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Veranstaltungsberichte

Fragen und Antworten zur Finanz- und Wirtschaftskrise

8. Erfurter Tischgespräch

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Die Leiterin des Bildungswerkes Erfurt der Konrad-Adenauer-Stiftung, Maja Eib, eröffnete am 12. Mai 2010 das 8. Erfurter Tischgespräch der Konrad-Adenauer-Stiftung, diesmal zum aktuellen Thema der Finanz- und Wirtschaftskrise. Als Vortrags- und Gesprächspartner waren zu Gast die Thüringer Finanzministerin Marion Walsmann und der Altstipendiat und Leiter Credit Risk Control der UBS Bank Dr. Michael Wolf.

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Marion Walsmann MdL
Die Finanzministerin ging in ihrem Statement auf die aktuelle Entwicklung der Schuldenkrise im Zusammenhang mit der aktuellen Situation in Griechenland und dem bereits abgestimmten Hilfspaket ein. Dabei forderte sie, dass Konsequenzen aus der Entwicklung zu Gunsten der Entwicklung von Gesetzen hin zu einem Frühwarnsystem gezogen werden sollen. Die Stabilität der gemeinsamen Währung hat für sie eine unbestreitbare Priorität. Als weitere Einstiegsimpulse in die Veranstaltung summierte Walsmann allgemein anerkannte Züge der heutigen Situation und unterstrich vor allem die Notwendigkeit der Verantwortungsübernahme der einzelnen Akteure, sowie einer notwenigen internationaler Aufsicht.

Der Moderator der Veranstaltung Matthias Schäfer würdigte, dass Dr. Michael Wolf, Leiter Credit Risk Control, Geschäftsbereich Global Wealth Management & Business Banking, UBS AG, mit seiner Gesprächsbereitschaft im Rahmen solcher Veranstaltungen einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung in der Wirtschaftskrise leistet und anlässlich des Erfurter Tischgesprächs die Insider-Ansicht erläuterte. Es sei extrem wichtig für die Überwindung des heutigen Standes verschiedene Fachleute ins Gespräch zu bringen und Lösungsansätze zu diskutieren.

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Dr. Michael Wolf
Dr. Michael Wolf setzte sich kritisch mit der Frage auseinander, wie es trotz (oder auch wegen?) weit entwickelter Modelle zur Risikomessung zum Debakel an den Finanzmärkten kommen konnte.

Es kam zu langfristigen systematischen Fehlentwicklungen in der ganzen Branche. Dr. Wolf rekapitulierte am Anfang seines Vortrags die Kettenreaktion, in Folge deren die ganze Finanzbranche jetzt unter Druck steht. Aktuell besprechen alle Medien und Fachleute zwar überwiegend die Griechenlandkrise, die erste Ursache ergab sich aus dem Verhalten der Banken auf dem U.S. amerikanischen Immobilienmarkt. Dank fauler Kredite und deren Weltweitverkauf, mussten mehrere Geldinstitute Insolvenz anmelden. Zu den ersten und entscheidenden Zusammenbrüchen zählte die Lehman Brothers Bank. Die Finanzkrise entwickelte sich dann in eine Wirtschaftskrise, die starke Auswirkungen auf Unternehmen, vor allem aber auf die Automobilindustrie hatte, und eine Mehrzahl der Staaten in eine Rezession führte und zu Gegenmaßnahmen zwang.

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Dr. Wolf während seiner Präsentation
Die Hauptursache der Entstehung der Krise sieht Dr. Wolf in der unzureichenden Kommunikation zwischen den Banken und anderen Beteiligten an dem Finanzmarkt, die in der letzten Jahren eine Dimension erreichte, die zu komplex und unüberschaubar wurde. Die Banken sind dabei Gewinn orientiert und nutzen hierfür alle ihnen möglichen Wege. In seinem Vortrag äußerte sich Dr. Wolf kritisch gegenüber den Banken, die das Risiko während der Verwaltung von „Other People´s Money“ missachten und im Vergleich zu den Schäden keine Verantwortung tragen. Laut Dr. Wolf gehe es ihnen eigentlich weiter gut oder sogar zu gut.

Als Experte im Bereich Risikokontrolle sieht Dr. Wolf den Ausweg aus der Krise vor allem dann, wenn kein Risikotransfer mehr an Staat und Gesellschaft erfolgt und sich jeder Akteur seiner Grenzen und Risiken bewusst wird. Es sei auch zu kritisieren, dass es sich bei den Rating Agenturen um private Unternehmen handelt, die von den Banken für ihr Rating bezahlt werden. Damit wird nicht sichergestellt, dass ein ausreichend kritisches Bild bzw. Bewertung erfolgt.

Dr. Wolf hat seinen Vortrag in folgende Thesen summiert:

  • Die Finanzmarktkrise ist nicht das Ergebnis eines unvorhersehbaren Unglücks, sondern das Resultat von schwerwiegenden systematischen Fehlentwicklungen in verschiedenen Bereichen.

  • Die Grundlagen dieser Fehlentwicklungen wurden nicht als solche erkannt – im Gegenteil: in vielen Bereichen wurden sie als innovative Errungenschaften modernen Managements und innovativer Marktinstrumente betrachtet.

  • Dem übersteigerten Gewinnstreben hatten die traditionellen Faktoren wie Transparenz, Risikobewusstsein, Abwägung verschiedener Interessen, langfristige Orientierung immer weniger entgegenzusetzen.

  • Die Finanzmarktkrise bietet die Chance, das Versagen einzelner (auch wissenschaftlich immer weiter verbreiteter) Methoden und Grundsätze transparent zu machen und insbesondere die Notwendigkeit aufzuzeigen in langfristigen, nachhaltigen Dimensionen zu denken und das Zusammenwirken der einzelnen Faktoren zu berücksichtigen.

  • Wissenschaft, Gesellschaft und insbesondere Politik sind gefordert, die Ursachen zu erkennen und transparent zu machen und insbesondere zu identifizieren, in welchen Handlungsfeldern Einflüsse geltend gemacht werden müssen.

  • Wir sind den Mechanismen der Märkte und den Kräften der Gewinnoptimierung nicht hilflos ausgeliefert. Wenn wir die zugrundeliegenden Mechanismen verstehen und wenn wir bereit sind, mutig und kraftvoll einzugreifen, können wir viel bewegen. Gerade die konservativen Parteien mit ihrer Wirtschaftskompetenz sind in der Lage, hier steuernd zum Wohle der Bürger aber auch zum Wohle der Wirtschaft einzugreifen.

In der anschließenden Diskussion wurden die Thesen der beiden Referenten bestätigt. Als unerlässlich sah man die zukünftige Mitwirkung der Politik und des Finanzsektors an der Erstellung von Regel für die Übernahme von Verantwortung, sowie gegenseitige Transparenz. Es müssen die Mechanismen der Märkte verstanden und aus dem Irrweg weiter konkrete Regel und Lehre gezogen werden. Die Umsetzung im Rahmen der sozialen Marktwirtschaft muss auf der nationalen sowie europäischen Ebene erfolgen.

Bericht: Nina Mádlová

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