Monotheismen und Pluralismus - Auslandsbüro Marokko
Expertengespräch
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Es fügte sich ein in den Rahmen des von der Fondation du Roi Abdul-Aziz Al Saoud pour les Etudes Islamiques et les Sciences Humaines und der Konrad-Adenauer-Stiftung ins Leben gerufenen Programms zum interreligiösen "Dialogue des deux rives“.
Den Ausgangspunkt dieses Expertengesprächs bildete die These von Max Weber, derzufolge das Christentum die Entwicklung hin zur Demokratisierung begünstigt habe. Gelten die Zusammenhänge, die er aufgezeigt hat, auch für die beiden anderen Monotheismen? Läßt sich ein ähnlicher Einfluss, wie Max Weber ihn beschreibt, auch für den Islam feststellen?
Die zentrale Frage, die sich für fast alle Teilnehmer in diesem Zusammenhang ergab, richtete sich auf den Einfluss des Islam im Hinblick auf den aktuellen Umbruch in Nordafrika. Inwiefern führt der politische Pluralismus, der sich aktuell Bahn bricht, überhaupt zu einer ähnlichen Demokratisierung wie in Europa? Welcher Anteil kommt den islamistischenGruppen am „printemps Arab“ zu?
Vor dem Hintergrund dieser Fragen setzten sich die Teilnehmer mit den historischen Erfahrungen und den aktuellen, politischen und sozialen Konflikten auseinander, die sich aus den vermeintlich einheitlichen Ordnungsvorstellungen der drei monotheistischen Religionen in einer sich pluralisierenden Gesellschaft ergeben. Insbesondere im Hinblick auf die rasch fortschreitende Globalisierung und die sich dadurch verstärkende Pluralisierung und Individualisierung des öffentlichen Lebens galt es danach zu fragen, welcher Einfluss den monotheistischen Religionen bei der Gestaltung eines modernen, säkularen und vor allem demokratisch strukturierten Staates noch zukommen kann.
Ein einheitliches Meinungsbild war angesichts einer derart komplexen Fragestellung nicht zu erwarten. Während einige Theologen durchaus versuchten, die Notwendigkeit demokratischer Reformen in den „heiligen“ Texten aller drei monotheistischen Religionen aufzuzeigen, setzten andere dem die These entgegen, dass die meisten Inhalte dieser drei Religionen nicht „gegeben“, sondern konstruiert seien. Je kontroverser die Diskussion geführt wurde, um so aktueller erschienen die Bezüge.