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22. KKV-Herbstforum in Essen

Demografischer Wandel und die Kosten für Gesundheit und Pflege - auf Dauer finanzierbar für alle?

Das 22. KKV-Herbstforum in Essen befasste sich mit der Frage "Demografischer Wandel und die Kosten für Gesundheit und Pflege - auf Dauer finanzierbar für alle?"

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von Julia van der Linde

Mit den Auswirkungen auf Gesundheit und Pflege, ausgelöst durch den demographischen Wandel, beschäftigte sich das 22. Herbstforum, zu dem der KKV-Diözesanverband Essen e.V. in Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung eingeladen hatte. Rund 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgten interessiert den Ausführungen der Referenten aus Politik, Medizin und den gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen, die sich besonders dem Thema Kosten von Gesundheit und Pflege widmeten.

Reinhard Schaffrick, Vorsitzender des KKV-Diözesanverbandes Essen, und Beate Kaiser, Leiterin des Regionalbüro Westfalen der Konrad-Adenauer-Stiftung, begrüßten die Gäste und wiesen auf die Aktualität und Signifikanz des Themas hin. Auch junge Leute würden immer häufiger mit dem Thema konfrontiert, wenn es um Gesundheitsvorsorge sowie Gesundheit und Mobilität im Alter gehe, stellte Beate Kaiser fest. Reinhard Schaffrick forderte, man dürfe, wenn man über die Gesundheitswirtschaft spreche, nicht nur auf die Kosten schauen, sondern müsse auch das wirtschaftliche Potenzial der Branche in den Blick nehmen. Wie wichtig die Frage, wie unsere Gesellschaft mit einem Anwachsen des Bevölkerungsteils der älteren Menschen umgeht und darauf reagiert, betonte auch Thomas Kufen, CDU-Oberbürgermeister der Stadt Essen. In Essen seien 126.000 Menschen älter als 65 Jahre. "Für diese Menschen müssen wir mehr Angebote schaffen."

Martin Korte, bei der Westfalenpost für den Bereich Politik zuständig, moderierte die Podiumsdiskussion, bei der die Fragen, ob die Kosten für Gesundheit und Pflege dauerhaft für alle finanzierbar sein werden und wie die Gesellschaft auf den demografischen Wandel reagieren wird, aus verschiedenen Perspektiven erörtert wurden.

Prof. Dr. med. Hans Georg Nehen näherte sich diesen Fragen aus der Sicht der Medizin. Als Klinikdirektor des Geriatrie-Zentrums Haus-Berge, brachte er jedoch nicht nur schlechte Nachrichten mit. Zwar leide jeder Zweite über 90-Jährige an Demenz und die Alterskurve steige stetig weiter an. "Aber das gute ist, wenn Sie es erst einmal geschafft haben, 90 Jahre als zu werden, dann ist die Chance, dass Sie noch an Demenz erkranken, sehr sehr gering."

Pro Dezentil komme im Durchschnitt eine Krankheit dazu, durch bessere Präventionsmaßnahmen ließen sich viele Erkrankungen jedoch nach hinten verschieben. Deshalb seien die heute 70-Jährigen so fit wie früher die 60-Jährigen.

Bei der Diskussion über den demographischen Wandeln dürfe nicht nur der Aspekt der Kosten im Vordergrund stehen, betonte Nehen. Aus ethischer Perspektive müsse man auch die Frage stellen, wie unsere Gesellschaft mit Krankheit und Alter umgehen möchte.

Der demografische Wandel sei nicht die einzige Ursache für steigende Kosten im Gesundheitswesen, stellte Dr. Frank Wild, Institutsleiter des Wissenschaftlichen Instituts der Privatkrankenkassen in Köln, klar. Vor allem der medizinisch-technische Fortschritt und versicherungsfremde Leistungen würden zu einer Kostensteigerung beitragen. Grade dort, wo die Kosten durch Dienstleistungen entstehen, stelle es aufgrund eines niedrigen Rationalisierungsgrades eine Herausforderung dar, Kosten zu senken.

Dirk Ruiss, Leiter der vdek-Landesvertretung Nordrhein-Westfalen stimmte mit seinem Vorredner in vielen Punkten überein. Er forderte, die Lasten in Zukunft gerechter zu verteilen und die ländlichen Regionen zu stärken.

Die Aufgabe von Karl-Josef Laumann war es, als letzter Redner Lösungen der Politik aufzuzeigen. Er plädierte dafür, nicht allen Prognosen blind zu vertrauen und stattdessen mit einem Mittelmaß zu rechnen. Weiterhin müsse vor allem auch die Wertschöpfung im Gesundheitswesen anerkannt werden. "Wenn ich heute etwas dafür tue, dass ich im Alter noch fit bin, dann ist das Gesundheitsvorsorge. Wenn ich in mein Auto investiere, damit es auch noch die nächsten zwei Jahre fährt, dann nennt man das Wertschöpfung."

Bei einer immer höheren Lebenserwartung müsse auch das Renteneintrittsalter erhöht werden. Das beschlossene Renteneintrittsalter von 67 Jahren lasse sich jedoch nur dann vernünftig umsetzen, wenn Arbeitnehmer in den Unternehmen wieder lernen, mit älteren Kollegen umzugehen.

Eine weitere Forderung Laumanns bezog sich auf die Forschung. Auch in Zukunft müsse es Anreize geben, neue wirksame Produkte zu entwickeln. In Sachen Transparenz bestehe ebenfalls dringend Handlungsbedarf. "Anstatt auf der Gesundheitskarte beispielsweise die Medikamentierung älterer Menschen abzuspeichern, haben wir es lediglich geschafft, ein Foto abzudrucken."

Im Anschluss an die Podiumsdiskussion, die nicht nur Fragen beantwortete, sondern auch neue aufwarf, nutzten die rund 120 Gäste die Möglichkeit, Fragen an die Referenten zu stellen und die angesprochenen Aspekte zu diskutieren.

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