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Veranstaltungsberichte

Dr. Stefan Kaufmann MdB im Senegal

Stärkung von Bildung, Ausbildung und Wirtschaft zur Reduzierung von Fluchtursachen

Vom 25. bis 28. März 2018 war der Bundestagsabgeordnete und Mitglied im Ausschuss für Bildung und Forschung des Deutschen Bundestages, Dr. Stefan Kauf-mann, auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung im Senegal. Im Rahmen des Seminars „Westafrikas Wunderkind? Stärkung von Bildung, Ausbildung und Wirtschaft im Senegal zur wirksamen Reduzierung von Fluchtursachen“ konnte Dr. Kaufmann MdB Gespräche mit hochkarätigen Experten aus Politik und Wirtschaft in dem westafrikanischen Land führen.

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Er eröffnete außerdem das Seminar „Religionen und geopolitische Herausforderungen im Sahel-Raum“, bei dem u.a. Experten aus Mali und Niger über die sicherheitspolitischen Herausforderungen in der Region diskutierten.

Im Austausch mit hochrangigen Beamten des Jugend- und Hochschulministeriums ging es um das aktuelle Vorhaben der senegalesischen Regierung, in den kommenden drei Jahren 25.000 junge Senegalesen im Rahmen einer dualen Berufsausbildung zu schulen. Wie der senegalesische Staatspräsident Macky Sall im Dezember 2017 verkündete, sollen bis 2020 mindestens 25.000 Senegalesen die Möglichkeit einer Berufsausbildung erhalten. Dabei sollen sie 40 Prozent in einer Schule und 60 Prozent in einem Betrieb verbringen. Der Staat bezuschusst diese Ausbildung, die jeweiligen Ausbildungsbetriebe finanzieren die Auszubildenden ebenso mit.

Der Kabinettschef des senegalesischen Hochschulministers, Professor Ndiaye, legte in seinen Ausführungen dar, wie sich das senegalesische Hochschulsystem in den kommenden Jahren zu reformieren versuche. 75 Prozent der Studienabsolventen im Senegal kämen aus geisteswissenschaftlichen Fächern, ein ausreichendes Angebot an Arbeitsplätzen für die ausgebildeten Hochschulabsolventen sei jedoch nicht vorhanden. Daher sei es ein elementares Anliegen des Ministeriums, die Anzahl der Studienanfänger in Naturwissenschaften zu erhöhen und zeitgleich ein Interesse an einer dualen Berufsausbildung zu wecken. Hierfür würden landesweit eigene Institute für Berufsausbildung geschaffen.

Auch die Einrichtung einer virtuellen Universität sei geplant, vor allem um der demographischen Entwicklung und den beschränkten Aufnahmekapazitäten an den Universitäten des Landes gerecht zu werden. Zwar seien neue Universitäten in Planung, u.a. in der neu entstehenden Stadt Diamniado 34 km vor den Toren Dakars. Mit einem Bevölkerungswachstum von jährlich ca. drei Prozent sei jedoch auf absehbare Zeit eine Reduktion der Studienanfänger-zahlen nicht zu erwarten. Durch die Einrichtung einer virtuellen Universität bis 2022 könnten die Hochschuleinrichtungen somit zukünftig entlastet werden und via Tablet und Smartphone Studenten unterrichtet werden, so die Vorstellung des Ministeriums.

Im Austausch mit Dr. Kaufmann wurde zudem die Kompetenzverteilung im Bildungs- und Hochschulbereich im Senegal thematisiert. Bildungs- und Hochschulpolitik sind im Senegal – gemeinsam mit dem Bereich Berufsausbildung – auf mindestens vier unterschiedliche Ministerien aufgeteilt. Daher sei eine Koordinierung sehr zeitaufwendig, so Professor Ndiaye, und erschwere oftmals eine Politik aus einem Guss. In der Forschungspolitik sei bisher mit Deutschland keine tatsächliche Zusammenarbeit vorhanden, vielmehr orientiere man sich am französischen System und kooperiere mit französischen Partnern. Eine Zusammenarbeit mit deutschen Forschungseinrichtungen und Universitäten sei jedoch sehr erwünscht, eine große Offenheit wurde bekundet.

Dieses Interesse am deutschen Hochschulsystem bestätigte auch der Rektor der Universität Cheikh Anta Diop in Dakar (UCAD), der größten Universität des Landes und einer der angesehensten Universitäten im frankophonen Westafrika. Professor Ibrahima Thioub stellte nicht nur die unterschiedlichen Fakultäten der Universität mit derzeit ca. 81.000 Studenten vor, sondern betonte ebenso, dass eine verstärkte Praxisorientierung im Mittelpunkt des universitären Alltags stehe. Die Universität, die in diesem Jahr ihr 100-jähriges Jubiläum (1918 wurde die medizinische Fakultät der Universität zuerst gegründet) feiert, verschreibt sich in den kommenden Jahren ebenso dem Megathema Digitalisierung. Es solle verstärkt auf „E-Learning“ gesetzt und die Studenten stärker auf eigen-verantwortliches Arbeiten vorbereitet werden. Die Reformbedürftigkeit des senegalesischen Hochschulsystems sei evident und müsse auch gegen Widerstände vorangetrieben werden, so der UCAD-Rektor.

62 Prozent der senegalesischen Bevölkerung sind jünger als 20 Jahre, 200.000 junge Menschen verlassen jährlich die Schule auf der Suche nach einer Beschäftigung – allein im Senegal. Der Vorsitzende des Nationalen Jugendrats, Khadim Diop, dankte Dr. Kaufmann MdB für sein Interesse, die Belange der senegalesischen Jugend zu hören und unterstrich in seinen Ausführungen, dass die Schaffung von Ausbildungsplätzen und Arbeit zentral sei, um Fluchtursachen tatsächlich wirksam reduzieren zu können. Die senegalesische Jugend habe nicht den Anspruch, ihr Land zu verlassen. Oft bliebe jungen Menschen auf der Suche nach Perspektiven und einem menschenwürdigen Leben allerdings nichts anderes übrig, als anderswo ihr Glück zu suchen. Durch die Schaffung von Arbeit könne ein wesentlicher Beitrag dazu geleistet werden, jungen Senegalesen ein Leben in ihrem Land zu ermöglichen.

In Gesprächen mit der Internationalen Organisation für Migration (IOM), der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GiZ) sowie mit Vertretern des senegalesischen Außenministeriums, dem deutschen Botschafter Stephan Röken und dem Botschafter der Europäischen Union im Senegal, Joaquin Gonzalez-Ducay, wurden die unterschiedlichen Facetten der Migrationsthematik ausführlich beleuchtet. Dabei wurde deutlich, dass die Rücküberweisungen der senegalesischen Diaspora in den Senegal in Höhe von mehr als 2 Mrd. Euro 2017 ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für den Senegal darstellen. 13 bis 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts werden durch Rücküberweisungen der im Ausland lebenden Senegalesen beigetragen, dieser Beitrag ist für die senegalesische Politik entscheidend und erklärt vielleicht auch, weshalb sich die senegalesische Regierung weigert, rückkehrpflichtige Staatsbürger aufzunehmen. Der Druck der einheimischen Bevölkerung auf die Regierung sei zu groß, um diejenigen, die es aus senegalesischer Sicht im Ausland geschafft hätten, als Abgeschobene wieder im Senegal aufzunehmen.

Bei Treffen mit dem Arbeitgeberdachverband CNP oder dem Hohen Rat für den sozialen Dialog im Land wurde ebenso wie bei Gesprächen im Ministerium für die Umsetzung des Senegalesischen Entwicklungsplans PSE und im Austausch mit Abgeordneten der Senegalesischen Nationalversammlung darauf verwiesen, dass ein größeres wirtschaftliches Engagement Deutschlands im Senegal erwünscht sei. Chinesische, indische, japanische, libanesische, türkische und französische Unternehmen seien im Land seit Jahren vertreten, man wundere sich, weshalb eine deutsche Präsenz nur zögerlich beginne. Das Land garantiere eine in Westafrika vorbildliche politische Stabilität und mit 7,2 Prozent ein starkes Wirtschaftswachstum.

Da Deutschland in der Region sehr geschätzt werde, würde man ein stärkeres wirtschaftliches und politisches Interesse Deutschland am Senegal begrüßen. Bei dem Gespräch mit Abgeordneten in der Nationalversammlung war neben Dr. Stefan Kaufmann MdB und dem Botschafter der Bundesrepublik Deutschland im Senegal, Stephan Röken, auch Johannes Selle MdB anwesend. Letzterer war im Rahmen einer vom Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft organisierten Reise im Land und nahm an dem von der Konrad-Adenauer-Stiftung organisierten Gesprächstermin im Parlament ebenso teil.

Dr. Stefan Kaufmann MdB erlebte während seines dreitägigen Aufenthalts im Senegal die Vielfalt eines von Reformen und Herausforderungen geprägten westafrikanischen Landes. Durch die politische Stabilität und wirtschaftliche Prosperität nimmt Senegal in Westafrika eine Vorbildfunktion ein; zeitgleich steht das Land vor enormen Herausforderungen. Im Bildungs- und Hochschulbereich konnte Dr. Kaufmann MdB einen guten Einblick in die aktuellen Entwicklungen Senegals bekommen, die für seine Arbeit als Parlamentarier in Deutschland wichtige Hintergrundinformationen bieten.

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Dr. Thomas Volk

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