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Veranstaltungsberichte

Kulturenvielfalt und Dialog in einer multikulturellen Stadt: Theorie und Praxis

Theory and Praxis

In Kooperation mit der Bar Ilan Universität organisierte die KAS Israel am 02. Juni 2016 das Abschluss-Seminar des akademischen Trainingkurses "Conflict Management in Israeli Society" in der multikulturellen Stadt Akko.

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Am 02. Juni 2016 fand zum siebten Mal das Abschluss-Seminar mit dem Titel “Multi-cultural and inter-religious dialogue with a mixed Population- Theory and Practical ongoing seminar ” –des akademischen Trainingkurses "New Approaches to Conflict Management in Israeli Society" statt.

Unter den Projekten in Zusammenarbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung mit der Fakultät für Sozialwissenschaften der Bar-Ilan-Universität nimmt das Programm für Konfliktmanagement und das Studienprojekt „Religion, Kultur und Friedensforschung“ eine herausragende Stellung ein.

Akko bietet als Stadt dreier Religionen und einer Bevölkerung aus Muslimen, Juden, Christen, Drusen und Bahai eine in Israel einzigartige Möglichkeit, aktiven Dialog zu leben und zu erleben.

Das Seminar wurde entworfen, um die akademische Welt, d.h Studenten und Lehrkörper mit Kultur- und Friedens-vermittlern, sowie religiösen Führungspersönlichkeiten und Gemeindeverantwortlichen der Stadt Akko zusammen zu bringen und am Beispiel alltäglicher Herausforderungen aktiven Dialog und kooperative Bemühungen im Zusammenleben zu erleben und sowohl theoretische als auch praktische Erfahrungen im Bereich Konfliktmanagement zu vermitteln.

25 Studenten nahmen an dem Seminar teil.

In diesem Jahr begann der Studientag mit dem Besuch der gemeindeeigenen Bürgereinrichtung – dem „Merkas Gishur“ übersetzt: „Zentrum der Verbindung und des Brückenbaus“ in einem gemischt bevölkerten Wohnviertel bot Gelegenheit zu lebhaftem Austausch zwischen freiwilligen Mitarbeitern und Sozialarbeitern der Stadt Akko, Bewohnern des Stadtviertels und den Besuchern.

Aufgabe des „Merkas Gishur“ ist es das Gemeindeleben zu stärken, Einzelne zu fördern, Hilfe bei bürokratischen Hürden zu leisten, Kinderprogramme und eine „Tafel“ mit Speisen für Bedürftige zu bieten.

Es folgte die Schilderung beeindruckender Beispiele des aktiven Miteinanders.

Im Anschluß wurde die Gruppe von der Stadtverwaltung, die - typisch für Akko - von arabischen und jüdischen Kommunalpolitikern geleitet wird, begrüßt. Der stellvertretende muslimische Bürgermeister der Stadt, Herr Adham Jamal und Herr Seev Neuman, der den jüdischen Sektor repräsentierte, betonten trotz verschiedener Kultur-und Religionszugehörigkeiten ein besonders gutes Arbeitsverhältnis zu den jeweiligen Kollegen der anderen Parteien und Gruppierungen zu haben.

In der Diskussion mit den Studenten erläuterten sie ihre eigene Sicht und Erfahrung mit fruchtbarer Kooperation, aber auch die Kompromisse, die es braucht um eine gemischte, jüdisch-arabische Stadt zu regieren. Sie betonten die gemeinsam erarbeitete Qualität der Herangehensweise an tägliche Anforderungen und den gegenseitigen Respekt der religiösen und interkulturellen Sektoren füreinander.

Sowohl professionelle Kultur- und Friedensvermittler, als auch Bürger aus den jüdischen und arabischen Sektoren der Stadt sprachen über ihre unterschiedlichen Erfahrungen bei dem Versuch, die auch hin und wieder angespannte Stimmung in der Stadt, bzw. den einzelnen Wohnvierteln durch kooperative Beziehungen im Bereich Religion und Kultur zu überbrücken.

Ein Rundgang durch die Altstadt mit Schwerpunkt auf den sozioökonomischen Schwierigkeiten der dort lebenden Bevölkerung, war ein Höhepunkt des Tages. So konnte zum Beispiel ein für Akko einmaliges Projekt in den letzten Jahren durch finanzielle Unterstützung der israelischen Regierung und zusätzlicher Spenden durchgeführt werden.

Leiter des „Zentrums für wirtschaftliche Entwicklung Akko“ und Historiker, Herr Roni Myara, leitete den anschließenden kulturhistorischen Seminarteil mit besonderem Blick auf die gesellschaftlichen und kulturhistorischen Herausforderungen des Zusammenlebens der gemischten Bevölkerung Akkos.

Letzter Teil des Seminartages bildeten die Gespräche im Bürgerzentrum „American Corner“.

Eindrucksvoll schilderten die Gastsprecher Awad Khoury, Vorsitzender der christlichen Gemeinde der Stadt Ramle, Ariela Kaderi – Leiterin des Zentrums für Mediation und Konfliktlösung in der Gemeinde Ramle sowie Alisa Silver - Community Dialog-Koordinatorin Mediation Center von ihren Erfahrung in der Stadt Ramle und von den Schwierigkeiten aber auch den positiven Herausforderungen, die ein Leben in Ramle im Vergleich zu Akko bieten.

Auch Vertreter der verschiedenen Religionsgemeinschaften nahmen an der letzten Diskussionsrunde teil. Die Studenten erhielten einen Einblick in die Lebensart und Philosophie der Muslime, Juden und Baha´i in Akko und einen Eindruck ihrer Bemühungen zur Stärkung der Beziehungen zwischen den unterschiedlichen Gruppierungen der Stadt.

Die Funktion der KAS als Katalysator und Vermittler in einer, in Wahrheit oft zerrissenen, Wirklichkeit zu wirken, die trotz oft erfolgreicher Schritte in Richtung eines friedvollen Zusammenlebens oft von Auseinandersetzungen und Missverständnissen geprägt ist, ist unvergleichlich hoch zu schätzen.

Auch wenn Akko in Israel eine Vorbildfunktion hat, die sicherlich für andere Städte auch weltweit als Modell dienen kann, stehen auch hier die Verantwortlichen aus Politik, Wirtschaft und Religion noch vor großen Herausforderungen.

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Akko Seminar 4 KAS Israel
Akko Seminar 3 KAS Israel
Akko Seminar 2 KAS Israel
Akko Seminar KAS Israel

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