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Veranstaltungsberichte

Literatur und Politik. Ein deutsches Verhängnis?

Lesung, Vortrag und Diskussion mit Prof. Dr. Günther Rüther

Auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung und des Germanistischen Instituts der Eötvös Loránd Universität hielt am 25. Februar 2014 Prof. Dr. Günther Rüther, ehem. Hauptabteilungsleiter Begabtenförderung und Kultur der KAS, einen Vortrag mit dem Titel „Literatur und Politik. Ein deutsches Verhängnis?”

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Dass es sich beim Zusammenspiel von Literatur und Politik um kein abstraktes, sondern ein sehr aktuelles Thema handle, betonte Prof. Dr. Rüther zu Beginn seines Vortrages. In diesem Zusammenhang verwies er auf die Proklamation der internationalen Schriftstellervereinigung P.E.N. anlässlich der Olympischen Winterspiele in Sotschi. Die Schriftsteller protestieren darin gegen die mangelnde Meinungsfreiheit in Russland. Anschließend legte Dr. Rüther dar, wie sein Interesse über die Verbindung zwischen Geist und Macht entstand. Noch während des Kalten Krieges habe er begonnen, sich mit der Literatur der DDR auseinanderzusetzen. Er erkannte, dass die Literatur tiefe Rückschlüsse auf das Leben unter dem sozialistischen Regime zulasse. Der Streit um die öffentliche Wahrnehmung sei Ursache des Spannungsverhältnisses von Literatur und Politik. Um diese besser verstehen zu können, nahm er das Publikum auf eine historisch-literarische Reise mit, für die sein Buch als Reiseführer diente.

Die erste Station bildeten Leben und Werke von Thomas Mann, der unter den Nationalsozialisten in die Schweiz emigrierte. Anlässlich seines Besuches zum 200. Geburtstag Johann Wolfgang von Goethes im Jahre 1949 sympathisierte der Nobelpreisträger, so Rüther, offen mit der DDR. Die folgende Generation von Schriftstellern, wie Johannes Bobrowski, Anna Seghers, Christa Wolf, Günther de Bruyn oder Herta Müller betrachteten das sozialistische System nicht mehr von außen, sondern von innen. Volker Braun etwa glaubte daran, dass der sozialistische Weg der richtige sei und wollte diesen mit seinen Werken unterstützen. Demgegenüber hätte Hans Joachim Schädlich den Widerstand gewählt und durfte in der DDR kein einziges Wort veröffentlichen, so Rüther.

Im Anschluss an die geschichtlichen Ausführungen las Professor Rüther aus seinem Buch über Franz Fühmann vor, der während einer Ungarnreise das Tagebuch „Zweiundzwanzig Tage oder Die Hälfte des Lebens” schrieb. Der Schlüsselbegriff des Werks Fühmanns sei Wandlung: „Wandlung ist der Übergang des Menschen von einem Wertesystem in ein anderes.”

Im Anschluss an die Lesung hatte das Publikum die Möglichkeit, Fragen zu stellen. „Wie können Künstler sicher sein, dass sie mit ihrem Werk die Wandlung und nicht die Wendung unterstützen?“ oder anders gesagt: „Kann die in dem ästhetischen Sinne schöne Literatur dem Böse dienen?“. Dr. Rüther brachte die Ansicht zum Ausdruck, dass Belletristik vor allem humanistisch sei, und daher nicht böse sein könne. Doch könnten Bücher missbraucht und damit auch bösartig genutzt werden.

Einer Einladung der Universität Pécs folgend stellte Prof. Dr. Rüther am darauffolgenden Tag auch hier sein Buch vor. Im Anschluss an die Lesung diskutierte er mit den rund 40 Gästen.

Am 27. Februar 2014 lud die KAS Vertreter von Partnerorganisationen zu einem Arbeitsessen mit Herrn Prof. Dr. Rüther über die wesentlichsten Thesen seines vor kurzem publizierten Aufsatzes „Die akademische Jugend im Wandel der Zeit“ ein. Mit den Gästen wurde über die Entwicklung der Jugend von der „Trümmergeneration“ hin zur „Generation Y“ diskutiert.

(Text: András Mércz)

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