„Beide Sommer" - Politisches Bildungsforum Thüringen
Lesung
Details
Programm
Lesung und Gespräch
29. November 2012, 19.00 Uhr
Kleine Synagoge Erfurt | An der Stadtmünze 4-5 | 99084 Erfurt
19.00 UhrBegrüßung
Matthias Henke,
Bundesbehörde für die Stasi-Unterlagen, Außenstelle Erfurt
19.10 UhrLesung
Utz Rachowski
Autor und Zeitzeuge
"Beide Sommer": 13. August 1961 und 21. August 1968.
In zwei Erzählungen, die lange vergriffen waren und hier in einem Band vorliegen, schildert Utz Rachowski den Tag des Baus der Berliner Mauer aus der Sicht eines siebenjährigen Jungen, der weitab vom Geschehen in der Provinz lebt und dessen Familie an diesem Ereignis zerbricht. Sieben Jahre später funkt noch einmal und endgültig die Weltgeschichte in die Idylle dieser Kindheit: Panzer zerschlagen den "Prager Frühling".
In drei Essays beschäftigt sich der Autor mit der Verführbarkeit von Intellektuellen durch totalitäre Herrschaft sowie mit Verfolgung und Solidarität in den Zeiten von Diktatur. Er hinterfragt das Zusammenspiel der Begriffe von Heimat und Exil anhand der eigenen Biografie.
"Utz Rachowskis Band „Beide Sommer. Zwei Erzählungen und drei Essays“ ist schon ein Ereignis. Denn hier gibt ein Erzähler mit einer leisen, äußerst präzisen und ruhigen Sprache in einer Art Kunde von dem vergangenen Jahrhundert, die den Leser ganz in den Bann zieht."
Martin Straub,Thüringische Landeszeitung am 21.01.2012
"Utz Rachowskis Texte beweisen das in geradezu atemberaubender Eindringlichkeit, die keinen Platz lässt für hohle
Rhetorik."
Marko Martin, DeutschlandRadio Kultur am 11.4.2011
In einer Erzählung im Buch „Red’ mir nicht von Minnigerode“ beschreibt Utz Rachowski am Beispiel seines Vaters die aktive Mitläuferschaft im „Dritten Reich“. Rachowskis Vater war als Freiwilliger der Waffen-SS am Polenfeldzug beteiligt. Der Autor versucht, den Motiven seines Vaters auf die Spur zu kommen, indem er die Anmerkungen und Anstreichungen in dessen Luther-Bibel nachliest.
Utz Rachowski, geboren 1954, wurde mit 17 von der Oberschule verwiesen wegen Gründung eines Philosophieclubs. Als Bahnhofsarbeiter und Elektromonteur schlug er sich durch, Grundwehrdienst und Abitur folgte ein kurzes Medizinstudium in Leipzig. 1979 Verhaftung und Verurteilung zu 27 Monaten Gefängnis wegen fünf Gedichten und der Verbreitung verbotener Literatur (Biermann, Fuchs, Kunze, Pannach). Als Klient von amnesty international wurde Rachowski im November 1980 ausgebürgert und lebte bis 1992 in Westberlin und Göttingen. Nach dem Studium der Kunstgeschichte und Philosophie kehrte er 1992 ins Vogtland zurück, wo er als Freier Autor mit Nebenberufen lebt. Seit 2003 ist Rachowski Bürger- und Rechtsberater zur Rehabilitierung von Opfern der SED-Diktatur im Auftrag des Sächsischen Landesbeauftragten für die Stasi-Akten.
Rachowski veröffentlichte elf Bücher (u.a. „Der letzte Tag der Kindheit“, „Namenlos“, „Red’ mir nicht von Minnigerode“), darunter zwei Gedichtbände und ein Hörbuch.
Preise und Auszeichnungen: u.a. Andreas-Gryphius-Förderpreis (1987), Reiner-Kunze-Preis (2007), erstmalig vergeben.
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In Kooperation mit der BStU Außenstelle Erfurt