EU-Kommissar Günther Oettinger zu Gast bei der KAS in Spanien - Auslandsbüro Spanien und Portugal
Veranstaltungsberichte
In seiner Rede zum Thema „Die Rückkehr
Europas zu Wirtschaftswachstum und finanzieller
Stabilität“ forderte Oettinger von allen
Mitgliedsstaaten der Europäischen Union
eine rasche und entschlossene Umkehr zu
Sparsamkeit, einer Reduzierung der Haushaltsdefizite
sowie zu grösserer Wettbewerbsfähigkeit.
Oettinger: „Die Länder der EU erwirtschaften ein Bruttoinlandsprodukt
von 12.000 Mrd. Euro. Dem steht eine Neuverschuldung von 850
Mrd. Euro gegenüber. Das ist nahezu das
Dreifache der nach den Maastricht-Kriterien
zulässigen 3%. Die Zinslast für diese Schulden
liegt bei jährlich 40 Mrd. Euro. Die Lage
ist dramatisch“.
Die Lasten für die nachfolgenden Generationen
würden noch verstärkt durch die demographische
Entwicklung in Europa. Die Folge
sei, dass zunehmend weniger Bürger der
Europäischen Union einen immer größeren
Schuldenberg abzutragen hätten, wenn jetzt
nicht entschlossen gegengesteuert würde.
Dazu trete die wachsende Abhängigkeit von
nicht-europäischen Gläubigern. „Europa
verkauft sich an andere Staaten“, so Oettinger.
Dies habe mittelfristig Folgen für die
internationale Handlungsfähigkeit der EU,
insbesondere gegenüber Staaten wie China,
das mit einer Sparquote von 10% weltweit
zu einem der grössten Kreditgeber geworden
sei.
Zu dem jetzt verabschiedeten Rettungspaket
von 750 Mrd. Euro sagte der EU-Kommissar:
„Der Regenschirm hält nur einen
Regen aus“. Die Politik müsse nunmehr
entschiedener auf Ausgabenreduzierung und
Wirtschaftswachstum ausgerichtet werden.
Dazu zählten nachdrückliche Initiativen zur
Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit Europas,
insbesondere bei Forschung und Industrie.
Sorgen für die innere Stabilität und für die
Akzeptanz des Modells der westlichen Demokratie
und der Sozialen Marktwirtschaft
müsse es machen, wenn die Arbeitslosigkeit
– wie in Spanien – auf über 20% steige, die
Jugendarbeitslosigkeit sogar an die 40%.
„Wer nach der Schulausbildung keine Chance
für seine Zukunft sieht, der wird unsere
freie Gesellschaftsordnung weder verstehen
noch auf Dauer akzeptieren.“
Oettinger sprach sich für eine europäische
Energiepolitik aus. Europa sei zu 50% abhängig
von Importen, mit steigender Tendenz.
In Spanien, so wurde in der Diskussion
angemerkt, betrage die Abhängigkeit sogar
bereits 80%.