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Fachkonferenz

Die Abschaffung von Orden in der Slowakei im Jahr 1950 und das Leben der Ordensgemeinschaften in der Illegalität

mit dem Institut für Nationales Gedächtnis und der Comenius Univesität

In der Nacht vom 13. auf den 14. April 1950 wurden in der damaligen Tschechoslowakei die Klöster abgeschafft. Mit den Folgen dieser Barbarischen Nacht setzt sich die Konferenz auseinander und bedenkt dabei auch das Martyrium der vielen Opfer.

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Details

Die Nacht vom 13. auf den 14. April 1950, die sogn. Barbarische Nacht stellt in der modernen slowakischen Geschichte ein höchst tragisches Ereignis dar, mit dem die kommunistische Regierungsmacht der damaligen Tschechoslowakei in das Leben der Bürger eingriff. In dieser Nacht wurden unter Aufsicht der Staatssicherheit (Statna bezpecnost), der Armee, der Nationalsicherheit und der Volksmiliz die Klöster der männlichen Ordensgemeinschaften bei der sogenannten Aktion K abgeschafft. Die Aktion K fand 1950 statt, gerade in der Osterwoche. In den einzelnen Regionen und Bezirken wurde sie unmittelbar am Karfreitag 1950 vorbereitet. Als Vorspiel galt der inszenierte Prozess gegen mehrere Äbte sowie eine lügenhafte mediale Kampagne, die von der Kommunistischen Partei initiiert wurde. „Die Ordensleute wollen den dritten Weltkrieg entfesseln“, „es sind Vatikanspione und Verräter“, hieß es in der Kampagne. Während der „Barbarischen Nacht“ wurden die Klöster in der ganzen Tschechoslowakei abgeschafft. Schrittweise wurden in der Slowakei 1180 Ordensleute aus 15 Orden in 76 Klostern gefangen genommen. Die Ordensleute wurden in sogn. Zentralisationsklöstern mit Haftregime interniert. Es war ein ungeheuer harter Eingriff in das persönliche Leben der Betroffenen, ein Strich durch ihre Lebenspläne. Junge Ordensleute, Novizen, Kleriker wurden ab diesem Moment bis 1989 zu „unerwünschten Personen“, die keine Möglichkeit mehr hatten, sich intellektuell etwa durch ein Universitätsstudium zu entfalten. Bücher und historische Schätze endeten auf dem Müll oder wurden auf den Klosterhöfen verbrannt. Viele Ordensleute und Ordenspriester kamen in Gefängnisse mit verschärften Haftbedingungen. Sie wurden geschlagen, viele mussten in Uranberggruben arbeiten. Ihre Kost enthielt mitunter sogar Arsen, dadurch wurden sie auch physisch liquidiert. Bis 1989 gab es nur illegale Ordensgemeinschaften. Die Staatssicherheit organisierte noch in den 80-er Jahren Aktionen gegen Ordensleute, zum Beispiel die Aktion VIR gegen den Franziskanerorden. Ähnlich schwer war auch das Schicksal der Ordensfrauen, die ab August 1950 ebenfalls interniert und gefangen genommen wurden.

Die Sicherheitskräfte benutzten während der Aktion K unter anderem leichte Maschinengewehre. Einige Tage nach der Aktion K registrierten sie jede verdächtige Bewegung der Bevölkerung in der ganzen Republik. Gegen Gläubige, die mit der Verhaftung von Ordensleuten nicht einverstanden waren, setzten sie Tränengas ein, die Gegner wurden verhaftet. Die Initiatoren der Aktion K wurden nach der Wende 1989 bislang nicht vor Gericht gestellt.

Bemerkenswerterweise gelang es den Kommunisten nicht, das religiöse Leben und das Ordensleben in der Slowakei ganz zu vernichten, es setzte sich in der Illegalität fort. Es hat sich die sogenannte Geheime oder Untergrundkirche entfaltet, deren Tätigkeit in die bürgerlich-religiöse friedliche Kerzendemonstration im März 1988 mündete. Die Klöster wurden stark zerstört, viele verfallen bis heute, so zum Beispiel das Kloster in Kremnica. Der geistliche und materielle Schaden bleibt bis heute sehr hoch. Es kommt der Wahrheit sicherlich sehr nahe wenn wir behaupten, dass die Aktion K. den tragischsten Versuch staatlicher Vertreter zum kulturellen Mord an der eigenen Bevölkerung in unserer Geschichte darstellte.

Das Leiden, welches das kommunistische Regime brachte, war übergroß. Umso mehr bleibt das Verhalten der Ordensleute ein Beispiel, dem noch heute zu folgen ist. Wir sind überzeugt, dass die Erinnerungsveranstaltung an die Aktion K am 13. April auch für die Gläubigen als Anregung gelten kann. Wir hoffen, dass das Martyrium der Ordensleute von der Selbstverwaltung, von kulturellen Einrichtungen und Schulen wahrgenommen wird und zu Erinnerungsveranstaltungen mit Zeitzeugen, Historikern und Dokumentaristen inspirieren wird.

Einführung von Frantisek Neupauer, Institut für Nationalgedächtnis

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Veranstaltungsort

Bratislava, Aula der Theologischen Fakultät der Comenius Universität

Referenten

  • Jozef HAĽKO
    • Massimiliano VALENTE
      • Martin ŠABO
        • Mária GREŠKOVIČOVÁ
          • Ivica KÚŠIKOVÁ u.a.
            Kontakt

            Gabriela Tibenská

            Gabriela Tibenská

            Projektkoordinatorin

            gabriela.tibenska@kas.de +421 910 526 300

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