Flucht mit dem Moskau-Paris-Express - Politisches Bildungsforum Hamburg
Vortrag
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1964 gelingt acht Gymnasiasten der spektakuläre Flucht von Ost- nach Westberlin: In einem Zeitraum von drei Wochen springen sie – allein oder zu zweit – aus einem Versteck unmittelbar hinter dem Bahnhof Friedrichstraße auf den Moskau-Paris-Express auf, der jeden Abend um 20.53 Uhr scharf bewacht Richtung Westen rollt. Sie wollen dem politischen Druck entfliehen, der nach dem Mauerbau auf den DDR-Schulen lastet. Die Sache fliegt auf, als einer der Schüler beim Aufspringen stolpert; aus Angst vor Entdeckung springt er die 7m hohe Eisenbahnbrücke hinunter und bricht sich beide Beine. Der Pechvogel wird verhaftet. 36 Jahre später finden die damals 17-Jährigen wieder zueinander – jene, denen die Flucht geglückt war und die anderen, die unfreiwillig im Osten zurückblieben. Wie ist es Ihnen ergangen?
Freya Klier, geboren 1950 in Dresden, kam nach der Verhaftung ihres Vaters im Alter von drei Jahren ins Kinderheim. 1968 scheiterte ihr Versuch der Republikflucht, sie wurde zu 16 Monaten Gefängnis verurteilt. Nach vorzeitiger Entlassung und Arbeit als Theaterregisseurin war Klier 1980 Mitbegründerin der DDR-Friedensbewegung. Später folgte Berufsverbot, 1988 wurde sie schließlich zusammen mit Stephan Krawczyk und anderen Bürgerrechtlern verhaftet und unfreiwillig ausgebürgert. Sie lebt heute als Autorin und Filmregisseurin in Berlin. Publikationen u. a.: "Abreiß-Kalender. Ein deutsch-deutsches Tagebuch" (1988), "Lüg Vaterland. Erziehung in der DDR" (1990), "Die Kaninchen von Ravensbrück" (1994), "Penetrante Verwandte" (1996), "Wir Brüder und Schwestern" (2000), "Oskar Brüsewitz" (2004), „Matthias Domaschk und der Jenaer Widerstand“ (2007). Ihr Buch „Gelobtes Neuseeland“ erschien 2006