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Veranstaltungsberichte

Die deutsch-israelischen Beziehungen nach den Bundestagswahlen

Die Vertiefung der Beziehungen zwischen Israel und Deutschland, sowie Israel und Europa gehört zu den erklärten Zielen der Arbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung.Hochrangige deutsche Gäste machen immer wieder deutlich, dass der deutsch-israelische Dialog insbesondere in Israel herausragende Bedeutung hat und auch weiterhin behalten muss. Gerade während der zweiten Intifada, als der Tourismus zum Erliegen kam und Pilger das Heilige Land mieden, wurde dankbar registriert, dass im Konrad-Adenauer-Konferenzzentrum der offene und durchaus kritische Diskurs von und mit Deutschen weitergeführt wird.

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Der deutsch-israelische Dialog hat zudem eine europäische Dimension. Die Beziehungen zwischen Israel und Europa sind in den letzten zwei Jahren wieder verstärkt unter Druck geraten. Insbesondere nach der Militäroperation im Gazastreifen Anfang 2009 kam die weitere Vertiefung der Beziehungen ins Stocken, da ein bereits 2008 vereinbartes „Upgrade” der Beziehungen von der EU wieder in Frage gestellt wurde.

Sowohl Dr. Lars Hänsel, Direktor der Konrad-Adenauer-Stiftung Israel als auch Herr Felix Dane, Direktor der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Palästinensischen Autonomie, machten in ihren Grußworten deutlich, dass die Stiftung hier Verantwortung und Auftrag sieht, den Dialog auf zivilgesellschaftlicher Ebene weiterzuführen. Beide stellten die Arbeit der Stiftung in den jeweiligen Bereichen anhand verschiedener Projektbeispiele vor.

Die Delegationsreise der CDU Thüringen trug diesem Auftrag der Stiftung in ganz besonderer Weise Rechnung. Nach den Bundestagswahlen, den Landtagswahlen in einigen deutschen Bundesländern und den damit verbundenen Veränderungen auf der politischen Bühne Thüringens war es der Adenauer-Stiftung ein Anliegen, israelischen politisch interessierten Menschen diesen Dialog zu ermöglichen. Gleichzeitig wurde die Gelegenheit genutzt, an die Geschichte der deutsch-israelischen Beziehungen zu erinnern, eine aktuelle Bilanz zu ziehen und Zukunftsperspektiven aufzuzeigen.

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Avital Ben-Chorin berichtet über ihre persönlichen Erfahrungen

Einstieg in die Veranstaltung waren zwei bewegende wenn auch thematische unterschiedliche Vorträge von Zeitzeugen der deutsch-israelischen Beziehungen.

Beide Zeitzeugen, inzwischen schon über 80 Jahre alt, erlebten Deutschland und Österreich vor den Zeiten des Nationalsozialismus und des Krieges. Beide mussten als Juden aus ihrer Heimat fliehen, waren im selben Kinderheim in Berlin untergebracht und kamen in den Jahren 1936 und 1937 im damaligen Palästina an.

Für die Gäste aus Thüringen waren der ganz persönlich gehaltene Bericht von Frau Avital Ben-Chorin, geboren als Erika Fackenheim in Eisenach/Thüringen, bewegendes Zeugnis dafür, wie deutsch-jüdische Geschichte ursprünglich gelebt, dann belastet und aufs Grausamste zerstört wurde und wie dann schließlich – wie durch ein Wunder – aus dem Abgrund von Hass und Tod eine lebendige deutsch-israelische Geschichte entstand.

Frau Ben-Chorin ist Vordenkerin und Pionierin und baute bereits in den 1950er Jahren gemeinsam mit ihrem Mann, dem 1999 verstorbenen Religionsphilosophen Prof. Dr. Schalom Ben-Chorin die deutsch-israelischen Beziehungen auf; Anfang der 1960er Jahre brachte sie erste Jugendgruppen nach Deutschland. Im Dialog beider Länder ist sie bis heute aktiv.

Ari Rath, dessen Kindheit in Wien ebenso grausam zu Ende ging, wurde nach seiner Zeit in Kinder- und Jugendheimen politisch aktiv und begann eine Journalistenlaufbahn, die ihn zum Chefredakteur der bekannten und geachteten „Jerusalem Post” machte. Diese Position bei der renommierten englischsprachigen Zeitung Israels hat er bis weit über das Pensionsalter inne.

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Ari Rath erläutert die Entstehung des Israelischen Staates

Ari Rath ist ein brillanter Analytiker. Durch seine scharfe Beobachtungsgabe, aber auch aufgrund seines Mit-Erlebens der bewegenden Zeiten vor und nach der Staatsgründung Israels ist er bis heute ein gefragter Referent. Vor der Delegation Thüringen gab Ari Rath einen geschichtlichen Überblick zur Entwicklung Israels und leitete mit seiner Analyse der aktuellen politischen Lage in Israel und dem Nahen Osten zum nächsten Redebeitrag über.

Der anschließende Referent Michael Panse berichtete von den Landtagswahlen in Thüringen und den Wahlen zum Deutschen Bundestag. Panse gab einen Überblick über die Wahlergebnisse und hob hervor, dass rechtsextreme Parteien weder im Landtag von Thüringen noch im Bundestag vertreten sein werden. Darüber hinaus berichtete Panse ausführlich über die reiche deutsch-jüdische Geschichte in Thüringen und das wieder erstarkende jüdische Leben im Bundesland und in Deutschland, das sich konkret auch in der bald anstehenden Einweihung der Synagoge in Erfurt niederschlägt.

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Michael Panse bei seinem Vortrag

In Bezug auf die zukünftigen Beziehungen sieht Panse eine klare Kontinuität. Die deutsch-israelischen Beziehungen sind nicht zuletzt auch durch einen breiten zivilgesellschaftlichen Dialog gewachsen und werden von ihn getragen. Auf der politischen Ebene ist die Anerkennung des Existenzrechtes Israel als jüdischer Staat Grundlage politischen Handelns. Dies wird sich auch unter der neuen schwarz-gelben Koalition nicht ändern. Israel könne weiter auf Deutschland als starker Partner in Europa zählen. Nicht zuletzt stehe Frau Merkel als Garantin für eine Fortsetzung der Beziehungen.

Ein intensives Gespräch ergab sich im Rahmen der Diskussion zwischen dem Chef-Ankläger im Eichmann-Prozess, Richter Gabriel Bach und Michael Panse. Dabei wurde vor allem die aktuelle Aufarbeitung der NS-Verbrechen diskutiert und die Weitergabe der Verantwortung an die junge Generation. Gabi Bach berichtete von seinen Reisen nach Deutschland und seiner Begegnung mit Schülern. Nach wie vor spielen die deutschstämmigen Juden in Israel als Zeitzeugen eine wichtige Rolle. Allerdings müssten nun neue Formen der Vermittlung gefunden werden, da in absehbarer Zukunft keine Zeitzeugen mehr zu Verfügung stehen. Bach gab jedoch seiner Hoffnung Ausdruck, dass dies auch gelingen wird.

Die Veranstaltung hat dazu beigetragen, wichtige Aspekte des deutsch-israelischen Dialoges zu diskutieren und aktuelle Fragen der Beziehungen zwischen beiden Ländern nach den Wahlen in Deutschland anzusprechen. Insbesondere konnte die in Israel teilweise verbreitete Sorge abgebaut werden, dass sich die Haltung Deutschlands gegenüber Israel nach den Wahlen verändern könnte.

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