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Veranstaltungsberichte

Tradition, Verfolgung, Aufbruch: Christen in Nahost

Eine Bilanz des Gießener Gesprächs 18. November 2013

"Viele Christen sehen für sich und ihre Kinder keine Zukunft in dieser Region". Häufig seien sie Zielscheibe gewalttätiger Auseinandersetzungen, was einen Verbleib im Heimatland oft unmöglich mache. Auch hätten sie mit vielfältigen sozialen und politischen Problemen zu kämpfen. Im Gießener Gespräch schilderte Dr. Otmar Oehring, Leiter des Auslandsbüros Jordanien der Konrad-Adenauer-Stiftung, die Situation der Christen in verschiedenen Ländern des Nahen Ostens.

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Dr. Otmar Oehring (Foto: Christine Leuchtenmüller)

Der anhaltende Exodus von Christen aus dieser Region habe unterschiedliche Ursachen. Häufig seien die schlechten wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse dafür verantwortlich. Auch wenn die orientalischen Christen von der muslimischen Bevölkerungsmehrheit nicht grundsätzlich abgelehnt würden, würden sie doch gesellschaftlich ausgegrenzt. So könnten Christen in der Regel keine wichtigen Positionen im politischen Bereich, im Bereich der Staatsverwaltung und bei den Streitkräften einnehmen.

Nach wie vor seien irakische Christen einer massiven Bedrohung ausgesetzt. Viele seien Opfer von Gewalt geworden und hätten ihre Existenzgrundlage verloren. Man könne, so Oehring weiter, derzeit nicht absehen, wie die Zukunft des Irak und damit die der christlichen Minderheit aussehen werde. Auch die Lage der syrischen Christen werde zunehmend angespannter. Zwischen dem Irak unter Saddam Hussein und Syrien gebe es eine für Christen möglicherweise nicht ungefährliche Parallele. Ähnlich wie Saddam Hussein hätten auch Hafiz al-Assad und sein Sohn Baschar die christliche Minderheit, die über einen vergleichsweise hohen Bildungsgrad verfüge, zur Stärkung der eigenen Machtbasis eingebunden. Wie im Irak unter Saddam Hussein konnten sich die Christen auch in Syrien nicht gegen diese Vereinnahmung durch das Regime wehren. Anders als im Irak gebe es in Syrien bislang keine „systematische Verfolgung“ von Christen.

Wie die Zukunft der Syrer aussehen werde, können im Augeblick niemand vorhersagen. Viele Dörfer und Städte seien weitgehend zerstört. Zudem würden die Menschen unter den von der Europäischen Union verhängten Sanktionen leiden, die die Preise, vor allem für Lebensmittel, erheblich in die Höhe getrieben hätten. Der nun schon seit 2011 andauernde Konflikt in Syrien habe dazu geführt, dass von den mehr als 21 Millionen Einwohnern Syriens rund 4 Millionen zu Binnenvertriebenen wurden. Fast 2 Millionen Menschen seien aus Syrien in die Nachbarländer geflohen. Ein Ende sei nicht absehbar.

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Christine Leuchtenmüller

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Leiterin des Politischen Bildungsforums Hamburg

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