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kurzum: Prinzipien für eine vernetzte Welt

Werden die gesellschaftlichen Erwartungen an die Internetöffentlichkeit erfüllt?

Die Rufe nach einer „Regulierung des Internets“, die unsere Werte und die Verankerung gesellschaftspolitischerInteressen nach ethischen und juristischen Normen beurteilt und sichert, werdenlauter und konkreter. Denn die Sicherung der kommunikativen Grundversorgung für Informationsfreiheitund Meinungsvielfalt ist auch in der Zukunft unentbehrlich für den Erhalt der demokratischenGrundordnung.

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Die klassischen Medien sind ein wichtiges Bindeglied zwischen Politik und Bevölkerung und damit

einer der Grundpfeiler unserer Demokratie, die nur mit einem unabhängigen professionellen Journalismus

funktioniert.

Das multioptionale Potenzial des Internets kann noch entschieden besser ausgeschöpft werden.

Insbesondere die sozialen Medien orientieren sich aber nicht automatisch an Qualitätsstandards

und unseren Wertevorstellungen.

So braucht es zumindest dort, wo öffentliche Kommunikation stattfindet und Informationen vermittelt

werden, einen geeigneten modernen Ordnungsrahmen sowie eine gesellschaftliche Mitverantwortung.

„Was erwartet die Gesellschaft vom Internet - und was erhält sie?“ Dieser Frage hat sich Prof. Dr.

Christoph Neuberger in seiner neuen Studie angenommen, die er im Auftrag der Konrad-Adenauer-

Stiftung verfasst hat. Es ist eine Bilanz über zwei Jahrzehnte unserer Erfahrungen mit dem Internet

sowie eine Bewertung der öffentlichen, publizistisch relevanten Kommunikation:

Das Internet im Spannungsfeld von acht Werten

Um die gesellschaftlichen Erwartungen an die öffentliche Kommunikation besser bestimmen zu

können und messbar zu machen, wurden Werte ausgewählt, die grundsätzlich in unserem demokratischen

Mediensystem gewährleistet werden: Freiheit, Gleichheit, Vielfalt, Machtverteilung, Integration,

Informations- und Diskursqualität und Sicherheit. Was den Grad der Erfüllung betrifft, gibt

es bei jedem Wert sowohl eine pessimistische als auch eine optimistische Sichtweise. Dabei zeigt

sich, dass eine pauschale Bewertung schwierig ist und die Leistungen des Internets für die Gesellschaft

ambivalent sind. Mit Hilfe empirischer Befunde wird überprüft, in welchem Maße der jeweilige

Wert erfüllt wird oder nicht.

Große Erwartungen und Cyberutopie

Die anfängliche Begeisterung über die unendlichen Möglichkeiten für die Internetöffentlichkeit ist

weitestgehend verschwunden und hat sich als Cyberutopie herausgestellt: Vielfalt stellt sich zum

Beispiel im Internet nicht automatisch ein, es gibt sogar eine Reihe möglicher Ursachen für eine

eingeschränkte Angebots- und Nutzervielfalt, die einer Gestaltung oder Regulierung bedarf. Ähnliches

ergibt sich beim Wert der Machtverteilung: Die Meinungsmacht verlagert sich durch das

Internet, die traditionellen Medienanbieter verlieren das Monopol als sogenannte Gatekeeper. Die

Hoffnung auf eine breitere Verteilung der Meinungsmacht hat sich nicht erfüllt. Bei der Informations- und

Diskursqualität ist das Potenzial, das es rein technisch betrachtet durch das Internet geben

könnte, noch lange nicht ausgeschöpft. Auch hier ist ein Hauptgrund, dass es keinen journalistischen

Gatekeeper gibt. So kann populistischen und propagandistischen Strategien politischer

Akteure im Internet wenig entgegengesetzt werden, was im schlimmsten Fall zu einer Manipulation

des Meinungsklimas führt.

Forschungslage

Zu vielen diskutierten Werten fehlen noch entsprechende Studien. Um die Erfüllung der gesellschaftlichen

Erwartungen jedoch in Gänze empirisch beobachten zu können, müssten breit angelegte

sowie wiederholt angesetzte Vergleichsstudien durchgeführt werden. Es wird außerdem

empfohlen, vorher die Erwartungen der Gesellschaft theoretisch zu präzisieren, um die oft vagen

rechtlichen und wissenschaftlichen Bestimmungen zu verbessern.

Zukunftsfragen

Eine zentrale Zukunftsfrage ist die Finanzierung eines professionellen Journalismus im Netz, um

das viel beklagte Fehlen seiner Deutungshoheit in seiner Kernkompetenz der Nachrichtenproduktion

wieder auszugleichen. Im Zusammenhang dazu stellt sich die Anschlussfrage, wie Intermediäre,

deren gesellschaftliche Relevanz kongruent mit ihrer Meinungsmacht wächst, in eine gestufte

Verantwortung für die Folgen ihres Handelns gebracht werden können.

Gutes Internet, böses Internet?

Die Expertise von Prof. Neuberger hat zum Ziel, eine Schnittstelle zwischen Wissenschaft, praktischer

Gestaltung und normativer Regulierung zu schaffen und gibt Handlungsempfehlungen, die

dazu beitragen können, damit die gesellschaftlichen Erwartungen besser erfüllt werden. Das Netz

ist weder „gut“ noch „böse“, es kommt darauf an, was man daraus macht. Eine große Aufgabe

für jene, die Medienangebote gestalten, durch Normsetzung regulieren oder Medienkompetenz

vermitteln.

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Kontakt

Daphne Wolter

Daphne Wolter

Leiterin der Abteilung Demokratie, Recht und Parteien

daphne.wolter@kas.de +49 30 26996-3607
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