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Bereits im 19. Jahrhundert hob sich Tunesien von seinen arabischen Nachbarstaaten dadurch ab, dass es schon 1857 den „Grundsatzpakt“ (Pacte Fondamental) einführte, der die Gleichheit der tunesischen Bürger vor dem Gesetz vorschrieb. In der Verfassung von 1861 wurden dann die ersten Regelungen zu der Organisation der Verwaltung definiert. Während der Zeit, in der Tunesien französisches Protektorat war, galten v. a. Bestimmungen, die auch den französischen öffentlichen Dienst ordneten, so insbesondere das Statut von 1926.

Nach seiner Unabhängigkeit hat sich Tunesien für die Beibehaltung eines Modells gesetzlich definierter Vorgaben entschieden. So blieb die tunesische Verwaltung weiterhin ans Recht gebunden. Heute allerdings ist dieser Verwaltungsapparat reformbedürftig. Die Reformversuche von 2007 und 2008 haben es nicht vermocht, in angemessener Weise auf die Veränderungen der letzten Jahrzehnte zu reagieren, in denen die Globalisierung voranschritt, die Geschwindigkeit politischer und sozialer Wandel zunahm und neue Informationstechniken entwickelt wurden.

Auch wenn es der tunesischen Verwaltung während der Revolution 2011 gelungen ist, nicht zusammenzubrechen, sind ihre Probleme offenkundig und scheinen sich sogar zu mehren: Störungen bei den angebotenen Dienstleistungen, Entwicklung der Korruption, Arbeitsversäumnis der Mitarbeiter, Vergrößerung des informellen Sektors etc. Eine Erneuerung des administrativen Systems ist daher dringend notwendig. Diese sollte v. a. auf einer optimalen Anwendung moderner Informationstechnologien beruhen. Über solche Reformmöglichkeiten werden die Teilnehmer des Studientags im Beisein verschiedener Experten diskutieren können.