Veranstaltungsberichte
Während es der Wuppertaler Seite - allen voran der damaligen Oberbürgermeisterin Ursula Kraus - um ein gegenseitiges Kennenlernen und menschliche Begegnungen ging, war die offizielle Schweriner Politik strikt gegen Bürgerkontakte. Insbesondere Jugendaustausche sollte verhindert werden.
Jenseits der offiziellen Leitlinien habe die Entwicklung dann aber ganz eigenständige Formen angenommen: So reisten z. B. Wuppertaler Journalisten 1987 privat nach Schwerin, lernten zufällig Oppositionelle kennen und staunten nicht schlecht über die weit entwickelte Freiheitsbewegung der DDR. Ein Schweriner Delegationsmitglied nutzte Verhandlungsgespräche vor allem dazu, Schwerin und Mecklenburg in Wuppertal vorzustellen. Wenige Monate vor dem Fall der Mauer nahmen zwei Jugendliche die Gelegenheit eines Austausches wahr, in der Bundesrepublik Deutschland zu verbleiben.
Prof. Wilke bewertete die Städetepartnerschaften als einen Mosaikstein der westdeutschen Politik in den späten 80er Jahren. Die Aufstellung der Mittelstreckenraketen 1984 sei eine Zäsur gewesen, in ihrer Folge sei die Blockkonfrontation zurückgegangen, mit dem Einläuten der Perestroika von Gorbatschow in Moskau sei die DDR gezwungen gewesen, als Gegenleistung zu den Subsidien der Bundesrepublik mehr Menschen reisen zu lassen.
Die DDR sei dieser neuen Politikrichtung aber nur widerwillig gefolgt. In einem Erlaß der Staatssicherheit wurden 'subversive Angriffe sowie eine Zersetzungstätigkeit des Gegners' ins Kalkül gezogen, Mielke selbst wurde mit der Kontrolle der Städtepartnerschaften beauftragt. Die Städtepartnerschaften widersprachen der Herrschaftslogik der SED, gleichwohl habe man versucht, Teilerfolge zu erzielen: 'Belohnt' mit Städtepartnerschaften wurden vor allem diejenigen westdeutschen Landesfürsten, die auf eine Aufgabe der gesamtdeutschen Staatsbürgerschaft, auf eine Anerkennung der Elbgrenze, auf eine Schließung der zentralen Erfassungsstelle Salzgitter setzten. Die westdeutsche Politik sollte zur Anerkennung dieser Forderungen differenziert werden.
Eine Fortsetzung der Aufarbeitung der SED-Diktatur wurde abschließend gefordert. Zu wünschen sei eine größere Offenheit ehemaliger DDR-Funktionäre, um die vielen Grautöne, die das Leben ausmachten, besser zu erfassen und einer Schwarz-Weiß-Malerei entgegen zu wirken.
Auf die Frage, wie persönlich mit heutigen Diktaturen umgegangen werden solle, wurde empfohlen, persönliche Kontakte - wo es möglich sei - herzustellen und über menschliche Beziehungen zu helfen und Einfluss zu nehmen.