Victor Klemperer - Heimat im Wort? - Politisches Bildungsforum Sachsen
Vortrag
Details
Victor Klemperer, Professor der Romanistik an der Technischen
Hochschule Dresden, jüdischer Herkunft, wird 1933
mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten zunächst
aus dem Amt gedrängt. In den Jahren des Schreckens und
der Verfolgung ist er ständigen Schikanen, Zwangsarbeit
und immer neuen Bedrohungen ausgesetzt, überlebt aber.
Ihm gelingt im Chaos der Bombardierung Dresdens am
13./14. Februar 1945, dank der Tatkraft seiner Frau Eva
Klemperer, die Flucht.
Nach 1945 wird er wieder in sein Amt eingesetzt, in den
Nationalrat der DDR gewählt und anscheinend hoch geehrt.
Klemperer jedoch führt während seines gesamten Lebens
ein Tagebuch, in dem er sich als kritischer und unbestechlicher
Beobachter seiner Umwelt zeigt – sowohl im Dritten
Reich als auch in der DDR. Aufmerksam analysiert er die
Phrasensprache der Ideologie. Sein Buch „LTI“ (Lingua tertii
imperii – Die Sprache des Dritten Reiches) wird in der DDR
veröffentlicht. Für die Dissidenten in der DDR war Victor
Klemperers „LTI“ eine Anleitung für Skepsis und kritisches
Nachfragen. Nach 1989 wurden seine Tagebücher zum
internationalen Erfolg. Ein ergänzendes Werk zur Sprache
der DDR wurde aus dem Nachlass veröffentlicht.
Zum ersten Mal werden Klemperers Leben, Werk und seine
Wirkungen in der Tagung ‚Victor Klemperer – Heimat im
Wort?‘ im Zusammenhang vorgestellt.
Die deutschen Staaten, in denen Klemperer lebte, haben
sich ihm unheimatlich gezeigt. Ob sich ein Mensch durch
kritisches Denken, durch Wissen und Bildung gleichsam eine
lebensrettende Zuflucht in Zeiten der Verfolgung und
Bedrängnis sichern kann, war Klemperers Lebensfrage. Wie
er sie beantwortet hat, ob eine Heimat im Wort zu finden
ist, dem gehen die Vorträge auf dieser Konferenz nach.
Die Tagung findet in Kooperation mit
dem MitteleuropaZentrum und dem
Italien-Zentrum der TU-Dresden statt.