„Israelisch-Palästinensische Kooperation aus wirtschaftlicher Perspektive eine sinnvolle Entscheidung“ - Auslandsbüro Israel
Veranstaltungsberichte
Während das IPBF en detail seine Arbeit am 29.10.08 in Tel Aviv vorstellen wird, diente diese Konferenz als Auftakt der Vorstellung von bestehenden israelisch-palästinensischen Erfolgsmodellen.
Die Idee des IPBF wurde erstmals 2007 im KAS Bildungszentrum in Cadenabbia mit Fachleuten aus Wirtschaft und Politik ausgearbeitet. Grundidee ist es, gemeinsame – hier wirtschaftliche – Interessen für eine Annäherung zu nutzen. Dabei war auch im Blick, dass Kooperation sich auch auszahlen muss: „Peace has to pay – Frieden muss sich auszahlen“ – wie es ein Teilnehmer ausdrückte.
Bis zu seiner tatsächlichen Gründung mussten viele organisatorische und bürokratische Hindernisse überwunden werden. Das IPBF ist die erste gemeinsam von Israelis und Palästinensern geführte Organisation, welche die Aufgaben einer Handelskammer übernimmt: durch Beratung und direkte Kontakte zur jeweils anderen Seite wird die Gründung neuer Unternehmen gefördert und bestehenden Betrieben Unterstützung geleistet. Besonders kleine und mittelständische Betriebe brauchen Hilfe, da sie sich kaum Personal leisten kann, welches sich um die besonderen Schwierigkeiten des israelisch-palästinensischen Handels aufgrund der politischen Lage kümmern kann, wenn es etwa um Permits geht.
Trotz der schwierigen politischen Lage und den widrigen Ausgangsbedingungen gibt es erfolgreiche Geschäftsmodelle, die den Vorteil von israelisch-palästinensischen Kooperationen vor Augen führen. Mehrere solcher Modelle wurden auf dieser Konferenz vorgestellt: Abu Ein Group, Asal Technologies, Canaan Fair Trade, Medipharm, G.ho.st, Nuvoton, Olives of Peace.
Insbesondere die Softwarebranche kann überzeugende Gründe vorweisen, die für israelisch-palästinensische Kooperation sprechen. „Kooperation ist aus wirtschaftlicher Perspektive eine sinnvolle Entscheidung.“, führte der Repräsentant eines Softwareentwicklers seinen Vortrag ein. Junge palästinensische Hochschulabsolventen seien hochmotiviert, ihr Wissen und Können einzubringen; dieses haben sie von Professoren erlangt, die ihre Ausbildung nach aktuellstem Stand im Ausland absolviert haben. Durch das Internet sei die gemeinsame Arbeit mit Israelis kein Problem. Für die wenigen physischen Treffen, die notwendig sind, können Einreisepermits erlangt werden; Treffen auf täglicher Basis sind nicht erforderlich. Für eine Softwareentwicklung zusammen mit Palästinensern (im Gegensatz etwa zu Outsourcing mit Indien oder China) sprächen u.a. gleiche Zeitzone (und damit voll nutzbare gemeinsame Arbeitszeit), das Kennen der jeweilig anderen Mentalität und die physische Erreichbarkeit (auch zur Ausbildung des Teams ein wichtiger Gesichtspunkt). Anhand einer Power Point Präsentation wurden die Punkte anschaulich dem Publikum präsentiert.
Eine innovative Idee auf dem Softwaremarkt ist G.ho.st (Global hosted operating sytem). Über das Internet hat der Benutzer Zugang zu seinem virtuellen Computer. Über die Internetverbindung des Adenauer Zentrums zeigte der CEO der Fima, Zvi Schreiber, wie er sich in seinen Computer einloggt, welche Fenster er zuletzt geöffnet hatte etc. Die Vorteile eines solchen Systems liegen auf der Hand: von jedem Punkt auf der Welt mit Internetanschluss kann man auf seinen eigenen Computer zugreifen ohne diesen phsysisch mit sich herumzutragen. Die Software für dieses Projekt wurde gemeinsam von Israelis und Palästinenser entwickelt.
Auch auf dem Agrarbereich finden sich erfolgreiche Kooperationsmodelle, wie etwa die Firma „Olives for Peace“. Mit jeweils gleichwertiger Beteiligung zwischen Israelis und Palästinensern wird Olivenöl hergestellt. Dieses Produkt kann mit dem „added value“ eines israelisch-palästinensischen Gemeinschaftsproduktes erfolgreich auf einem hartumkämpften Markt vertrieben werden. Ein Vertreter der Firma sagte: “Dass dieses Produkt zu gleichen Teilen von Israelis und Palästinensern hergestellt wurde, ist unser Marktvorteil. Für viele ist dies ein Grund zum Kauf.“
Die „win – win“ Formel ist ein erfolgreiches Konzept zur Überwindung von israelisch-palästinensischen Spannungen. Ziel des IPBF ist u.a. die Vermehrung solcher Projekte und der Überwindung von Hindernissen. Während der Diskussionen auftauchende Problematiken wurden bereits in die Agenda des IPBF aufgenommen: das IPBF will sich beispielsweise um die Einführung einer BMC (Businessman Card) für den High-Tech Bereich bemühen, welche freie Bewegung für den Inhaber der Karte zwischen Israel und den Autonomiegebieten gewährt. Je mehr wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Israelis und Palästinensern besteht, desto größer sind die Aussichten auf Stabilität in dieser Region.
Katja Tsafrir