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Veranstaltungsberichte

Störfall Demographie - Unser Gesundheitssystem in einer alternden Gesellschaft

von Dr. Silke Bremer
Veranstaltungsbeitrag

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Welche Auswirkungen hat der demographische Wandel auf das Gesundheitssystem? Können wir den Entwicklungen gelassen entgegen sehen? Oder ist damit zu rechnen, dass die Grenzen der Belastbarkeit erreicht oder sogar überschritten werden?

Diese Fragestellung stand im Zentrum des Gesundheitssymposiums 2012 ‚Störfall Demographie - Unser Gesundheitssystem in einer alternden Gesellschaft’, das vom 23. – 24. März 2012 in Schwerin stattfand. Erstaunlicherweise fielen die Antworten und Einschätzungen der Referenten höchst unterschiedlich aus. Während Herr Dr. Grümmert vom Unabhängigen Centrum für empirische Markt- und Sozialforschung Rostock eine Entdämonisierung des Themas Demographie einforderte, warnte der Kieler Gesundheitsökonom Prof. Dr. Fritz Beske eindringlich vor einer Unterschätzung der Auswirkungen auf das deutsche Gesundheitssystem. Hoch brisante Veränderungen seien zu erwarten, diese stellten eine erhebliche Gefahr für unser Sozialgefüge dar. Auch der Staatssekretär im Bundesfamilienministerium Josef Hecken, zukünftiger Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), beurteilte die Lage kritisch und konfrontierte mit der Erwartung, dass eine Beitragssatzstabilität nicht garantiert werden könne.

Der Staatssekretär Thomas Ilka vom Bundesministerium für Gesundheit verwies auf eine umfassenden Demographiestrategie des Gesundheitsministeriums, mit der unterschiedlichste Aktivitäten in der Politik bis hin zur Zivilgesellschaft initiiert würden. Die verschiedenen gesellschaftlichen Bereiche würden Berücksichtigung finden, so sei z. B. der zukünftige Städtebau ebenso von Bedeutung wie die Auswahl des Themenspektrums in den universitären Ausbildungen.

Dr. Axel Paeger, Vorsitzender des Vorstandes von AMEOS, räumte große Umwälzungen und Unsicherheiten ein, zeigte sich aber dennoch optimistisch, mit innovativen Ansätzen die notwendige Anpassungen im Krankenhauswesen erreichen zu können.

Im abendlichen politischen Streitgespräch erinnerte Prof. Dr. Schallenberg, katholischer Moraltheologe und Inhaber eines Lehrstuhls der Universität Paderborn, zunächst an ethische Begründungsmuster der christlichen Sozialethik. Diese hätten wesentliche Grundlagen für die Etablierung eines umfassenden Gesundheitswesens gelegt. Ein prinzipiell unbegrenztes Bedürfnis nach umfassender Gesundheit könne kein ethisch verantwortbarer Begriff von Versorgungsgerechtigkeit sein. Jeder Bürger sei verantwortlich für seine Gesundheit und eine

entsprechende Vorsorge!

Das sich anschließende Streitgespräch zwischen Harald Terpe MdB, Prof. Dr. Schallenberg und Josef Hecken unter der Leitung von Jürgen Fremmer widmete sich Pro- und Contra-Argumenten verschiedener gesundheitspolitischer Maßnahmen und diskutierte aktuell erforderliche Weichenstellungen.

Jörg Freese vom Deutschen Landkreistag thematisierte den Beitrag der Kommunen zur Bewältigung der demographischen Krise. Er hob eine gute Kommunikation zwischen den verschiedenen Akteuren hervor. Sie sei eine unverzichtbare Voraussetzung für eine adäquate Weiterentwicklung des Gesundheitssektors.

Der Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung LSA Herr Dr. Burkard John warb für die Einrichtung von Filialpraxen, sie böten z. B. älteren Ärzten die Chance einer „Altersteilzeit“, jüngeren eine „Niederlassungsfahrschule“. Wichtig seien außerdem geriatrische Komplexbehandlungen: Interdisziplinäre Teams ermöglichten eine koordinierte Zusammenarbeit zwischen Ärzten und therapeutischen Berufsgruppen und Pflegekräften.

In den Vorträgen und Diskussionen wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass die demographische Entwicklung fast ausschließlich negativ assoziiert werde. Ein herausragender positiver Aspekt werde nahezu vergessen: Immer mehr Menschen erreichten ein höheres Lebensalter und verfügten insofern über größere Möglichkeiten des Lebens.

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Kontakt

Dr. Silke Bremer

Silke Bremer

Landesbeauftragte und Leiterin Politisches Bildungsforum Mecklenburg-Vorpommern

Silke.Bremer@kas.de +49 385 555705-0 +49 385 555705-9
2012 - 03 Gesundheitssymposium Bremer
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