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Veranstaltungsberichte

Aufklären - Verändern - Mitmachen

von Dr. Nadine Carlson (geb. Mensel)

Umwelterziehung als Querschnittsaufgabe in Israel

Die Auseinandersetzung mit dem Klimawandel und dessen Folgen ist nicht nur ein wichtiges Handlungsfeld der internationalen Politik, sondern beschäftigt auch Gruppen und Organisationen auf Graswurzelebene.

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Aufklärung über den Klimawandel und anthropogen verursachte Umweltschäden kann nicht früh genug beginnen. Denn was können politische Vereinbarungen bewirken, wenn damit keine veränderten Handlungsweisen einhergehen, die bereits kleinräumig beginnen? Daher haben sich die Konrad-Adenauer-Stiftung Israel und die Society for the Protection of Nature in Israel (SPNI) zum Ziel gesetzt, Umwelterziehung und Aufklärung zum Schwerpunkt ihrer diesjährigen Kooperation zu erklären.

SPNI ist eine Pionierorganisation in Sachen Umweltaktivismus in Israel. Die NGO wurde 1953 gegründet und setzt sich unter anderem für die Ausweisung von Naturschutzgebieten und die Pflege historischer Sehenswürdigkeiten ein. Außerdem untersuchen sie raumbezogene Maßnahmen der Gemeinden und des Staates Israel dahingehend, ob das Prinzip der Nachhaltigkeit ausreichend berücksichtigt wird. Damit nicht genug, thematisiert die Umweltorganisation in ihrer Arbeit ebenso Aspekte der Integration gesellschaftlich marginalisierter Gruppen sowie sozioökonomische Fragen.

Die Kooperation zwischen der KAS Israel und SPNI konzentriert sich auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in Galiläa im Norden Israels. Galiläa ist zum einen ein fruchtbares landwirtschaftliches Nutzgebiet und zum anderen ein sensibles Ökosystem. Mehrere Flüsse – zum Beispiel Betset und Kziv – sind von Verschmutzung und Wasserknappheit bedroht. Da die gesamte Region des Nahen Osten bereits unter Wasserstress leidet, bedeutet ein Temperaturanstieg infolge des Klimawandels die Verschärfung hydrologischer Probleme. Handeln auf kleinräumiger Ebene ist daher gefragt – sowohl mit Blick auf einen Bewusstseinswandel als auch mit Blick auf konkrete Maßnahmen, die den Schutz des Ökosystems in den Mittelpunkt stellen.

Um die gemeinsamen Vorhaben von der KAS Israel und von SPNI in Sachen Klima- und Umweltschutz umzusetzen, fand am 13. Februar 2012 ein Workshop mit integrierter Exkursion statt. Organisiert wurde diese Veranstaltung im Wesentlichen vom „Malash Ma’alot“, dem Ökologischen Gemeindezentrum in Ma’alot, dessen Träger SPNI ist. Teilgenommen haben Schüler und Schülerinnen der Sassa School und der ORT High School aus Ma’alot. Die Gemeinde Ma’alot-Tarshiha ist eine vom soziodemografischen Gesichtspunkt her besondere Gemeinde. Zunächst ist es eine Einwanderergemeinde; Neueinwanderer aus den ehemaligen Sowjetrepubliken, Osteuropa, Nordafrika und Asien haben dort ein neues Zuhause gefunden. Ferner ist Ma’alot eine Kommune, in der ca. die Hälfte der Einwohner jeweils jüdische bzw. arabische Israelis sind. Über die gemeinsame Umweltarbeit finden sie zusammen, lernen Werte und Interesse teilen und helfen, das Ökosystem zu bewahren. Das Engagement für Verständigung, eine pluralistische Demokratie und Klimaschutz gehen somit sprichwörtlich Hand in Hand.

Das Programm vom 13. Februar wurde mit einer Besichtigung des Gemeindezentrums und des Ökologischen Gemeindezentrums (ÖGZ) eröffnet. Mordi Edri von SPNI leitet das ÖGZ und ist mitverantwortlich für die Workshop-Konzeption und -Umsetzung. Er gab den Teilnehmern einen Überblick über die umfangreichen Aktivitäten des Zentrums und informierte über die zahlreichen Errungenschaften in der umweltpolitischen Bildungsarbeit. Anschließend ging Nadine Mensel, Projektassistentin der KAS Israel, auf die verschiedenen klima- und umweltbezogenen Maßnahmen und Grundsätze der Konrad-Adenauer-Stiftung ein. Neben den klassischen Schwerpunkten der Projektarbeit in Israel wie Parteienzusammenarbeit, regionaler Dialog, Konfliktmanagement oder Unterstützung der Zivilgesellschaft, bilden „grüne“ Themen ein recht neues Betätigungsfeld der Stiftung in Israel.

Im Anschluss daran folgte der erste praktische Teil des Workshops. Barak Herscowitz und Mordi Edri erläuterten praxisnah und bezogen auf die konkreten Bedürfnisse der Gemeinde, warum Umwelterziehung eine bedeutende Querschnittsaufgabe darstellt und inwiefern der Klimawandel lokales Handeln verlangt. Die Schülerinnen und Schüler sammelten zunächst allgemeine und auf regionalbezogene Informationen über den Klimawandel, diskutierten die globalen Auswirkungen und Gefahren. Anschließend suchten sie nach Beispielen in ihrer Gemeinde für Anzeichen, dass die Folgen des Klimawandels bereits dokumentierbar sind. Diese Ergebnisse trugen die Jugendlichen in einem virtuellen Chart zusammen. Gleichzeitig haben sie sich erste Gedanken gemacht, welche Maßnahmen ergriffen werden können, um die beobachteten Phänomene abzustellen oder einzudämmen.

Eine wichtige Erkenntnis in diesem Zusammenhang war, dass nach Messungen von SPNI und auch nach subjektivem Empfinden der Jugendlichen das hydrologische System in Galiläa starken Veränderungen ausgesetzt ist. Der Grundwasserspiegel ist in den vergangenen Jahren gesunken und der Jordan führt weniger Wasser. Daher sind auch dessen Nebenflüsse unterversorgt. Umweltverschmutzung, bzw. durch illegales Einleiten von Abwässern und Ablagern von Müll, sind eine zusätzliche Gefahr für die Wasserqualität und einen ungehinderten Flusslauf. Einige Quelle des Betset oder des Kziv sind auf die Weise bereits versiegt.

Unter Anleitung der SPNI-Fachleute diskutierten die Workshop-Teilnehmer Ideen, wie diese spezifischen raumbezogenen Probleme angepackt werden können. Um zu erfahren, wie praxistauglich diese Ideen sind, wurde der Workshop mit einer Exkursion in das Naturschutzgebiet von Ma’alot fortgesetzt. Während einer kurzen Wanderung entlang des Kziv erfuhren die Jugendlichen, wie es um das Ökosystem in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft bestellt ist. Gleichzeitig testeten sie ihre zuvor besprochenen Ideen, das Flusssystem instand zu halten. Und auch die anwesenden Gemeindevertreter aus Ma’alot sowie der lokalen Wasserbehörde sind übereingekommen, das Flusssystem besser zu überwachen und die Bevölkerung besser über die ökologischen Zusammenhänge zu informieren.

Da dieser Workshop Teil eines größeren, langfristigen umweltpolitischen Bildungsprogramms ist, das von SPNI koordiniert und umgesetzt wird, kann davon ausgegangen werden, dass die Zusagen und Vorhaben auch von den Verantwortlichen überprüft werden. Der Wert dieses Workshops liegt insbesondere darin, dass Jugendlichen eine Multiplikatorenfunktion zuerkannt wird. Sie werden ihre Erlebnisse in ihren Familien und ihrem Freundeskreis diskutieren. Nach Bekundungen der Schülerinnen und Schüler ist dank ihrer persönlichen Erfahrungen während der Exkursion die Verantwortung gegenüber ihrer Umwelt gestiegen. SPNI und die KAS haben somit tatkräftige Unterstützer für mehr Umweltbewusstsein in Israel gefunden.

Nadine Mensel

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