Die religiöse Situation im post-revolutionären Tunesien - Auslandsbüro Tunesien
Workshop
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Die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) und das „Observatoire Arabe des Religions et Libertés“ (OARL) engagieren sich seit vielen Jahren für den Dialog zwischen religiösen und staatlichen Akteuren in Tunesien und anderen arabischsprachigen Ländern.
In Tunesien wurden seit 2011 zahlreiche Workshops, Konferenzen und Diskussionsrunden mit dem Ziel organisiert, zu einer offenen Diskussionskultur zu religiösen Themen beizutragen. Zudem wurden die Vorschläge und Leitlinien, die während dieser Veranstaltungen diskutiert wurden, staatlichen und politischen Institutionen sowie Akteuren der Zivilgesellschaft präsentiert. Wie wichtig die Schaffung von offenen und toleranten Diskussionsräumen und die Einbindung von politischen Funktionsträgern sind, wurden vor allem während der Verfassungsannahme deutlich, die durch Spannungen und Konflikte in Politik und Gesellschaft geprägt war. Die Verabschiedung der tunesischen Verfassung von 2014, die einen gesellschaftspolitischen Kompromiss darstellt, sowie die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen von 2014 gaben Tunesiern die Hoffnung, dass die Rolle von Religion im Staat und der Gesellschaft neu und offen ausgehandelt werden kann.
Drei Jahre später nun stellt sich die Frage, welchen Platz Glauben und Ausübung der Religion im politischen und sozialen Leben beanspruchen.
Haben sich die religiösen Spannungen in Tunesien beruhigt oder werden alte Konflikte in der Zukunft, vor allem vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen und sozialen Spannungen, wieder aufbrechen? Entwickelten die politischen Parteien in Tunesien eine klare Haltung zur Rolle von Religion in Politik und Gesellschaft? Und konnte der tunesische Staat eine Religionspolitik entwickeln und propagieren, die realistisch und harmonisch ist? Wie verhalten sich Imame und religiöse Institutionen zu Staat und Gesellschaft vor dem Hintergrund des ansteigenden Extremismus und der Gewalt in Tunesien?
Kann jeder in Tunesien seine Religion frei ausüben, auch wenn er zu einer religiösen Minderheit gehört?
Die Konferenz, die die KAS und das OARL am 6. Mai 2017 in Tunis organisieren, wird sich mit diesen Fragen beschäftigen. Politiker, Journalisten, Vertreter religiöser Institutionen sowie der Zivilgesellschaft und Professoren verschiedener humanwissenschaftlicher Disziplinen werden ihre Expertise präsentieren und diskutieren. Die Konferenz schließt mit der Vorstellung des Buches „L’islam réformiste – Anthologie“ ab.