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Veranstaltungsberichte

"Mehr Mut zum Outsourcing!"

Ein Wettbewerbsvorteil für tunesische Unternehmen

Das Länderbüro Tunesien/Algerien/Libyen der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) lud in Zusammenarbeit mit dem tunesischen Jungunternehmerverband (CJD) und der Vereinigung Junger Buchhaltungsexperten (AJECT) am 8. Oktober 2015 zu einer Diskussionsrunde über „Outsourcing“ in der Wirtschaft ein. Diese Tagung war Bestandteil der seit Jahresbeginn existierenden Konferenzreihe von CJD und KAS, die sich mit relevanten und aktuellen Themen in Bezug auf die tunesische Wirtschaft auseinandersetzt.

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Einerseits zielte die Veranstaltung darauf ab, eine Benchmark hinsichtlich Outsourcings im internationalen Vergleich herauszuarbeiten. Auch der Einfluss von Outsourcing auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen wurde hierbei in Betracht gezogen. Zur Bestimmung dieser Benchmark wurde von Errungenschaften und Misserfolgen einiger Unternehmen berichtet. Dies erleichterte es den Teilnehmern der Diskussionsrunde, die unterschiedlichen Vor- und Nachteile von Outsourcing anhand konkreter Beispiele zu erkennen. Zu den Vorteilen des Outsourcens gehört demnach die Reduktion der Kosten, aber etwa auch steigendes Umsatzwachstum und eine verbesserte Interaktion zwischen dem Unternehmen und dem Kunden. Die Risiken sind indes der Verlust der Kontrolle über ausgelagerte Funktionen des Unternehmens sowie die Abhängigkeit vom Dienstleister. Auch könnten verminderte Produktqualität und ein geringeres Know-how im eigenen Betrieb auftreten.

Zuvor hatten Khaled Zribi, Präsident des CJD, Mehdi Maazoun, Präsident der Vereinigung Junger Buchhaltungsexperten, sowie Dr. Edmund Ratka von der Konrad-Adenauer-Stiftung die knapp hundert Teilnehmer begrüßt. Eingeladene Finanzexperten sowie Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Medien berichteten anschließend über Outsourcing auf unterschiedlichsten Ebenen.

Mounir Ghazali, Associate bei Ernst & Young, weihte die Teilnehmer in Charakteristika gelungenen Outsourcings ein. So erwähnte er eine Studie, nach der mehr als drei Viertel aller befragten europäischen Unternehmen auslagern würden. Zudem wären laut einer Umfrage 56 Prozent der Unternehmen bereit, unter bestimmten Bedingungen outzusourcen.

Allerdings wäre die Reduktion der Kosten weder der einzige noch der Hauptgrund dafür. Ghazali legte allerdings auch Risiken dar, die erfolgloses Outsourcen mit sich brächte.

Riadh Krichene, Geschäftsführer von Infrastructure Solutions d‘ADACTIS, referierte im Anschluss über Outsourcing in der IT-Branche. Er legte die Elemente und Herausforderungen potenziellen Outsourcens in Bezug auf diesen Sektor dar. So seien hier die Technologien sehr komplex und würden zudem stetig weiterentwickelt. Diesbezügliche Kompetenzen würden des Weiteren stetig teurer und rarer. Auch das vollständige Vertrauen in den Dienstleister sowie mehrjährige Vertragsverpflichtungen erschwerten das IT-Outsourcen. Aufgrund des alltäglichen Berufslebens hätten die IT-Leiter zudem keine Zeit, sich mit strategischen Fragen auseinanderzusetzen. Als positiv zu bewerten seien hingegen die verbesserte Servicequalität und Kostenkontrolle. Durch die Auslagerung einiger Funktionen könnten sich Unternehmen außerdem auf ihre Hauptaufgaben konzentrieren. Als verheißungsvoll erachtete Krichene überdies den Zugang zu qualifizierten Ressourcen sowie die mit dem Outsourcen einhergehende Industrialisierung der IT-Funktion. Eine stärkere Garantie der Geschäftskontinuität, verbesserte Sicherheitskontrollen sowie die Klarstellung auftretender Verantwortlichkeiten zählte er ebenso zu den Vorteilen.

Daraufhin berichtete Wafa Laamiri, geschäftsführende Direktorin von CRIT Tunesien sowie Vizepräsidentin des CJD, über das Outsourcing im Bereich des Humankapitals. Sie eröffnete den Anwesenden, dass immer mehr Unternehmen sowie die öffentliche Verwaltung auf Outsourcing in diesem Sektor zurückgriffen. Allerdings müsse auch berücksichtigt werden, dass sich der Rechtsrahmen in den vergangenen Jahren diesbezüglich nicht verändert habe. Sie teilte die Auffassung der anderen Podiumsteilnehmer, dass, gleichwohl die Reduktion der Kosten ebenfalls eine nicht zu vernachlässigende Größe sei, die Spezialisierung der Unternehmen und die Konzentration auf ihre Hauptbereiche ebenfalls von großer Bedeutung seien.

Khaled Mehiri, Berater und Gründer von Logistika, legte im Anschluss daran das Outsourcing im Logistiksektor dar. Dabei unterschied er drei Bereiche: Transport auf dem See- und Landwege sowie die Lagerung. Er konstatierte hierbei, dass der Seeverkehr in Tunesien infrastrukturell gut ausgerüstet sei, was jedoch auch durch die Anwesenheit internationaler Schifffahrt begünstigt werde. Die beiden anderen Bereiche wiesen indes erhebliche Mängel, insbesondere bei der Lagerung, auf. Wenn man im globalen Verkehr nicht das Nachsehen haben möchte, betonte der Logistikunternehmer, so müsste Tunesien die nach wie vor relativ starren Rechtsvorschriften lockern und sich an die neuen globalen Trends anpassen.

Anis Ben Abdallah, Buchhaltungsexperte sowie Mitglied des Vorstands der Vereinigung Junger Buchhaltungsexperten, komplettierte die Konferenz mit seinem Vortrag über den finanziellen Nutzen von Outsourcing. In Bezug auf das Rechnungswesen sei das Outsourcen global seit einigen Jahren stark weiterentwickelt worden. Die Entwicklung der Computer- und Informationstechnologien habe des Weiteren organisatorische Veränderungen geschaffen und die Finanzfunktion innerlich hinterfragt. Aus diesem Grunde sei es nicht erstaunlich, dass mehr als ein Viertel der Unternehmen finanzielle Aufgaben, Personalwesen, Einkauf sowie das "BackOffice" auslagern würde. Die Vereinigten Staaten, Großbritannien sowie Kanada seien Ben Abdallah zufolge die Vorreiter in der Entwicklung von Outsourcing gewesen. Besagtes Modell hätten in Anschluss frankophone Länder übernommen. Zu den Vorteilen seien ein ausgeprägtes Know-how in Bezug auf die internen Ressourcen, die Einhaltung von Steuer- und Sozialversicherungspflichten als auch eine fortschreitende Optimierung zu rechnen. Außenbeziehungen zwischen Lieferanten, Kunden und Banken, eine bessere Kontrolle der Finanzbedingungen sowie die Reflexion über die Entwicklung des Informationssystems seien hier ebenfalls zu erwähnen. Dadurch sei es möglich, außergewöhnliche Bedürfnisse der Kunden mit der erwünschten Qualität zu befriedigen. Des Weiteren steigerten sich die Kosten lediglich im Einklang mit den Volumina. Zudem sei eine größere Flexibilität in Bezug auf die Verfügbarkeit von Humankapital und Ressourcen gegeben. Dies erweise sich insbesondere als hilfreich, sollte eine Arbeitskraft wegen Urlaub, Krankheit oder anderer Gründe ausfallen. Ebenfalls anzuführen sei hierbei, dass durch Outsourcen Kosten, die beim Kauf sowie bei der Instandhaltung und Aktualisierung von Buchhaltungs- und Steuersystemen (Software und Server) anfallen, vermieden werden könnten.

Auf den Präsentationen aufbauend entstand eine rege und interaktive Debatte. Die Gäste und Teilnehmer waren sich größtenteils einig, dass die tunesischen Unternehmen mehr Mut zum Outsourcen wagen sollten.

Bericht: Benjamin Fries

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Dr. Holger Dix

Dr. Holger Dix

Leiter des Regionalprogramms Politischer Dialog Subsahara-Afrika, Interimsleiter des Auslandsbüros Südafrika

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