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Veranstaltungsberichte

Gemeinsame Vision für das Heilige Land als Basis für den Frieden

KAS/IPNP-Workshop

Religion kann als eine Basis für Mäßigung und Frieden im Nahen Osten dienen. Das war der Tenor einer Diskussionsveranstaltung, welche die KAS und „Israeli-Palestinian Negotiation Partners“ (IPNP) jetzt im Konrad-Adenauer-Konferenzzentrum in Jerusalem veranstalteten. Darin traten Ben Mollov, Bar-Ilan-Universität, und Walid Mustafa, Universität Bethlehem, der landläufigen Meinung entgegen, man solle Religionsfragen aus dem Friedensprozess ausklammern, da dies ein Rezept für das Scheitern jeglicher Bemühungen sei.

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Dem entgegnete Mollov, ein Ausklammern von Religion sei ebenso unmöglich wie kontraproduktiv: „Der Nahostkonflikt ist ein Identitätskonflikt, der auf Religion basiert“, so Mollov. Selbst scheinbar religionsferne Aspekte des Alltags in Israel und den Palästinensischen Autonomiegebieten basierten sehr häufig auf religiösen Geboten und Gebräuchen. Ferner gehe es beim Friedensprozess nicht nur um Land und Grenzen, sondern vor allem auch um eine Veränderung von Einstellungen und Perspektiven. Dabei sei der Diskurs über Judentum, Christentum und Islam von zentraler Bedeutung – gerade die Vermittlung von Gemeinsamkeiten zwischen den Glaubensrichtungen könne als wichtige Basis für die nachhaltige Veränderung von Sichtweisen dienen.

Mollov schlug vor, eine gemeinsame Vision beider Nachbarvölker zu entwickeln – jene des partnerschaftlichen Aufbaus des Heiligen Landes. Um die Dringlichkeit dieser Vision zu verdeutlichen, zitierte er die Bibel, in der es heiße: „Völker ohne Vision sind zum Untergang verurteilt.“

Der Einschätzung Ben Mollovs schloss sich Walid Mustafa an, der aus eigener Lehrerfahrung an der Universität Bethlehem berichtete, wie durch Religionslehre die Bereitschaft zum Frieden gefördert werden könne. Es gehe ihm vor allem darum, das Bewusstsein für Gemeinsamkeiten der großen Weltreligionen zu stärken und Respekt für die Unterschiede zu fördern. Denn, so Mustafa: "Es ist unsere Bestimmung, gemeinsam im Heiligen Land zu leben - wir müssen also Wege finden, den Anderen zu akzeptieren und in Frieden miteinander zu leben."

An der anschließenden Diskussion nahmen zahlreiche ehemalige und zukünftige Verhandlungspartner aus Israel und der PA teil, darunter Vertreter von Ministerien, Sicherheitskräften und aus der Wirtschaft.

Die auch tagesaktuelle Bedeutung des Seminars verdeutlicht eine ebenfalls in der Debatte thematisierte Entwicklung während der aktuellen israelisch-palästinensischen Verhandlungen: Israelische und palästinensische Archäologen haben offenbar ein Einverständnis über die zukünftigen Besitzverhältnisse archäologischer Funde aus dem Heiligen Land gefunden. Darin geht es unter anderem um jene Qumran-Rollen, die bis 1967 in jordanischem Besitz waren und jetzt in Israel ausgestellt werden. Sie sollen Israel möglicherweise als Leihgabe zur Verfügung gestellt werden. Die Frage der archäologischen Artefakte, die von entscheidender Bedeutung für Narrativen und Identität von Israelis und Palästinensern ist, war bis dato stets aus den Gesprächen ausgeklammert worden. Die jetzt erzielte Übereinkunft spricht für das Vertrauen zwischen beiden Seiten – und für die Ernsthaftigkeit der aktuellen Verhandlungen.

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