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Veranstaltungsberichte

Erfolg durch Kooperation

Economic, Opportunities in Times of Crisis

Erfolg durch Kooperation – so könnte die Bilanz der Jewish-Arab Business Conference mit dem Titel „Economic, Opportunities in Times of Crisis” am 1. Juli 2009 in Herzliya lauten. Zum vierten Mal in Folge lud die KAS zusammen mit dem Center for Jewish-Arab Economic Development (CJAED) über 220 führende Vertreter und Vertreterinnen aus Politik und Wirtschaft ein, gemeinsam über Chancen jenseits der Wirtschaftskrise zu diskutieren.

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Ziele der Veranstaltung waren:

  • Analyse der ökonomischen und speziell unternehmensorientierten Faktoren der globalen Wirtschaftskrise sowie ihre Auswirkung auf das israelische Handelssystem, darunter auch auf den arabischen Sektor.
  • Identifikation der wichtigsten Faktoren für die Integration arabischer Unternehmen in den israelischen Markt.
  • Vorstellung von „Best-Practice”-Beispielen gelungener jüdisch-arabischer Wirtschaftskooperationen sowie die Darstellung erreichter Fortschritte auf dem Weg zu einem gemeinsamen Markt.
  • Schaffung eines Problembewusstseins durch öffentlichkeitswirksame Aktivitäten der KAS und des CJAED.
  • Förderung der Kommunikation zwischen jüdischen und arabischen Unternehmern und Politikern zur Unterstützung gemeinsamer Initiativen.

Der Programmablauf sah zunächst die offizielle Eröffnung durch den Direktor der KAS Jerusalem, Dr. Lars Hänsel, vor. Dieser führte mit einem historischen Rückgriff auf die Verantwortung einer deutschen Stiftung für eine demokratische Gesellschaftsform in das Thema der Konferenz „Economic Opportunities in Times of Crisis” ein. Anschließend begrüßte auch Helmi Kittani, Direktor des CJAED, die anwesenden Teilnehmer.

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Botschafter Ramiro Cibrian Uzal, Leiter der EU-Delegation in Israel, bei seiner Ansprache

Die stellvertretende Bürgermeisterin Herzliyas, Tova Refael, betonte in ihrem Eingangsstatement die Notwendigkeit, eine funktionierende Koexistenz zwischen der jüdischen Gesellschaft und der arabischen Welt zu ermöglichen. Dies unterstrich Tamim Yassin, Vorsitzender der N.G.T. Technological Incubator, mit dem Hinweis auf die Steigerung des israelischen Bruttosozialproduktes durch die wirtschaftliche Teilhabe arabischer Investoren. Eytan Biderman vom CJAED sprach sich angesichts der zahlreichen Aktivitäten des Centers für eine Inklusion arabischer Unternehmen in den israelischen Markt aus. Letztlich überzeugte das Argument des Leiters der EU-Delegation in Israel, Botschafter Ramiro Cibrian Uzal, dass sich durch eine regionale, branchenspezifische Zusammenarbeit auch die Beziehungen zur Europäischen Union intensivieren lassen könnten.

Die globale Wirtschaftskrise und ihre Auswirkungen auf Integration und Wachstum war das zentrale Thema der ersten Diskussionsrunde. Moderiert wurde diese von der ehemaligen Knesset-Abgeordneten, Nadia Hilou. Über die Ursachen für fehlendes Wachstum arabischer Märkte sprachen Oscar Abu Razek (Kesselman & Kesselman), Aiman Saif (Direktor der Behörde für wirtschaftliche Entwicklung der arabischen, drusischen und tscherkessischen Bevölkerung) und Riad Davni (Manager der Mercantile Discount Bank Akko). Etwaige Erklärungen dafür seien, so die Diskussionsteilnehmer, in der Abwesenheit arabischer Unternehmen in der High-Tech-Industrie, im traditionellen Festhalten an Familienunternehmen, in der mangelnden Exportfähigkeit und in einem beschränkten Zugang zu Krediten zu finden. Hier müsse mithilfe der Politik nachgebessert werden, um insbesondere die lokale Infrastruktur für Investitionen zu verbessern.

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Ein Beispiel für arbeitsschaffende und zugleich kreative Investitionen führte Professor Yoel Mansfeld von der Haifa University in seinem Exkurs über „Green Tourism” an. Nachhaltigkeit und Umweltschutz sei mehr denn je ein Arbeitsfeld, das auch in Zukunft auf vielfältige Weise (etwa durch den Ausbau erneuerbarer Energien) zu einer Reduktion der Arbeitslosigkeit beitragen und dadurch die Anziehungskraft der Region für Touristen gleichermaßen wie für Investoren verstärken könne.

Mit der Frage nach Chancen für Israels Exportwirtschaft trotz teilweise verheerender Folgen der Wirtschaftskrise in den westlichen Industriestaaten beschäftigten sich in der von Yoel Stern (Haaretz) moderierten zweiten Diskussionsrunde Dan Catarivas (Direktor, Manfacturers Association), Tarek Awad (Direktor SuperGas Akko-Carmiel) und Shauli Katznelson (Stellv. Direktor, The Israel Export & International Cooperation Institute). Die Teilnehmer dieser Runde kamen zu dem Ergebnis, dass vor allem im asiatischen Markt ungenutztes Potential stecke und man zusätzlich die Handelsbeziehungen zu Ägypten und Jordanien verstärken müsse. Um die Exportrate vor allem kleinerer Unternehmen zu steigern, sei aber auch ein Blick auf die Mikroebene nötig. Tarek Awad berichtete über seine negativen Erfahrungen, als arabischer Unternehmer schnell und einfach an kostengünstige Kredite zu kommen. Er kritisierte, dass diese Problematik innerhalb der arabischen Marktteilnehmer zu wenig thematisiert und auch die Öffentlichkeit unzureichend darüber informiert würde.

Anschließend berichtete Professor Avishay Braverman, Minister für Minderheitenangelegenheiten in seinem Vortrag von Effizienzproblemen in lokalen Behörden im Bereich Management, um bisher genannten Problemen zu begegnen. Der Minister forderte mehr Engagement der Politik, um weitere Investitionen zu fördern und künftig verstärkt die mehrheitlich aus Frauen und Arabern bestehende stille Reserve gewinnbringend in den Arbeitsmarkt einzugliedern.

Nachfolgend beklagte Professor Daniel Czamanski von Czamanski Ben Shahar und Co. in seinem Kommentar die fehlende Mobilität arabischer Jugendlicher, die nur selten ihr Dorf für eine Arbeit außerhalb verlassen würden und deshalb von dauerhafter Arbeitslosigkeit bedroht seien. Problematisch sei darüber hinaus die fehlende globale Weitsicht arabischer Unternehmen, die aufgrund ihrer ausschließlich lokalen Orientierung langfristig nicht gegen die international wachsende Konkurrenz agieren könnten.

Wie genau eine Integration des arabische Sektors aussehen soll, besprachen in der dritten, von Professor Zeev Hirsch moderierten Gesprächsrunde mit Irit Tamir (Geschäftsführerin, Kav Mashe), Professor Aziz Haidar (Van Leer Institute, Jerusalem), Mohammed Abed Altif (Besitzer des Einkaufzentrums Umm el-Fahm) und Samer Nachle (von Nachle Coffee). Einer der wichtigsten Faktoren, die es zu bedenken gebe, sei die auf israelischer Seite entstandene Schwerpunktverlagerung aus dem Landwirtschaftssektor über das produzierende Gewerbe hin zum Dienstleistungssektor und der Effekt dieser Verschiebung auf die arabische Wirtschaftsentwicklung. Nicht weniger unerheblich für die Beantwortung dieser Frage sei außerdem die Integration einer wachsenden Anzahl ausländischer Arbeitnehmer, der zu beobachtende Vertrauensmangel in der Privatwirtschaft und ein wachstumshemmender, weil erhöhter Bürokratieaufwand.

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Zum Abschluss der Konferenz diskutierte Moderator Dror Globermann mit Rassem Khamaisi (Präsident der Israel Geography Assoiation), Zeev Hayut (Geschäftführer, Tsafona), Ka’ed Abu Ayash (Abu Ayash Brothers Construction), Uriel Lin (Präsident der Association of Chambers of Commerce) und Offer Isseroff (Direktor für Priority Regions Divison, Jewish Agency for Israel) über innovative Ansätze für Partnerunternehmen in industriellen Zonen und privaten Initiativen. Als unabdingbare Voraussetzung erwies aus Sicht der Teilnehmer die gerechte Teilhabe, insbesondere die der arabischen Bevölkerung auf dem Arbeitsmarkt, aber auch in der politischen Repräsentanz auf nationaler und lokaler Ebene.

Die Konferenz hat dazu beigetragen, Schwierigkeiten des arabischen Sektors bei der wirtschaftlichen Integration in den israelischen Markt aufzuzeigen, Bewusstsein in der Öffentlichkeit zu schaffen und Lösungsansatze zu diskutieren. Wichtig war dabei die Beteiligung von Politikern, wie dem für Minderheiten zuständigen Minister. Über die Konferenz wurde zudem in den Medien berichtet (siehe Channel 1, Bloomberg, Finnischer Presse und Media Line).

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