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Vortrag

„Russen, Fidschies und Messerstecher“ - Von der Faszination des Andersseins und dem fehlenden Umgang mit Fremden

Im Rahmen der Ringvorlesung „Wie schmeckte die DDR?“

Veranstaltungsreihe in Kooperation mit dem Freistaat Sachsen, der TU Dresden und dem Stadtmuseum Dresden

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Details

Artikel und Bücher sind über die DDR geschrieben worden, einzelne Aspekte des Systems wurden intensiv analysiert und trotzdem hat man das Gefühl, dass sich das Phänomen „DDR“ einer gerechten Wahrnehmung zunehmend entzieht.

Einerseits neigt ein Großteil der ehemaligen DDR-Bürger zur Verklärung der Vergangenheit. Im Verhältnis zur Gegenwart scheint dann die Vergangenheit ein geradezu erstrebenswerter Zustand gewesen zu sein. Andererseits legt die Bewertung und Aufarbeitung der DDR ihren Fokus auf die verdrängten Teile der Diktaturerfahrung. Sie will und soll bewusst machen, wie verbrecherisch geschlossene Systeme werden können, wenn jede Form einer externen Normierung verloren geht. Wenn man als ehemaliger DDR-Bürger ausschließlich mit diesen Fakten konfrontiert und identifiziert wird, fühlt man sich missverstanden.

Beide Haltungen: Relativierung und Dämonisierung, präsentieren die extremen Pole des Umganges mit der DDR-Erfahrung. Sie werden dem damaligen Alltagserleben nicht gerecht. Nicht jeder lebte in ständiger Angst und dem Bewusstsein des totalen Überwachungsstaates. Das DDR-System war ein Ideologieschwellensystem, das besonders aktiv wurde, wenn man sich nicht systemkonform verhielt. Dann offenbarte es allerdings alle Dimensionen

eines totalitären Staates. Die (Lebens)Kunst des Einzelnen bestand darin, minimale Kompromisslinien zu finden und nicht vorauseilenden Gehorsam zu leisten. Deshalb wird es notwendig, Gewissenserforschung zu betreiben und sich zu erinnern, wie die DDR war und wie sie erlebt wurde.

Wir sollten beginnen, uns unsere Biographien zu erzählen!

Marianne Krüger-Potratz (Jg. 1943) studierte Romanistik, Slawistik, Philosophie und Pädagogik. In ihrer Promotion (1975) und Habilitation (1984) im Bereich der vergleichenden Erziehungswissenschaft beschäftigte sie sich mit der Geschichte des russischen bzw. sowjetischen Bildungswesen. Seit Ende der 70er Jahre veröffentlicht sie zu Fragen der Interkulturellen Pädagogik. Sie leitet derzeit die Arbeitsstelle für Interkulturelle Studien in Münster. In Ihren zahlreichen Forschungsprojekten beschäftigt sie sich seit vielen Jahren mit der Geschichte der Minderheitenbildung bzw. zum Umgang mit sprachlich-kultureller, nationaler und ethnischer Heterogenität in der Geschichte von Bildung und Erziehung; Arbeiten zur Lehrerbildung unter interkultureller Perspektive.

Jan C. Behrends (Jg. 1969) studierte Geschichte, Germanistik, Philosophie und Erziehungswissenschaft in Berlin, Wisconsin und Moskau. In seiner Promotion (2005) beschäftigte er sich mit der propagierten Freundschaft zwischen Sowjetunion und ehemaliger DDR. Er arbeitete danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Herder-Institut, Marburg und am Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) in Potsdam, Projektgruppe "Ideologien und Mentalitäten im Kalten Krieg". Seit 2005 ist Behrends wissenschaftlicher Mitarbeiter am Wissenschaftszentrum Berlin. Er veröffentlichte zahlreiche Aufsätze und Bücher über das Fremdsein in der ehemaligen DDR sowie die aktuelle Fremdenfeindlichkeit in Ostdeutschland. 2007 erhielt Behrends das Feodor-Lynen-Forschungsstipendium der Alexander-von-Humboldt- Stiftung an der University of Chicago.

Die Ringvorlesung findet zunächst bis zum 3. Februar 2009, immer Dienstag um 20.00 Uhr, im Festsaal des Stadtmuseums Dresden statt. Auf Wunsch senden wir Ihnen gern den Flyer zur Reihe mit allen Terminen und Themen in der Übersicht zu.

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Veranstaltungsort

Stadtmuseum Dresden, Wilsdruffer Straße 2, 01067 Dresden, Eingang: Landhausstraße

Referenten

  • Prof. Dr. Marianne Krüger-Potratz
    • Münster
  • Institut für interkulturelle PädagogikDr. Jan C. Behrends
    • Berlin
    • wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschungsgruppe "Zivilgesellschaft
    • Citizenship und politische Mobilisierung"
Kontakt

Dr. Joachim Klose

Dr. Joachim Klose

Landesbeauftragter für die Bundeshauptstadt Berlin, Leiter des Politischen Bildungsforums Berlin und Leiter Grundlagenforum

joachim.klose@kas.de 030/26996-3253 030/26996-53253
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