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Der Kontakt zwischen der arabischen und westlichen Welt zu Beginn des 19. Jahrhunderts, führte den arabischen Ländern die wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Fortschritte des Okzidents vor Augen und initiierte gleichzeitig eine Diskussion darüber, warum sie in den Rückschritt geraten sind.

Dieser Austausch leitete zugleich die Ära der arabischen Renaissance ein und hinterließ ein großes intellektuelles Erbe, dessen Themen heute noch Gegenstand von Debatten sind.

Mit der Regentschaft Ahmed Beys I. in Tunesien wurde ein Reformprogress (Gründung der Militärschule in Bardo 1840; Verbot der Sklaverei 1846) in Gang gesetzt, der die tunesische Gesellschaft nachhaltig prägte. Diese Reformen setzten seine Nachfolger fort und gingen soweit, mit der Verkündung des „Pacte fondamental“ (1857) und des Allgemeinen tunesischen Staatsgesetzes (1861) die erste Verfassung in der arabischen Welt einzuführen.

Die Reformzeiten endeten auch nicht mit der Einführung des französischen Protektorates, sondern hielten Einzug in alle Domänen des öffentlichen Lebens. So wurde die Moschee Zeitouna zum Ursprung verschiedener Versuche religiöser Erneuerungen. Es begann zugleich eine Diskussion um die Situation und Rolle der Frau, die den Politiker und Intellektuellen Taher Haddad dazu veranlasste, verschiedene Aufsätze zur Emanzipation der Frau zu publizieren.

Bis zum heutigen Tage wird die Reformzeit des 19. Jahrhundert in Tunesien in hohen Ehren gehalten. Verschiedene politische Bewegungen beanspruchen auch heute noch ihr Erbe. Jedoch fehlt es in der wissenschaftlichen Aufarbeitung dieser Epoche an der notwendigen kritischen Haltung, um die Schwachstellen des tunesischen Reformismus zu benennen und die Frage zu beantworten, warum seine Wirkung in Tunesien begrenzt blieb.

Die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) möchte in einem Seminar am 19. November 2016 zu einer Dikussion zu der historischen und ideologischen Entwicklung des Reformismus anregen.