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Die Kinder Abrahams in der modernen Welt

Am Donnerstag, dem 16. Oktober fand im Rathaus von Subotica die dritte Podiumsdiskussion im Rahmen der Diskussionsreihe Das Gesetz Gottes und die Kinder Abrahams in der modernen Welt statt.

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Details

Im Mittelpunkt stand das Thema Der Tag des Herrn und seine Auffassung in der modernen Welt. Ziel der Podiumsdiskussion war es, dem Publikum zu erklären, auf welche Weise der Tag des Herrn in den einzelnen Glaubensgemeinschaften gedeutet und gefeiert wird, zumal es sich nicht immer um denselben Tag handelt, und wie sich Gemeinsamkeiten beim Feiern dieses Tages in der modernen Welt finden lassen. Diese Podiumsdiskussion wurde von der römisch-katholischen Kirche organisiert, bzw. von Priester Andrija Anišić, der alle Anwesenden begrüßt und den ersten Vortragenden vorgestellt hat - Vater Dragan Stokin, III. Priester von Subotica und Vorsteher der Kirche Christi Himmelfahrt.

Vater Dragan sprach von der Erschaffung des Paradieses in sechs Etappen. Nachdem Gott die Welt geschaffen hatte, kam der Samstag, der siebte Tag. Es sei unwichtig, wie dieser Tag geheißen hat, sondern was er gewesen sei, und zwar das Paradies. Dies war der Ruhetag Gottes, und der Mensch hat durch den Sündenfall verstanden, dass er ohne Gott vergänglich ist. Die Auferstehung Christi ermöglicht dem Menschen zu verstehen, dass der Tod besiegbar sei. Dies ist der Grund, weshalb die Christen den Neubeginn feiern, ein Ereignis, welches uns ermahnt, der Zukunft zu gedenken, die Andeutung der neuen Materie. All das, wonach unser Wesen verlangt, habe sich am Sonntag in der Frühe ereignet, weshalb wir den Sonntag als Feiertag begehen. Anišić betonte, dass es nicht unbedingt wichtig sei, dass man sonntags nicht arbeite, sondern man solle verstehen, dass dieser Tag dem Paradies gewidmet sei und er sich im Rahmen der Liturgie abspiele. Durch den Empfang der Heiligen Kommunion bekennen wir uns mit unserem gesamten Wesen zum Glauben und nehmen an diesem künftigen Ereignis als Ikonen Gottes teil – Frieden und Freude im Heiligen Geist und in ewiger Gemeinschaft mit Vater und Sohn. Dies ist die orthodoxe Auffassung dieses Tags des Herrn. „Dies ist also der Tag, der dem Herrn gewidmet ist, und nicht der Tag, an dem nicht gearbeitet wird.“

Nach den Darlegungen von Vater Dragan folgte der Vortrag seines Namensvetters, Hochwürden Dragan Muharem, Pfarrer, Professor der Dogmatik und Liturgik am Theologisch-katechetischen Institut des Bistums Subotica und Herausgeber der römisch-katholischen Zeitschrift „Zvonik“ (dt. Glockenturm). Er knüpfte an die Dar-legung des orthodoxen Priesters an und sprach vom Sinn des Sonntags. Die Hauptquelle der römisch-katholischen Lehre über den Tag des Herrn befinde sich ebenfalls in der Bibel. Die Institution des Siebten Tages folgt auf die Erschaffung des Menschen und stellt die endgültige Krone der Schöpfung dar. Obwohl der Mensch als Gipfel der Schöpfung gilt, so ist er dennoch nicht das letzte Werk göttlichen Schaffens. Bei der Schöpfung von Tieren und Menschen kommt zum erstenmal das Verb ‚segnen‘ vor. Trotzdem hat Gott dem siebten Tag nicht nur seinen Segen erteilt, sondern ihn auch geweiht. Einzig dieser Tag ist sowohl gesegnet, als auch geweiht. Der Ruhetag ist größer als der Mensch. Der Mensch ist dem Samstag untergeordnet und hat keinen Vorrang in der erschaffenen Welt. Der siebte Tag ist eine Quelle des Segens für die übrigen Tage und wurde in der Bibel als heiliger Tag bezeichnet. Heilig bedeutet auch besonders und daher ist dieser Tag ein besonderer Tag. Der numerischen Symbolik des Alten Orients zufolge ist die Sechs die Zahl der Unvollkommenheit, während die Sieben die Zahl der Vollständigkeit ist. Der Mensch sprengt also am siebten Tag, indem er sich ausruht, die Ketten seiner Unvollkommenheit. Dann gelangt er zur Harmonie mit der Welt und Gott. Sechs Tage lang waltet der Mensch über die Geschöpfe und der siebte Tag ist seine Grenze. Dieser Tag betont Gottes Größe und Überlegenheit, mit der er die Schöpfung vollendet und ganz frei den Entschluss fasst, diese Tätigkeit einzustellen. Der Sonntag ist ein Akt der Reflexion, der über der Aktion steht, wenn alles einen Sinn erhält, und die Fülle der Schöpfung entfaltet sich erst an jenem Tag, der den eschatologischen Tag symbolisiert. Der siebte Tag ist die (Neu)Schöpfung des Menschen, die auf der Auferstehung Christi beruht, mit diesen Worten beendete Vater Dragan Muharem seinen Vortrag.

An die sehr vielfältige theologische Auslegung der römisch-katholischen Kirche anknüpfend, erinnerte der Vertreter der Jüdischen Gemeinde Tomislav Halbrohr in einem historischen Rückblick an die Entwicklung dieses Feiertags bei den Juden. Er wies auch darauf hin, dass der judaistischen Lehre zufolge das Gesetz über den Sabbat das vierte Gebot Gottes sei, im Unterschied zur christlichen Lehre, in der etwas anderes steht. Der Mensch sei mit zwei Seelen geboren. Die eine arbeite sechs Tage lang, und der siebte Tag habe eine Feiertags-Seele, genauso wie es ein Gewand für die Feiertage gibt. In der Mischna werden jene Tätigkeiten genannt, die man an diesem Tag nicht ausüben darf, und war, unter anderem, auch all jene Arbeiten, die erforderlich sind, um den Wüstentempel fertigzustellen (Nähen, Nägel einschlagen, Malerarbeiten...). Vor dem Samstag soll man zwei Kerzen anzünden, um gutes Licht zu haben, und zwar nicht nur teilweise, sondern vollständig. Verboten ist jene Tätigkeit, die den Samstag einem Werktag ähnlich gestaltet. Das Lernen sei erlaubt, nicht aber das Schreiben, man dürfe nichts in den Taschen tragen, nicht einmal einen Schlüssel.

Der vierte und zugleich letzte Vortragende war Herr Selmo Dreković, Imam der Muchadschir-Moschee in Subotica. Er sprach über den heiligsten Tag bei den Muslimen, und dies sei der Freitag, da, Mohammed zufolge, an diesem Tag Adam geschaffen wurde, an einem Freitag sei er aus dem Paradies vertrieben worden und auch der Weltuntergang würde sich an einem Freitag ereignen. Aus dem Arabischen übersetzt bedeutet Freitag ‚sich versammeln‘, wobei die wöchentlich stattfindende Versammlung der Muslime oder der Gebetsfreitag gemeint sind. Spenden sind freitags mehr wert als an den übrigen Tagen. Freitag ist jener Tag, an dem Gott sich seinen Gläubigen zeigt. Sehr wichtig ist die Sauberkeit, so dass es für die Muslime am nützlichsten ist, wenn sie an diesem Tag ihren Körper waschen und sich möglichst früh am Gebetsort einfinden. Je früher man zum Gebet kommt, desto größer der Lohn, so dass jener, der vier Stunden vor Gebetsbeginn eintrifft, genauso belohnt wird, als hätte er ein Kamel als Opfer dargebracht. Der Nächste wird belohnt, als hätte er eine Kuh als, der Dritte, als hätte er ein Huhn und der Vierte, als hätte er ein Ei geopfert. An diesem Tag werden die Sünden getilgt, wenn man sein Gebet zu einem gottgefälligen Zeitpunkt spricht, aber es werden auch jene getadelt, die drei Mal absichtlich das Gebet am Freitag ausgelassen haben. Freitag bedeute muslimische Solidarität, so dass diese Solidarität in die Tat umgesetzt werden müsse. Beten muss man auch, um in die Dschanna (das Paradies) eingelassen zu werden.

Vater Andrija hat sich als Gastgeber bei allen Vortragenden bedankt, und danach hatte das Publikum die Gelegenheit Fragen zu stellen. Wie auch bei den beiden früheren Begegnungen konnte man sehr viel Interessantes über die Auffassungen, Überzeugungen und Praktiken der einzelnen Glaubensgemeinschaften über dasselbe Thema erfahren. Diese Podiumsdiskussion hat dazu beigetragen, dass sich Angehörige verschiedener Religionen, die in derselben Stadt leben, besser kennenlernen und dadurch auch besser verstehen, dass sie sich in einem Raum versammeln und dort über Themen austauschen, die für alle interessant und wichtig sind, wozu sich jedoch nicht allzu häufig die Gelegenheit ergibt. Dies ist für eine multikonfessionelle und multiethnische Gesellschaft in der modernen Welt von unschätzbarer Bedeutung. Auch Vertreter der Kommunalverwaltung der Stadt Subotica waren bei dieser Podiumsdiskussion zugegen, die den Veranstaltern stets einen der Säle des Alten Rathauses für künftige Veranstaltungen zur Verfügung stellen werden. Dadurch haben sie gezeigt, wie wichtig engagierte politische Akteure auch auf lokaler Ebene sind.

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Subotica

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