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Akademie der Ukrainischen Presse

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Журналісти у зоні збройного конфлікту: як зберегти життя, матеріал та незаангажованість?

von Kateryna Bilotserkovets
Vom 28.-30. Mai 2019 fand in Winnyzja ein Medienseminar zum Thema "Besonderheiten der Journalistenarbeit unter den Bedingungen eines militärpolitischen Konflikts" statt, das durch die Akademie der ukrainischen Presse und das Auslandsbüro der Konrad-Adenauer-Stiftung (Kiew) organisiert wurde.

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Leider verliert die Kriegsreportage in der Ukraine nicht ihre Aktualität, und Nachrichten von der Front prägen seit sechs Jahren Schlagzeilen ukrainischer Medien. Berichterstattung über Konflikte bleibt nach wir vor ein durchaus sensibles Thema, das gründliche Vorbereitung und klare Werteorientierungen von Journalisten erfordert. Um Journalisten weiterzubilden, die von der Front berichten möchten, führten das Auslandsbüro der Konrad-Adenauer-Stiftung (Kiew) und die Akademie der ukrainischen Presse vom 28. bis 30. Mai 2019 ein 3-tägiges Training "Besonderheiten der Journalistenarbeit unter den Bedingungen eines militärpolitischen Konflikts" in dem Hotelkomplex "Butterfly“ nahe Winnyzja durch.

Teilnehmern des Trainings zählten in diesem Jahr kriegsgeübte und junge Journalisten und Journalistinnen sowie Medienstudierende, vor allem aus der Nationalen Wassyl-Stus-Universität Donezk, insgesamt 20 Personen.

Das Trainingsprogramm umfasste drei Module: Kriegsreportage, körperliche Sicherheit und vormedizinische erste Hilfe sowie digitale Sicherheit. Als Referenten traten Praktiker auf, die Erfahrungen in Gefahrenherden der Welt gesammelt hatten.

Welche gesellschaftliche Rolle spielen Journalisten während bewaffneter Konflikte? Wie ist die Berichterstattung über Kriegshandlungen qualitativ hochwertig und mit Einhaltung fachlicher und ethischer Standards zu gestalten? Diese Fragen beantworteten im Rahmen des ersten Moduls Prof. Dr. Valeri Iwanow, der seinerzeit die Kommission für Medienethik geleitet hatte und Piotr Andrusieczko, Reporter der Zeitung "Gazeta Wyborcza", der 2014 in Polen zum Journalisten des Jahres für seine Berichterstattung über den Konflikt im Donbass erklärt wurde. Obwohl es kompliziert ist, den Medienstandards während des Krieges treu zu bleiben, kann kein Journalist ohne deren Einhaltung seine gesellschaftliche Rolle als objektiver Beobachter und Berichterstatter übernehmen. Journalisten sollen neutral bleiben, auf den Tatsachen basierte Informationen gewähren und immer Wahrheit sagen, auch wenn diese nicht politisch korrekt ist. Die Referenten warnten die TN vor Anwendung einer durch den Hass diktierten Sprache, denn sie führt zur Entmenschlichung der Konfliktparteien sowie vor Jagd auf Sensationen, die oft nicht geprüfte Informationen als Grundlage hat und Nachrichten boulevardmäßig darstellt, wodurch das Vertrauen der Menschen in die Medien reduziert wird.

Im ersten Modul wurden auch moderne Tendenzen der Kriegsreportage besprochen. Dazu gehört u.a. die Verbreitung von digitalen Technologien, die einerseits die Vermittlung von Informationen, Tatsachenprüfung und Verbindung zur Redaktion beschleunigen, andererseits aber die Konkurrenz mit Amateurjournalisten schaffen, wodurch der qualitativ hochwertige Journalismus leidet. Ein Teil des Moduls war der Vorführung von Videos mit modernen Beispielen der Berichterstattung von Kriegshandlungen in der Ukraine sowie der kritischen Analyse dieser Fallstudien gewidmet. Auch ethische Aspekte wurden thematisiert: Darf z. B. ein Journalist die Akkreditierung von der feindlichen Partei bekommen, wenn er besetzte Gebiete besuchen möchte?

Darüber hinaus bekamen die TN eine ganze Reihe von praktischen Empfehlungen über den Aufbau einer effizienten Kommunikation mit Konfliktteilnehmern, d. h mit Militärs und anderen Journalisten, aber auch mit Rebellen und mit der durch Kriegshandlungen und Propaganda betroffen Zivilbevölkerung.

Zum Abschluss der Diskussion wurde betont, dass die Einhaltung der Standards, Transparenz, Objektivität, Kompetenz und Unvoreingenommenheit ein Gewähr für eine erfolgreiche Reportage von der Front ist.

Am zweiten Tag wurden im Rahmen des Moduls "Körperliche Sicherheit", den Olexij Pawlijtschuk, ein erfahrener TV-Journalist und Instrukteur für körperliche Sicherheit und vormedizinische Hilfe durchführte, jegliche romantische Vorstellungen über die Arbeit der Militärreporter relativiert. Kein Bericht ist das menschliche Leben wert, daher darf man ins Gebiet der Kriegshandlungen ohne ordentliche Vorbereitung und gründliche Planung nicht fahren. Den Teilnehmern wurde vermittelt, wie sie mit Checklisten arbeiten, Risiken bewerten können, was sie im Rucksack haben sollen, den sie immer mitschleppen, wie sie ihren Alltag im Bereich der Kampfhandlungen organisieren sollen. Auch praktische Übungen waren wichtig: Die TN übten einige Stunden lang die Bewegung unter Beschuss, Suche nach Deckung, Aufnahmen im Bereich von Massenunruhen und Maßnahmen der vormedizinischen ersten Hilfe.

letzte Modul über die digitale Sicherheit wurde von dem Trainer Dr. Andrij Jurytschko durchgeführt (Lehrer des Instituts für Journalismus der Nationalen Taras-Schewtschenko-Universität Kiew, Ex-Kriegsreporter in Sierra-Leone und Syrien). Da ging es vor allem um den Schutz der Online-Konten, Informationsschutz auf Datenträgern und andere grundlegende Regeln der digitalen Sicherheit.

Bei der Bewertung der Maßnahme hoben die Teilnehmer ihren hohen anwendungsbezogenen Wert, Aktualität gewonnener Kenntnisse und Fertigkeiten sowie fachliche Kompetenz der Referenten hervor, die Erfahrungen auch an der Front gesammelt hatten.

Solch ein Training organisierte die KAS bereits zum dritten Mal, die früheren wurden im Sommer 2015 in Slowjansk und 2018 in Kramatorsk durchgeführt.

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