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Veranstaltungsberichte

Macroeconomic imbalances, financial integration, and the long-term threat to the Euro

Prof. Erik Jones beginnt seine von der Konrad-Adenauer-Stiftung Jerusalem und dem Helmut Kohl Institut für Europäische Studien der Hebrew University Jerusalem organisierte Vorlesung mit der Erklärung, dass das, was die Teilnehmer vermutlich bisher zu den Ursachen der Europaeischen Finanzkrise wüssten, in Frage zu stellen sei.

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Die Krise sei nicht allein die Folge von Korruption, Verschwendung oder Faulheit von Seiten der sogenannten PIIGS (Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien) und hätte auch nur wenig mit Wettbewerbsfähigkeit, Preiseffektivität oder der Heterogenität des Euro-Raums zu tun. Zwar sei die Währungsunion teil der Ursache, sei aber nach wie vor ein politisch wichtiger Schritt für die weitere Integration der Europäischen Union gewesen: wenn der Euro als gemeinsame Währung auseinanderbräche, würde die Finanzkrise nur verschlimmert. In diesem Zusammenhang lobt Prof. Jones die Weitsicht und Durchsetzungfähigkeit von Altkanzler Helmut Kohl, der sich stets für die Einführung des Euro eingesetzt habe.

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Dr. Sadeh (links) und Prof. Jones

Was also sind laut Prof. Jones die Ursachen der Krise? Er plädiert für eine Ursachenforschung nicht nur bei den südlichen PIIGS-Staaten, sondern auch bei der Kreditvergabepraxis der nördlichen, wirtschaftlich stärkeren, EU-Staaten. Demnach spräche für Prof. Jones einiges dafür, wenn sich die PIIGS stärker auf inländisches Kapital verlassen müssten.

Dr. Tal Sadeh stimmt in seiner Antwort auf Prof. Jones’ Vorlesung seinem Vorredner weitgehend zu. Auch er plädiert für die Bewahrung des Euros, dessen Einführung er in erster Linie als klugen strategischen und innenpolitischen Schachzug, sowie als Konsequenz der Globalisierung bewertet. Wie Jones sieht er die Schuld an der Finanzkrise auch nicht ausschließlich bei den PIIGS, sondern mahnt beide „Seiten der Medaille” in Betracht zu ziehen. Zusätzlich bringt er allerdings die USA, zusammen mit dem Internationalen Währungsfond (IMF), als möglichen Bürgen für die EU-Staaten ins Spiel, da auch sie ein Interesse an einem starken Euro hätten. Außerdem kritisiert er an Jones’ Analyse dass er die Krise nur Anhand der Lohnkosten zu erklären versucht habe, nicht jedoch aber den Dienstleistungsbereich die ganze Wettbewerbsfähigkeit der PIIGS, da dieser Bereich in der EU vergleichsweise liberal geblieben ist.

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Prof. Shetreet und Prof. Tobias

Insgesamt hatten die Studenten der HUJ und die anderen Teilnehmer die Gelegenheit einer sehr interessanten Vorlesung beizuwohnen. Besonders Prof. Jones’ Standpunkt hat in der großen Debatte um die Sicherheit des Euroraumes und der Finanzkrise einen neuen Blickpunkt geöffnet. Für die Konrad-Adenauer-Stiftung, die sich auch im Bereich der sozialen Markwirtschaft stark engagiert, war diese Vorlesung eine Möglichkeit ihren israelischen Partnern eine Teilnahme an der öffentlichen Diskussion zum Thema Finanzkrise und ihre Folgen zu ermöglichen. Dabei ließ der Beitrag auch Schlüsse in Bezug auf Israel zu: wie einer der Teilnehmer angemerkte erfülle Israel, obwohl nicht Mitglied der EU und der Währungsunion, als einziger Staat nach wie vor die Maastricht Kriterien.

Leonie Evers

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