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Veranstaltungsberichte

Konferenz: Germany - India - Brazil - South Africa (GIBSA)

von Martin-Maurice Böhme

Quadrilog 2010

Vertreter führender Think Tanks aus Brasilien, Deutschland, Indien und Südafrika trafen sich am 22./23. März 2010 in Neu-Delhi, um aktuelle politische Herausforderungen zu diskutieren. Dabei wurden ebenso regionale, wie internationale Schwerpunkte gesetzt. Kernbestandteile der Diskussionen waren Geo- und Sicherheitspolitik in Südasien; Indiens, Chinas und Japans Rolle in einer neuen Weltordnung; globale Herausforderungen an den Klimaschutz sowie die Nutzung gemeinsamer Synergieeffekte und Kooperationspotentiale der aufstrebenden Schwellenländer Brasilien, Indien und Südafrika.

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Amb. Eric Gonsalves, Prof. Dr. Volker Perthes, Direktor SWP

Die Organisation des 4. GIBSA Quadrilogs wurde von der indischen Vertretung der Konrad-Adenauer-Stiftung und dem Partner - Institute of Peace and Conflict Studies (IPCS) umgesetzt. Aus Deutschland nahmen Prof. Dr. Volker Perthes, Dr. habil. Christian Wagner und Dr. Stefan Mair von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Miguel Berger, Auswärtiges Amt und Dr. Volker Deville, Executive Vicepresident Allianz S.E. an der Veranstaltung teil. Für Brasilien beteiligte sich Botschafter Marcos de Azambuja, Centro Brasileiro de Relacoes Internacionais (CEBRI) und für Südafrika Dr. Jakkie Cilliers, Institute for Security Studies (ISS) am Quadrilog der Think Tanks. Als Stimme des südafrikanischen Außenministeriums bereicherte Botschafter JJ Spies die Diskussionen. Zudem ergänzten ausgewählte Vertreter aus Politik, Diplomatie und Wissenschaft den Teilnehmerkreis des GIBSA-Quadrilogs 2010. Die Veranstaltung in Neu Delhi war bereits die Vierte, nach Meetings in Deutschland, Brasilien und Südafrika in den Vorjahren.

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(von links) Dr. Jakkie Cilliers (ISS), Maj.Gen. Dipankar Banerjee (IPCS), Botschafter Eric Gonsalves, Dr. Beatrice Gorawantschy (KAS)

Wie lässt sich die Region Südasien dauerhaft stabilisieren? Diese Frage warf der ehemalige indische Außenstaatssekretär und Botschafter Eric Gonsalves auf. Im Rahmen einer intensiven Diskussion stellten verschiedene Außen- und Sicherheitsexperten unter den Teilnehmern die Bedeutung einer abgestimmten Sicherheitsarchitektur heraus. Mit Indien als regionaler Macht an der Spitze, könne im Rahmen des SAARC-Staatenverbundes Stabilität für die Region erzielt werden. Allein der Wille hierzu fehle bisher. SAARC, eigentlich zur wirtschaftlichen Integration der Region bestimmt, steht schon länger wegen mangelnder Fortschritte in der Kritik. Viele Konferenzteilnehmer waren sich einig, dass im Rahmen einer Neuordnung des SAARC-Konstrukts auch eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik implementiert werden könne. Jedoch wurde schnell deutlich, dass hierzu noch Hürden beseitigt werden müssen. Das belastete Verhältnis der beiden bevölkerungsreichsten Staaten in der Region, Indien und Pakistan, stellt ein ernsthaftes Hindernis dar. Spätestens seit den Anschlägen von Mumbai 2008 fürchten nicht wenige Inder den islamisch geprägten Staat, der über Atomwaffen verfügt, als Keimzelle für den internationalen Terrorismus. Gemäßigte Stimmen sind sich aber darüber im Klaren, dass Stabilität in der Region nur über einen stetigen und institutionalisierten Dialog zwischen den Entscheidungsträgern beider Staaten und zwischen den Organisationen der Zivilgesellschaft zu erreichen ist.

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Miguel Berger, Auswärtiges Amt

Der GIBSA-Quadrilog war von viel Optimismus im Bezug auf die künftige welt- und wirtschaftspolitische Rolle Asiens geprägt. Ohne das Gewicht Russlands unterzubewerten, verfüge der Kontinent ungeachtet der Armutsproblematik in Indien und China, zusammen mit Japan bereits heute über mehrere Schlüssel- und Zukunftsmärkte. Der Vorsitzende des indischen Centre for Policy Alternatives, Mohan Guruswamy, zeigte sich sogar davon überzeugt, dass Indien über größeres Entwicklungspotenzial verfüge als China und das man den kommunistischen Staat mittelfristig in seiner Entwicklung überholen werde. Wenngleich auch in diesem Aspekt Uneinigkeit bestand, basierend auf Indiens Nachholbedarf in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Infrastruktur, so trafen sich die Meinungen jedoch wieder bei den Überlegungen zur künftigen Weltordnung in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts. Die Teilnehmer zweifelten nicht an dem unipolaren Führungsanspruch der Vereinigten Staaten in den kommenden Jahrzehnten, bis zum Jahr 2050. Allerdings werde man im Laufe der Zeit einen Wechsel, hin zu einer multipolaren Weltordnung ablesen können. Mit den USA und einer stärker integrierten EU einerseits, China und Indien andererseits. Die Rolle des afrikanischen Kontinents, Japans und Südamerikas blieb im Rahmen dieser Diskussion unberührt.

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(vorne) Botschafter Marcos de Azambuja, CEBRI

Eine Debatte zum Vorgehen bei der Bekämpfung des Klimawandels und seiner Folgen offenbarte im Rahmen des GIBSA-Quadrilogs unterschiedliche Auffassungen. Die Diskussion um nachhaltige Lösungen und die Zuschreibung von Verantwortlichkeiten bildete den Sachstand der Situation auf internationaler Ebene ab. Konferenzteilnehmer aus Deutschland sprachen sich für eine allgemeingültige Lösung der Klimaproblematik aus, an der sowohl Industrie- als auch Schwellen- und Entwicklungsländer beteiligt werden sollten. Im Rahmen einer internationalen Initiative gelte es, gemeinsam weitere negative Folgen des Klimawandels zu verhindern, beziehungsweise wenigstens abzumildern. Vertreter aus Brasilien, Indien und Südafrika betonten den Willen ihrer Länder zur wirtschaftlichen Entwicklung. Zur Begrenzung des Klimawandels forderten sie von den Industrieländern einen stärkeren Beitrag. Deutschland und einige andere EU-Staaten würden dabei bereits eine Vorbildfunktion ausüben, dies gelte beispielsweise im Hinblick auf den Ausbau erneuerbarer Energien und die Senkung des CO2-Ausstoßes. Die EU habe jedoch versäumt, während des letzten Klimagipfels in Kopenhagen, ihre Vorreiterrolle zu unterstreichen. Dies müsse sich im Bezug auf den bevorstehenden Gipfel in Mexiko ändern.

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(vorne) Dr. Stefan Mair, SWP

Für den Quadrilog im Jahr 2011 in Berlinsehen die Think Tanks weiteren Diskussionsbedarf in unterschiedlichen Politikfeldern. So könne der Austausch zu Themen wie beispielsweise Global Governance, Migration und Demografie, Energie(-sicherheit) und Terrorismusbekämpfung noch stärker in den Mittelpunkt gerückt werden.

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