sind die Geschichte der politischen Ideen im 19. und 20. Jahrhundert sowie die neueste Geschichte Italiens.