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Veranstaltungsberichte

Tunesien – Europa: Die Bilanz nach 20 Jahren Assoziierungsabkommen

von Slim Jaoued

Die dritten „Rencontres de Tunis“ drehten sich um die Schließung des Assoziierungsabkommens zwischen Tunesien und der Eu

2014 war die Europäische Union (EU) mit ihren 28 Mitgliedsstaaten mit 73,8 % der Exporte und 48 % der Importe der wichtigste Handelspartner Tunesiens. 19 Jahre zuvor, im Jahr 1995, hatten beide ein Assoziierungsabkommen geschlossen, welches den Rahmen für ihre Kooperation im politischen, wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und sicherheitspolitischen Bereich bildet und welches es erlaubte, eine Freihandelszone zwischen der EU und Tunesien einzurichten.

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20 Jahre nachdem Tunesien als das erste südlich des Mittelmeers gelegene Land ein solches Abkommen unterzeichnet hat, ist es an der Zeit, Bilanz zu ziehen. Dieser Aufgabe widmeten sich die Konrad-Adenauer-Stiftung und Sigma Conseil in der dritten Ausgabe ihrer „Rencontres de Tunis“.

67,7 % der exportierenden Unternehmen haben vom Abbau der Zolltarife profitiert

Die letzte bei den Leitern von kleinen und mittleren tunesischen Unternehmen durchgeführte Umfrage hat ergeben, dass ein großer Teil der exportierenden Unternehmen in Tunesien eine positive Wahrnehmung der tunesisch-europäischen Partnerschaft hat. 64 % der Befragten verstehen diese als Gelegenheit und 33 % bescheinigen ihr sogar einen positiven Einfluss, v. a. im Hinblick auf die Wettbewerbsfähigkeit tunesischer Unternehmen. Tatsächlich war die EU 2014 mit 73,8 % der Exporte und 48 % der Importe der wichtigste Handelspartner für Tunesien.

Auf der Konferenz ging Michaela Dodini, die in der Delegation der Europäischen Union in Tunesien für den Handel zuständig ist, auf die Pressekonferenz des tunesischen Regierungschefs Habib Essid und der Hohen Vertreterin der EU vom 27. Mai 2015 in Belgien ein: Beide Partner hatten damals verkündet, ab Oktober 2015 die Verhandlungen über eine Vertiefung des Freihandelsabkommens (Accord de Libre-Echanges Complet et Approfondi: ALECA) wiederbeleben zu wollen. Dieses Abkommen würde es erlauben, die Beziehungen zwischen den beiden Partnern, v. a. in den Bereichen, die im Assoziierungsabkommen vor 20 Jahren noch ausgelassen worden waren, zu intensivieren. Für Dodini gingen die bisherigen europäisch-tunesischen Beziehungen mit der positiven Entwicklung des bilateralen Handels und der ausländischen Direktinvestitionen in Tunesien einher. Außerdem hat das Abkommen dazu beigetragen, das Vertrauen europäischer Investoren zu stärken. Angesichts des tunesischen Potentials lassen sich auch künftig noch Kooperations- und Handelsbereiche erschließen, so v. a. die tunesische Agrarwirtschaft, die die EU mit ihrer Expertise fördern könnte.

Diese positive Einstellung wurde auch von Afif Chelbi, ehemaliger Industrieminister und einer der Initiatoren der erweiterten Verhandlungen, geteilt. Seiner Meinung nach stellt die Unterzeichnung des Assoziierungsabkommens für Tunesien die wichtigste wirtschaftliche Entscheidung der letzten 20 Jahre dar. In diesen 20 Jahren sind die tunesischen Exporte von 3,3 Millionen Dinar auf 9,3 Millionen gestiegen und die Anzahl der exportierenden Unternehmen hat sich verdoppelt.

Zwar erinnerte auch der tunesische Ökonom Hafedh Zaafrane daran, dass die tunesischen Unternehmen infolge des Assoziierungsabkommens ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern konnten, zugleich unterstrich er aber die passive Haltung der tunesischen Unternehmer. Er betonte die Notwendigkeit für die tunesischen Unternehmen, neue Märkte zu erobern und neue Nischen zu erschließen.

Von den Fragen, die im Dialog mit den Konferenzteilnehmern gestellt wurden, zielten mehrere auf jene Bereiche, die im Rahmen der Beziehungen mit der EU noch weiterentwickelt werden könnten – v. a. was die Freizügigkeit anbelangt.

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Dr. Holger Dix

Dr. Holger Dix

Leiter des Regionalprogramms Politischer Dialog Subsahara-Afrika, Interimsleiter des Auslandsbüros Südafrika

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