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Mittel der Desinformation - von Fake News bis Filterblasen

Im Rahmen der Medienkonferenz "Inside Our Blind Spots" in Kiew haben Experten in einer Diskussionsrunde Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Propaganda in der Ukraine, Georgien und Polen diskutiert und auf verschiedene Ansätze zu ihrer Abwehr hingewiesen. Die Konferenz wurde von der deutschen Medienorganisation n-ost veranstaltet und vom KAS-Büro Kiew unterstützt.

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Das Panel am 7. Oktober 2017, das von Christian Spahr, Leiter des KAS-Medienprogramms Südosteuropa moderiert wurde, stand unter dem Titel "Clouded vision: A closer look at the mechanics of Propaganda". Ziel der Diskussion war es, verschiedene Erscheinungsformen von Desinformation zu identifizieren und einzuschätzen, welche Gefahr sie für junge Demokratien und Transformationsländer darstellen.

Galyna Schimansky-Geier, Redakteurin der deutschen Ausgabe von "StopFake.org" der Ukraine, beschrieb die Wirkung von Fake News als Mittel zur Beeinflussung der öffentlichen Diskussion in der Ukraine nach der Annexion der Krim und im Konflikt um die Ostukraine. Schimansky-Geier zufolge besteht die größte Gefahr von Fake News nicht darin, dass Menschen ihren Inhalten Glauben schenken, sondern dass durch sie das Vertrauen in Medien generell zerstört wird: "Propagandisten bringen Leute dazu, zu glauben, dass alle Nachrichten falsch sind". Der beste Weg, um dem entgegenzuwirken, sei es, den Dialog zwischen Politikern und Bürgern zu verbessern.

Ein anderer ukrainischer Experte, Volodymyr Yermolenko, Direktor von Internews Ukraine, gab zu bedenken, dass Propaganda nicht allein auf Falschinformationen beruht. "Oft versteckt sich hinter den Botschaften ein Funke Wahrheit, der ausgeschmückt wird", so Yermolenko. Dieser Umstand mache eine genaue Analyse der Inhalte umso wichtiger, um gezielt zu reagieren und alternative Standpunkte anzuführen.

Ähnliche Propaganda-Mittel lassen sich auch in Georgien finden, sagte Nino Gogolashvili, Journalistin des "Caucasus Centre of Civil Hearings" in Tiflis. Georgien befinde sich zwar aktuell nicht im Krieg mit Russland. Nachdem das Land sich in der Vergangenheit jedoch wiederholt zu seiner pro-westlichen Einstellung bekannt hatte, stand es immer wieder im Visier russischer Propaganda-Aktivitäten. Als Reaktion darauf hatte die georgische Regierung 2008 die Ausstrahlung russischsprachiger Fernsehsender beschränkt. Diese hätten jedoch neue Wege gefunden, die georgische Medienlandschaft zu beeinflussen, wobei sie sich besonders auf ältere und russischstämmige Bürger konzentrierten.

Der vierte Experte der Runde, Michał Kokot, außenpolitischer Redakteur der polnischen "Gazeta Wyborcza", machte auf Filterblasen als weitere Dimension von Desinformation aufmerksam. In Polen sei eine solche Blase vor drei Jahren nach dem jüngsten Regierungswechsel entstanden. Kokot beschrieb, wie durch eine Mischung aus historischen Narrativen, Propaganda und anderer Formen der Medienbeeinflussung eine Informationsblase entstanden sei, die stark von der Regierung kontrolliert werde.

Die Diskussionsrunde hat gezeigt, dass die Medien in der Ukraine und anderen ost- und mitteleuropäischen Ländern vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Die n-ost-Konferenz bot eine gute Plattform, um in verschiedenen Diskussionsrunden und Workshops Erfahrungen auszutauschen, wie Propaganda und Fake News begegnet werden kann. Die Konferenz wurde vom KAS-Büro Kiew unterstützt und mitorganisiert.

Autorin: Kristin Puschmann, KAS-Medienprogramm Südosteuropa

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