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Veranstaltungsberichte

Die Internationalisierung israelischer Hochschulen

Ergebnisse eines Expertenworkshops über Planung und Management internationalen akademischen Austauschs

Am 18. November 2013 veranstalteten das „Bologna Training Centre“ (BTC) an der Ben-Gurion-Universität des Negev und die KAS Israel einen sehr gut besuchten Expertenworkshop über die Planung und das Management internationaler akademischer Austauschprogramme. Im Vordergrund stand dabei die neue Generation der EU-Hochschulprogramme mit Drittländern, die ab 2014 in ein einziges Bildungsprogramm mit dem Namen „ERASMUS+“ integriert sein werden.

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In ihren einleitenden Bemerkungen hoben Moshe Amir, Direktor des BTC, Michael Mertes, Leiter der KAS Israel, und Frau Dr. Stavi Bartam, Direktorin des Büros für Internationale Akademische Angelegenheiten der Ben-Gurion-Universität des Negev, die wachsende Bedeutung der Internationalisierung von Hochschulen hervor. Das BTC verfolgt mit Unterstützung der KAS Israel das Ziel, den Europäischen Hochschulraum für Israel – und umgekehrt – zu öffnen. Dem diente nicht zuletzt der Erfahrungsaustausch mit Expertinnen aus Deutschland und der Tschechischen Republik.

Panel I: Vorbereitung und Umsetzung internationaler Projekte

Als erster sprach Dr. Eric Zimmerman, Forschungsdirektor am Interdisciplinaty Center (IDC) Herzliya, über die Notwendigkeit, bei internationalen Projekten außerhalb der Forschungszusammenarbeit (non-research projects) neue Wege gehen zu lernen. Israel verfüge über reichlich Erfahrung mit traditioneller Forschungskooperation (research projects). Diese Art der Zusammenarbeit sei in vieler Hinsicht einfacher zu managen – vor allem deshalb, weil es weniger Beteiligte gebe und keine außerwissenschaftlichen Interessen zu berücksichtigen seien. Anders verhalte es sich bei Austauschprojekten, wie sie in „ERASMUS+“ angelegt seien. Zimmerman gab eine Reihe von praktischen Tipps zum Umgang mit den verschiedenen Akteuren im Rahmen solcher Projekte. Im Blick auf EU-Hochschulprogramme empfahl er, sich mit dem zuständigen „desk officer“ in Brüssel gut zu stellen; dieser sei es nämlich, der das komplexe Regelwerk der EU autoritativ interpretiere.

Štefica Fiolić, ERASMUS-Koordinatorin an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Goethe-Universität Frankfurt am Main, arbeitete zunächst die Unterschiede zwischen „Research“- und „Non-Research“-Projekten heraus. Danach widmete sie sich vor allem der Frage nach der Bedeutung zwischenuniversitärer Partnerschaften für das Gelingen von Austauschprogrammen mit Studierenden. Bestehende Forschungspartnerschaften zwischen Universitäten erleichterten oft die Anbahnung von Austauschpartnerschaften. Entscheidend für einen erfolgreichen Austausch seien allerdings Kriterien wie Komplementarität von Curricula, Unterrichtssprache sowie ERASMUS-Erfahrung und Grad der Internationalisierung der Partnerhochschule. Die Reputation der Partnerhochschule sei ebenfalls wichtig, aber die Erfahrung lehre, dass vermeintlich provinzielle Universitäten den Studierenden akademisch und persönlich oft mehr zu bieten hätten als berühmte Hochschulen mit Sitz in einer Hauptstadt.

Den Abschluss des Panels bildete der Vortrag von Shira Lanir, die beim israelischen Hochschulrat (Council for Higher Education) das National Tempus Office leitet. Sie erläuterte die Funktionen ihres Büros, das sowohl den Hochschulrat als auch die israelischen Universitäten und Colleges berät. Es vermittelt Informationen über EU-Hochschulprogramme mit Drittländern, hilft israelischen Hochschulen bei der Partnersuche und unterstützt den israelischen Hochschulrat bei der Formulierung von Reformprogrammen, die die Internationalisierung israelischer Universitäten und Colleges voranbringen sollen. Die Umstellung der EU-Hochschulprogramme mit Drittländern ab 2014 auf das Bildungsprogramm „ERASMUS+“ stelle National Tempus Office vor neue Herausforderungen.

In der anschließenden Diskussion, an der sich das Publikum lebhaft beteiligte, ging es vor allem um die Frage nach der Auswahl richtiger Hochschulpartner und darum, was noch getan werden muss, um den israelischen Universitäts- und College-Verwaltungen bei der Umstellung auf den Bologna-Prozess im Allgemeinen und „ERSAMUS+“ im Besonderen zu helfen.

Panel II: Probleme des Managements internationaler Projekte außerhalb der Forschungszusammenarbeit

Den zweiten Teil des Workshops eröffnete Amal Al Khatib, Expertin und Beraterin für das „Erasmus Mundus Action II Programme“ und andere EU Projekte wie „Tempus“ und das „Long Life Learning Programme“. Die zurzeit als Projektmanagerin bei der tschechischen Masaryk-Universität tätige Informatikerin definierte zunächst den Begriff des Projekts im Kontext interuniversitärer Zusammenarbeit und ging im weiteren Verlauf ihres Vortrages explizit darauf ein, wie diese erfolgreich umgesetzt werden können. Sie betonte die Notwendigkeit eines klar definierten Zieles und der Werkzeuge, um dieses zu erreichen, der Abklärung der hochschulinternen Zuständigkeiten zwischen Fakultäten, der Transparenz gegenüber den Projektpartnern und der Nachhaltigkeit der Projekte.

Ein Beispiel für eine erfolgreiche Umsetzung brachte sie mit dem Projekt „EMAIL-Erasmus Mundus Aktion II Israel“. Dies ist ein Programm zur Zusammenarbeit von Hochschulen aus der EU und Israel, welches von der Masaryk-Universität ins Leben gerufen wurde. Die Kooperation mit der Ben-Gurion Universität des Negev umfasst bereits 18 Partner, 4 beteiligte Partner, 8 Hochschulen und eine NGO aus Israel sowie10 Hochschulen und 3 beteiligte Partner (2 Universitätsnetzwerke und eine NGO) aus der EU.

Prof. Jimmy Weinblatt, der Präsident des Sapir Academic College, rundete als letzter Redner mit seinen praktischen Erfahrungen aus der Hochschulperspektive den Workshop ab. Er sprach von der Notwendigkeit der Internationalisierung der Bildungsinstitutionen, den Vorteilen für Studierende und deren zukünftige Beschäftigungschancen in akademischen Berufen, kritisierte dabei jedoch auch gleichzeitig den Verlust der Diversität akademischen Denkens durch die zunehmend vereinheitlichte Struktur und Überregulation der Studiengänge. Eine weitere Gefahr stelle, so Weinblatt, das zunehmende Versäumnis der geförderten Studierenden dar, die angeboten Lehrveranstaltungen wahrzunehmen; stattdessen nutzten viele die Zeit im Ausland als Urlaub. Trotzdem betonte er, dass er aus langjähriger Erfahrung von der positiven Seite der internationalen Zusammenarbeit zwischen Hochschulen überzeugt sei und zukünftige Projekte fördern und unterstützen werde.

Die abschließende Diskussion bot die Möglichkeit, letzte Fragen zu klären, und thematisierte noch einmal die Stärken und Schwächen der Projekte, zu denen die Experten Stellung bezogen. Das primäre Ziel der Veranstaltung war es, den israelischen Hochschulen, welche ein zunehmendes Interesse am Bologna-Prozess und internationalen Projekten zeigen, eine Plattform zu bieten, sich über bisherige und künftige Programme zu informieren und von den Erfahrungen engagierter Experten auf diesem Gebiet zu lernen. Die große Teilnehmeranzahl, die aktive Beteiligung und die positive Resonanz zeigen, dass der Workshop einen erfolgreichen Beitrag zur Beteiligung und Eingliederung Israels in die Bologna Reformen leisten konnte.

Michael Mertes und Sabine Benz

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