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Workshop

Diplomkurs in Präsenz in Medellín

Im Juni fand als Abschluss des Diplomkurses Parteiendialog eine Vernastaltungswoche in Medellín statt. Hier berichten Teilnehmende von ihren Erfahrungen.

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Details

Menschen, Personen und Parteiendialog

35 junge Menschen aus 15 Ländern Lateinamerikas diskutierten in intensiven Debatten, welche im Rahmen der ersten Sitzungen des Diplomkurses Parteiendialog: Die neuen Herausforderungen der Politik stattfanden. Eine intensive und lehrreiche Woche, welche in der Stadt am Ríonegro, Antioquía in Kolumbien stattfand, lag vor uns.

Carlos Andrés Pérez, Direktor des Zentrums für Politische Analyse und Ausbildung (CAEP) fesselte seine Zuhörer mit Anekdoten zum politischen Geschehen und den aktuellen Wahlkämpfen. Er beleuchtete die Emotionen, Überzeugungskraft und Argumentation der Wahlkampagnen der Kandidaten sowie deren Konstruktion. Gleichzeitig diskutierte er die Ursachen ihrer Effizienz sowie die Vermittlungskanäle, bei welchen vor allem die Geschichte und die Vermittlung der Wahlbotschaft im Vordergrund steht.

Nach der Kaffeepause fuhr Daniel Arbeláez fort und stellte dem Publikum die zwei Fragen: “Was ist das wichtigste in der Politik?“ und „Was motiviert euch, in der Politik aktiv zu werden?“ Nach einem für diese fast existenzialistische Befragung typischen Schweigen, fuhr der Präsident des Rats von Ríonegro fort und erzählte von den Etappen seines eigenen politischen Werdegangs. Als zunächst erfolgloser, junger Mann, erkannte er die Notwendigkeit, eine Strategie der Medienpräsenz zu entwickeln, um mehr Aufmerksamkeit für eine eventuelle weitere Kandidatur zu erhalten. Auf diese Weise gelang es ihm, seinen Namen im Gedächtnis und in der Erinnerung der Bevölkerung von Rio Negro zu verankern. Seine Identität war dadurch bei den Jugendlichen, den Unternehmern und all jenen, die zuvor sein Publikum gewesen waren, bereits präsent, als er sich erneut zur Wahl stellte.

Bezüglich des Themas Jugend sagte Daniel, dass sich seine Arbeit bereits als Stadtrat auf ein Projekt namens Casa de la Juventud (Haus der Jugend) konzentriert hatte. Diese war ein Raum der künstlerischen und kulturellen Entwicklung und Integration der jungen Gemeinschaft der Stadt Río Negro gewesen. Dort führte er Aktivitäten der Zerstreuung und Erholung durch, und gewann so die Loyalität der jungen Generation. Aufgrund dieser Erfahrung verstand der junge Gemeinderat von Río Negro, dass man die Jugend mobilisiert, indem man auf ihre Motivationsgründe politisch aktiv zu werden, eingeht.

Im Folgenden, analysierte Nury Gómez, CEO von Máximo Impacto SAS, einer Beratungsagentur für Politik und Regierungen, die kolumbianische Erfahrung mit politischen Parteien. Sie vertrat die These, dass politische Parteien durch die Konstruktion einer mythologischen Figur des Parteiführers geschaffen, verändert und in der Machtausübung aufrecht gehalten wurden.

Diese Überlegungen regten Diskussionen unter den Teilnehmern an, die aufgrund ihrer eigenen Erlebnisse schließlich den Vortrag des Referenten auf andere verwandte Themen, wie das derzeitige Fehlen eines einzigen Feindes in der politischen Debatte, wie es früher beim Drogenhandel oder Guerillakrieg in einigen Ländern der Fall war, überleiten konnten.

Ein wichtiger Punkt, welcher in diesem Rahmen angesprochen wurde, war auch der Aufbau der politischen Parteijugend. Vor allem im Zusammenhang der unbeständigen Parteienloyalität ist dies ein Prozess, welcher zwischen 18 und 24 Monaten benötigt, da viel investiert werden muss, um langfristige Bindungen zu erreichen.

Der Tag war aufgrund der Beiträge und Visionen von Argentinien bis Mexiko, über Uruguay, Chile, Paraguay, Bolivien, Peru, Venezuela, Kolumbien, Panama, die Dominikanische Republik und Guatemala bereits sehr lebhaft. Eine gemeinsame Aktivität fand in dem von CAEP-Team geleiteten Raum statt. Alle Teilnehmer wurden eingeladen, verschiedene Gruppen zu bilden, um eine politische Partei von Grund auf zu entwerfen.  Dieser Workshop erlaubte es ihnen mehr über die politischen Rollen der anderen zu erfahren und darüber zu diskutieren, wie sie innerhalb der Fiktion einer neuen politischen Institution etwas Neues und Innovatives schaffen könnten.

Der Tag endete mit Lachen und Applaus in entspannter Atmosphäre und weckte hohe Erwartungen für die noch folgenden Tage des Diplomkurses, welcher von der Konrad-Adenauer-Stiftung, dem CAEP, dem Forma Institut und der Stiftung Rafael Preciado Hernández organisiert wurde.

 

Federico Ubeda

Paraguay

 

Junge Lateinamerikaner als Garanten für die Rettung und Bewahrung der Demokratie in unserer Region

Es gibt viele Herausforderungen, denen sich junge Menschen stellen müssen, um die Demokratie in den verschiedenen Ländern Lateinamerikas zu verteidigen und zu retten. Daher ist eine gute Ausbildung ein grundlegender Bestandteil, um die notwendigen Werkzeuge der Demokratieförderung zu erlernen.  Die KAS bietet jungen Politikern der Region gemeinsam mit dem FORMA, dem CAEP und der Stiftung Rafel Preciado Hernandez diese Möglichkeit. Eines ihrer Programme ist der Diplomkurs Parteiendialog, der einen Raum für Wissen und Austausch zwischen jungen Politikern bietet.

Am Dienstag, dem 14. Juni, fand der zweite Tag des Präsenzteils dieses Diplomkurses statt. Hauptthemen der Debatte waren die "Dekonsolidierung der aktuellen Demokratien", vorgestellt von der Venezolanerin und FORMA-Präsidentin Paola Bautista de Aleman sowie „Risiken für Demokratien, Parteien am Scheideweg der Autorität“, vorgetragen von FORMA-Mitglied Juan Miguel Matheus, welcher auch Abgeordneter in der venezolanischen Nationalversammlung ist.

Demokratie im Rückwärtsgang

Die Dekonsolidierung der Demokratie in der Region wird jeden Tag offensichtlicher. Die Bevölkerung ist müde und steht der Arbeit der politischen Parteien kritisch gegenüber. Deshalb müssen junge Menschen, die Führung übernehmen anstatt als Zuschauer aufzutreten. Die Jugend Lateinamerikas muss Entdecker sein, Risiken eingehen und Protagonisten bei der Rettung der Demokratie sein. Sie müssen sich wieder mit der Bevölkerung, mit ihren natürlichen Wählern, verbinden. So sagt auch Dr. Paola Bautista de Aleman: „Es gibt keine Mutterschaft von Politikern und von Bürgern, wir sind alle aus demselben sozialen Schoß geboren".

Aktuell führen drei Länder die Liste des Korruptionsindexes an und können auch als autoritäre Regime eingestuft werden: Kuba, Venezuela und Nicaragua. Es gibt jedoch auch Hoffnung auf dem Kontinent durch Länder wie Uruguay und Costa Rica, welche umfassende Demokratien aufweisen. Dennoch muss die Demokratie auch in diesen Ländern gepflegt werden, da sie anfällig für Abnutzung ist. Der Mangel an Demokratie ist gleichbedeutend mit Korruption, da es keine soliden Institutionen gibt, die sich mit Unregelmäßigkeiten seitens des Staates befassen. Dies ist beispielsweise in Venezuela der Fall, wo es einen endogenen kriminellen Staat gibt.

In den letzten Jahren sind populistischen Bewegungen, wie die von Hugo Chávez, aus einer Krise der Repräsentation entstanden. So sagt auch de Alemán: „Die Geringschätzung der Politik ist ein kulturelles Problem". Dies führt wiederum zu Krisen innerhalb der Parteien. Wir als Jugend müssen die Zügel in die Hand nehmen und uns engagieren, um auf diese Weise die Festigung der Parteien und der Demokratie in der Region zu erreichen. Obwohl wir wissen, dass es den Menschen schwerfällt, sich zu engagieren, müssen wir ein Gefühl der Zugehörigkeit und der Verwurzelung in den Parteien erreichen, denn "es gibt nicht nur Ursachen, sondern auch eine gemeinsame Vision des Landes innerhalb der Parteien". Wenn wir solide Parteien haben, werden wir solide Demokratien in Lateinamerika erreichen.

 

Kann ein Staat, welcher gerade die Demokratie wiedererlangt hat, einen Rückschritt machen?

Dies war eine der Fragen, die in dem Vortrag von Dr. Juan Miguel Matheus aufkamen. In diesem Sinne ist es wichtig klarzustellen, dass trotz aller Anstrengungen die Demokratiekonsolidierung ein Prozess ist, der Zeit, Resistenz und politische Strategie benötigt. Diese Entwicklungen sind sehr fragil und wenn keine soliden Grundlagen geschaffen werden, können sie in kurzer Zeit verloren gehen. Die Rolle der Parteien ist jedoch von grundlegender Bedeutung, um durch die Ausbildung, die Kontrolle und die Humanisierung der Politik die Grundlagen für den Fortbestand der Demokratie schaffen zu können.

In diesem Zusammenhang ist es jedoch wichtig hervorzuheben, dass es „keine demokratische Ordnung ohne politische Parteien gibt“, da „die Politik Parteien verlangt, um das Gemeinwohl zu suchen“ sagt Juan Miguel Matheus.  Deshalb ist es wichtig, dass der Gesellschaft und den Mitgliedern der politischen Parteien immer wieder verdeutlicht wird, dass ein Staat nach dem Wiedererlangen der Freiheit Gefahr läuft, Rückschritte zu machen. Die Demokratie kann sehr zerbrechlich sein, wenn die Grundlagen für ihre Erhaltung nicht geschaffen werden.

Der zweite Tag des Diplomkurses wurde durch einen interaktiven Workshop mit dem Titel „Ampeltaktik“ abgeschlossen. Die Kernaussage der Veranstaltung war: es gibt keine einfachen Antworten. Wir müssen die politische Bildung der Parteien fördern und die Politik erneuern, Ideen stärken und ein integratives Projekt für die Gesellschaft schaffen.

Es war ein Tag voller tiefgreifender Lektionen für die Teilnehmer. Dies waren die Sätze, die unter ihnen eingeprägt blieben: "Demokratien sterben nicht an einem Herzinfarkt, sie sterben unbemerkt" von Paola Bautista De Aleman. "Die politische Berufung ist kein Willensakt, sie ist ein Geschenk und wir müssen sie ohne Komplexe entwickeln", sagte der Abgeordnete Juan Miguel Matheus.

 

Daniela Acosta

Venezuela

 

Kommuniziere es!

Post-Wahrheit und Infodemie in Wahlkampfzeiten.

Am Mittwoch, den 15. Juni, fand der dritte Tag des Diplomkurses “Parteiendialog” statt. Dieser wurde von der Stiftung Rafael Preciado Hernández, vertreten durch Jorge Triana Tena, Abgeordneter Bundestagsabgeordneter von Mexiko und Julio Castillo López, Direktor der Stiftung Rafael Preciado Hernández, begleitet.

"Gegen eine negative Meinung zu sein, kostet uns dreimal so viel, wie das Gegenteil zu sagen".

Der Bundestagsabgeordnete Jorge Tirana eröffnete das Treffen und betonte die Abgrenzung der Begriffe „Infodemie“ und „Post-Wahrheit“. Dies sei wichtig, um verlässliche Inhalte zu erkennen und diese anstelle von Lügen zu konsultieren.  Bei der Infodemie handle es sich „um die absichtliche und offenkundige Äußerung einer anderen Meinung über die Realität als der, die man für wahr hält.“ Bezogen auf die Post-Wahrheit fügte er hinzu "Es ist eine Lüge, die darauf abzielt, Vorurteile und Überzeugungen zu verstärken... Sie enthält eine emotionale Komponente, die dazu ermutigt, diese Version als Realität anzunehmen.“

Abschließend leitete er Gruppenaktivität an, bei welche sich die Teilnehmer der Gefahren für die Nachrichten bewusstwerden sollten. Darüber hinaus führte er verschiedene Instrumente, um als Agenten und politische Vermittler der Wahrheit aufzutreten, ein.

Storytelling: Erzählung und Aufbau der politischen Botschaft/Elevator pitch: 30 Sekunden um gewählt zu werden

Als Auftakt des zweiten Teils des Tages, präsentierte Julio Castillo die Bedeutung einer Botschaft während einer Rede. Dies diene der Vermittlung der Inhalte und der eigenen Beweggründe und sensibilisierte Teilnehmern für ihre eigene Motivation für eine Tätigkeit in der Politik.

Auf der Einführung aufbauend, entwarfen die Teilnehmer im Folgenden ihren eigenen Elevator Pitch. In diesem hatten sie 30 Sekunden Zeit, um ihr Publikum von sich zu überzeugen und ihre Stimmen zu gewinnen, indem sie die verschiedenen, zuvor vorgestellten Werkzeuge nutzten.

„Sie werden sich wahrscheinlich nicht an die Diskussion erinnern, aber daran, welche Gefühle diese bei Ihnen weckte“.

Zum Abschluss möchte ich die Wichtigkeit, das Ziel und die Motivation nicht aus den Augen zu verlieren betonen. Sonst wird es keinen auf Wahrheit basierenden Diskurs geben und wir würden Teil der Demagogie werden, welche wir so sehr ablehnen und ändern wollen.

 

Die Dinge anders machen; den Menschen, seine Würde, seine Grundsätze und Werte in den Mittelpunkt stellen, um die Politik zu machen, die wir verdienen und an der es heute so sehr mangelt.

 

Katya Alcocer

Mexiko

 

Die Verbindlichkeit der Politik

Die Teilnehmer des KAS Campus International verbrachten einen Tag mit Experten für digitale Medien sowie Besuchen. Dadurch wurde ihnen ermöglicht, in verschiedene Bestandteile der Politik und der bürgerlichen Partizipation einzutauchen.

Juan Sebastian Delgado erläuterte in seinem Vortrag „Digitales Universum im kolumbianischen Präsidentschaftswahlkampf 2022“ die Entwicklung des Wahlkampfes und die verfolgten Wachstumsstrategien der Kandidaten im ersten und im zweiten Wahlgang. Delgado erklärte, wie Netzwerke wie TikTok für Sichtbarkeit sorgen und den Kandidaten „zu einem Bürger machen, welcher nicht wie ein Politiker aussieht, sondern sich auf die Ebene der Bürger begibt“. Währenddessen sind andere Medien wie zum Beispiel Twitter effektiver beim Meinungsaustausch zwischen Politikern, Journalisten und Medien. Er unterstreicht wie wichtig es ist, eine politische Marke für jedes soziale Netzwerk zu schaffen, da diese die Interpretation von Botschaften kontextualisieren und die Beziehung zwischen Bürgern und Verantwortlichen stärken.

Im Folgenden führte die argentinische Medienanalystin Adriana Amado durch den Workshop „Digitale Identität und aktive Beteiligung“. In diesem hob sie die Herausforderungen für junge Menschen „die Politik zu verjüngen anstatt durch die Politik zu altern“ hervor. Amado führte durch einige Gruppenaktivitäten. Diese behandelten die Nutzung sozialer Netzwerke durch die Teilnehmer, um ihnen bewusst zu machen, dass die digitale Identität projizierbar ist. Sie überträgt die Definition eines sozialen Netzwerks von einer Plattform zu einer aggregierten Interessengemeinschaft. Es ist daher wichtig, die Netzwerke nicht als Algorithmen zu verstehen, sondern als kollektive Intelligenz und die Bedeutung von Überwachung, Regeln und Prozessen anzuerkennen, da sie zu öffentlichen Gesprächen führen.

Am Abschluss des Workshops bekamen die Teilnehmer des KAS-Campus Besuch von Senator Efraín Cepeda Saravia, Mitglied der Konservativen Partei Kolumbiens und Vizepräsident der Christlich-Demokratischen Organisation Amerikas. Dieser verlieh den Orden des kolumbianischen Kongresses im Rang eines Kommandeurs an das Regionalprogramm Parteiendialog und Demokratie in Lateinamerika der Konrad-Adenauer-Stiftung. Der Senator dankte Sebastian Grundberger, für die Unterstützung der KAS bei der Festigung der politischen Institutionen und betonte die Wichtigkeit eines aktiven Netzwerkes politischer Parteien um die Herausforderungen für die liberale Demokratie des Kontinents zu bewältigen. 

Grundberger bedankte sich im Namen der KAS und erinnerte die Teilnehmer daran, dass Populismus mit Institutionalität beantwortet werden muss. Außerdem wies er darauf hin, dass nicht nur Institutionen notwendig sind, sondern auch deren Verknüpfung und Zusammenarbeit, da "Gesellschaften in diesen Begegnungen entstehen".

Schließlich besuchten die Teilnehmer des Diplomkurses den Stadtrat von Medellín, wo sie die Möglichkeit hatten, den Plenarsaal zu besichtigen und von drei Mitgliedern des Rates, darunter dem Präsidenten, empfangen wurden. Die Mitglieder des Rates stellten die Ziele und Errungenschaften der Verwaltung vor und initiierten einen Dialog mit den Campus-Teilnehmern. Sie stellten Fragen bezüglich der Wiederherstellung des öffentlichen Raums in Comuna 13 sowie zur Finanzierung der Programme des Bezirks durch öffentliche Unternehmen.

Am Ende des Tages haben die Teilnehmer einschlägige Erfahrungen gesammelt, die es ihnen ermöglichen, die verschiedenen Komponenten der Politik miteinander zu verbinden und zu integrieren, um professioneller, menschlicher und bewusster zu handeln.   

 

Carlos García Robles 

Guatemala

 

Politische Parteien, Dezentralisierung und strategische Allianzen als Motor der politischen Nachhaltigkeit

Es heißt, die Politik ist die Kunst des Möglichen. Das stimmt zum einen, weil es sich um eine Tätigkeit handelt, die durch ständiges Üben perfektioniert wird. Zum anderen, weil die Mittel und Handlungsmöglichkeiten immer begrenzt sind, wenn man eine kohärente Handlungslinie beibehalten will, die den öffentlichen Haushalt und den Steuerzahler schont. Aber das ist nicht alles: zur Politik gehören auch interne Strukturen, Kontakt zu den Bürgern und strategische Allianzen, um sich weiterzuentwickeln. 

Innerhalb dieser Strukturen sind die politischen Parteien von wesentlicher Bedeutung. Sebastian Grundberger, Leiter des Regionalprogramms Parteiendialog und Demokratie in Lateinamerika der KAS, wies in seinem Vortrag auf einen Kernpunkt hin: „Ohne politische Parteien gibt es keine Demokratie, sie sind der Ausgangspunkt“. So sind es in gefestigten, westlichen Demokratien die Parteien, welche die Bürger auf direkte Weise mit der öffentlichen Verwaltung verbinden.  Sie repräsentieren die Ideale eines Teils der Gesellschaft durch die Umsetzung öffentlicher Maßnahmen. Doch in letzter Zeit gewinnen in verschiedenen Regionen der Welt, vor allem jedoch in Lateinamerika, sowohl linke als auch rechte Populisten an Boden. Sie versuchen „die Rolle der politischen Parteien zu unterdrücken“, wobei sie sich auf den Verlust der ideologischen Identität des politischen Systems stützen. Deshalb ist unsere Aufgabe als Republikaner die Institutionen zu verteidigen. Wir müssen uns vergegenwärtigen, dass die Nachhaltigkeit politischer Repräsentationssysteme im Wesentlichen auf einem Gleichgewicht zwischen „der Aufrechterhaltung der doktrinären Identität und der Erforschung neuer Methoden der Kommunikation und des Ausdrucks der Bürger“ beruht.

Angesichts dieser Phänomene ist es notwendig, die fundamentalen Werte zu bestimmen, die wir festigen müssen, um einen Verlust an institutioneller Qualität zu vermeiden. Es ist notwendig, „humanistische politische Parteien zur Stärkung der Republik zu unterstützen“ stellte Mariana Gómez del Campo, Präsidentin der la Organización Demócrata Cristiana de América in ihrer Rede fest. Die ODCA ist eine internationale Organisation, welche durch globale strategische Allianzen, die die verschiedenen Umstände des Kontinents berücksichtigen, versucht die humanistischen Werte innerhalb der lateinamerikanischen Demokratien zu festigen. Sie analysiert die Stärken und Schwächen der Staaten, da „alle Länder verschiedene Charakteristiken haben und folglich mit unterschiedlichen Problemen und Lösungen konfrontiert sind“. In diesem Sinne können die Parteien die regionale und internationale politische Situation nicht ignorieren. Es wäre töricht, nicht zu erkennen, dass in einer globalisierten Welt, welche durch den technischen Fortschritt immer mehr verbunden ist, die institutionelle Stabilität der übrigen Länder der Welt keinen Einfluss auf die Realität der lateinamerikanischen Demokratien hat. Daher ist es in einer postmodernen Welt in der die angeborenen Rechte der Menschen angesichts von Notsituationen oder zufälligen politischen Mehrheiten relativiert werden wichtig, diese Werte zu retten und gleichzeitig die Parteien, die in ihren Ländern zu stärken und unterstützen.  

Zusammen mit diesen Werten ist die Politik eine praktische Tätigkeit. Die Identität der Partei ist von grundlegender Bedeutung, doch auch der praktische Teil ist wichtig. Wenn man nicht versucht die wahren Probleme der Bürger durch öffentliche Maßnahmen zu lösen, ist jede Theorie oder ideologische Verwaltung bedeutungslos. Ideologien sind eine Reihe von Ideen und Werten, welche es ermöglichen, Aspekte der Realität zu erkennen und dann auf Grundlage der vorgeschlagenen Ziele einen Handlungsplan zu verfolgen.

Thomas Kufen, Bürgermeister der Stadt Essen in Deutschland, merkte an, dass in der Politik oft zu beobachten ist, dass „der Fokus fast ausschließlich auf internen Strukturen liegt (…), bis die Fakten der Realität die Perspektive völlig verändern“. In diesem Sinne ist es manchmal notwendig, praktische Maßnahmen zu ergreifen. Dies allerdings immer im Hinblick auf effiziente Projekte, die eine gründliche und konstante Planung aufweisen. Aus seiner Erfahrung an der Spitze der Stadtverwaltung betonte er, dass „strukturelle Veränderungen Zeit benötigen, um konsistent zu sein“, aber „jede politische Tat zu einer Reaktion führt (…) und damit eine Politik wirklich konsistent ist, muss sie im Laufe der Zeit nachhaltig sein“. Folglich ist eine der fundamentalen Aufgaben der Politiker, durch effiziente Kommunikationsmechanismen, Dezentralisierung und eine Regionalisierung der Politik in ständigem Kontakt mit den Bürgern zu stehen.  Dies ermöglicht „die Stärken und Schwächen jeder Region mit dem Ziel, den Bedarf und die umzusetzenden oder zu vertiefenden Maßnahmen zu ermitteln".

Zusammenfassend und auf die Eingangsdefinition zurückkommend, ist die Politik eine Art der Kunst. Dennoch muss sie auch eine Basis haben, die sie untermauert und ihr einen Sinn gibt. Es handelt sich weder um einen eklektischen Pragmatismus, der jede Vision und jedes Ideal für die Zukunft auslöscht, noch um ein theoretisches Postulat, das uns in einem hermetischen Akademismus gefangen hält. Vielmehr handelt es sich, wie Sebastian erwähnte, um ein Gleichgewicht zwischen beiden Aspekten, dass es uns ermöglicht, kohärente und realisierbare Linien zu ziehen, um die unmittelbarsten und grundlegenden Bedürfnisse der Bürger zu befriedigen, ohne die republikanischen Institutionen zu untergraben oder unsere Identität und unsere Werte zu verlieren.

 

Luciano Donato

Uruguay

 

 

 

 

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