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Seminar

Vom Übergang zur Demokratie und dem Erlernen der Praxis

Am 28-29 September d. J. organisierte das Büro der KAS in Rabat zusammen mit dem "Centre d’Etudes et De Recherche en Sciences Sociales" eine internationale Konferenz mit dem Thema:« De la Transition Démocratique à L’Apprentissage de la Démocratie»

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Etwa 30 marokkanische und internationale Praktiker und Wissenschaftler waren hierfür nach Rabat gekommen, um sich über aktuelle Entwicklungen und den Wandel unterschiedlicher Paradigmen auf dem Weg zu mehr Demokratie in Nordafrika auszutauschen.

Eröffnet wurde die Tagung von Prof. Abdallah Saaf, dem Direktor des CERSS, von Mohamed El Hachimi von der Université Chouaib Doukkali sowie von Helmut Reifeld, dem Landesbeauftragten der KAS für Marokko. Alle drei betonten, dass die Mischung von Theorie und Praxis, die in den Veranstaltungen der deutschen Politischen Stiftungen angestrebt werde, einen idealen Rahmen bietet, um aktuellen Veränderungen auf der Ebene des politischen Wandels sowohl strukturell als auch auf der Alltagsebene auf den Grund gehen zu können.

Im ersten Teil der Konferenz ging es um das Wissen und die Reflexion der Entscheidungsträger in den Ländern Nordafrikas im Hinblick auf den demokratischen Wandel in den jeweiligen Ländern. Das Verhältnis zwischen der notwendigen Geduld, Toleranz, Reflexion und Dialogbereitschaft aller Verantwortung tragenden Politiker scheint sich demnach durchaus in der Stabilität der jeweiligen Transformationsprozesse widerzuspiegeln. Die besondere Aufmerksamkeit der Teilnehmer galt dem demokratischen Bewußtsein in den arabischen Ländern, das vor allem in dem Verhältnis zwischen der Aufgeschlossenheit für Veränderungen auf der einen und dem sich praktisch auf diese Veränderungen Einstellen auf der anderen Seite erkennbar scheint. Es bestand weitgehend Konsens darüber, dass jede erfolgreiche demokratische Transition notwendig Geduld, Reflexion und sprachliche Sensibilität zur Voraussetzung hat.

Im zweiten Teil versuchten die Teilnehmer diesem realen Transformationsvorgang von der demokratischen Zielvorstellung hin zum praktisch-politischen Wandel genauer nachzugehen. Viele betonten, dass es insbesondere die Fähigkeit sei, neue Horizonte gedanklich auszuloten, und deren Chancen und Gefahren gegeneinander abwägen zu können, durch die realpolitische Erfolgsaussichten begriffen werden könnten. Als praktisches Beispiel benutzten mehrere Teilnehmer den langen Weg hin zur europäischen Einigung. Im Vergleich zu diesem positiven und erfolgreichen Beispiel nehme sich die Befreiung vieler "Orientalisten" von ihren Clichés über die arabische Welt sehr bescheiden aus. Gleichwohl wurden auch die moralisierenden Ratschläge vieler Demokratie-Berater aus den USA oder auch Europa heftig kritisiert, da diese mehr der Selbstrechtfertigung dienten als dass sie als glaubwürdige Hilfeleistung angenommen werden könnten.

Zum Abschluss der Tagung gingen die Teilnehmer der Frage nach, wie demokratisches Bewusstsein in der arabischen Welt heute am besten beschrieben werden könne. Wie lässt sich dieses messen und vergleichen? Zwar wurden viele Beispiele genannt, aber es schien den meisten Beteiligten schwer zu fallen zu definieren, wofür diese Beispiele stehen. Handelnde Politiker lassen sich leicht beschreiben, aber sie werden dadurch noch nicht zu charakteristischen Typen bestimmter Modelle. In welchem Verhältnis stehen Vorbilder, die anhand von religiösen Maßstäben ausgesucht worden sind, zu denen, die säkularen Kriterien folgen? Kann es eine islamisch geprägte Demokratie geben, die den Willen des Volkes nach den gleichen Kriterien definiert wie ihre laizistischen Schwestern und Brüder? Einige marokkanische Teilnehmer verglichen den Demokratisierungsprozess in ihrem Land mit einer Zwangsehe zwischen Demokratie und Autoritarismus. Diese Ehe funktioniere, weil der gemeinsame Wille zur Krisenvermeidung stärker sei als das gemeinsame Üben am demokratischen Modell. Daher verzichte man auf langwierige Diskussionen, was weibliche Interessen, Rollen und Handlungsspielräume von denen der Männer unterscheide? Und warum Frauen als politische Akteure weniger in Erscheinung treten, obwohl Lernprozesse bei ihnen häufig viel schneller ablaufen? Gibt es vielleicht sogar einen Kausalzusammenhang zwischen demokratischen Defiziten und der Ungleichbehandlung von Frauen?

Am Ende der Tagung schienen viele Beteiligte einer Meinung, aber sie hätten nicht unbedingt sagen können, inwiefern und warum eigentlich. Man war zuversichtlich, dass es so etwas wie eine islamische Demokratie, basierend auf dem Willen des Volkes, geben könne - und vor allem geben müsse. Deshalb bestand der wichtigste Konsens darin, weiter gemeinsam danach suchen zu wollen.

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Veranstaltungsort

Rabat

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Dr. Helmut Reifeld

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